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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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einen Misthaufen nennen …“
    „Das würde ich mir nie erlauben.“
    „… dann erscheint mir Bruder Valerios immer noch nicht sehr fliegenähnlich. Eher wie eine große Spinne.“
    Ian erschauerte, denn plötzlich erinnerte er sich wieder des ponygroßen Spinnenwesens, dem er vor einem halben Jahr begegnet war. Dieses hatte rein gar nichts mit dem allzu neugierigen und misstrauischen Magister der Zauberei zu tun, über den sie gerade herzogen. Sich im Moment daran zu erinnern war keineswegs empfehlenswert. Bruder Sutton war anwesend gewesen, als sie die Kreatur bekämpft hatten, doch jemand hatte ihm die Erinnerung an die Nacht vernebelt. Und das war gut so.
    „Irgendwie ist mir der Gedanke eines Valerios-großen Spinnentiers rechtschaffen unsympathisch“, sagte Sutton. „Irgendwas ist an Spinnen … großen Spinnen … fast kann ich es vor mir sehen … als wäre ich so einem Wesen bereits einmal …“
    „Dann sollten wir uns auf das Bild mit der Fliege beschränken“, fuhr Ian rasch fort. „Fliegen können einen schließlich in den Wahnsinn treiben. Sie kreisen einem immer wieder brummend um den Schädel und akzeptieren einfach nicht, dass sie nicht willkommen sind.“
    „Nun ja, ich kann die Parallele hier schon sehen. Der ehrwürdige Valerios, wie er surrend einem jeden hinterherspioniert.“ Sutton grinste. „Aber Exkursionen in die Gebiete der Entomologie werden Ihnen jetzt nicht helfen. Es ist an der Zeit, ein Mann zu werden.“
    Ian seufzte. Er war ein Mann. Er zweifelte nicht einen Augenblick daran. Schon allein der Initiationsritus bei der Aufnahme in die Aroria-Loge hatte ihn nicht nur zum Akolythen, sondern auch zum erwachsenen Mann gemacht, anerkannt in diesem illustren Kreis. Nach weiteren Beweisen verlangte es ihn nicht. Vor zwei Jahren, da war er noch ein Junge gewesen. Er war gejagt worden, beinahe gestorben, war zeitweise zum Teil ein Feyon gewesen, gerettet worden und hatte weitergelebt – als Mann. Auf keinen Fall brauchte er eine Provinzdirne, um ihm da irgendetwas zu beweisen.
    Es war ja gar nicht so, dass er Mädchen etwa nicht mochte. Doch er fühlte sich einfach nicht danach, sich zu entscheiden, was er mochte und was er nicht mochte. Nicht in Begleitung eines Kollegen, der auch ein Freund war und der besser nie herausfinden sollte, dass die einzige intime Erfahrung, die sein junger Kollege je gemacht hatte, mit einem Feyon gewesen war, der – was immer er sonst sein mochte – eben kein Mädchen war.
    Es regnete, und es war dunkel, und durch die Hintergassen Passaus zu schleichen, während einem das Wasser vom Zylinder tropfte, entsprach nicht Ians Vorstellung von einem angenehmen Abend. Sie waren in einem respektablen Gasthaus abgestiegen. Sutton hatte bereits Pferde für den nächsten Morgen gemietet. Der Gedanke, im strömenden Regen durchs wilde Hinterland von Bayern zu reiten, inspirierte Ian nicht sehr. So hatte er sich auf einen gemütlichen Abend im Gasthof gefreut.
    Mädchen. Sie waren nur ein theoretisches Konzept in Ians Leben und so gar nicht von Bedeutung. Ihm wurde klar, dass ihn das von seinen ehemaligen Freunden und Gefährten absetzte. Doch er hatte seine Vergangenheit zusammen mit seinen Jugendfreunden verloren, als die Umstände es erforderten, dass er Magier werden sollte. Meister des Arkanen erfreuten sich in der guten Gesellschaft keines guten Leumunds. Man brauchte sie, man versicherte sich ihrer Dienste, doch man redete möglichst nicht darüber oder ignorierte ihre Existenz am besten ganz.
    Ian begriff, dass er mit den Damen des horizontalen Gewerbes, die er im Begriff war zu besuchen, eventuell mehr gemeinsam hatte, als er dachte. Er unterdrückte ein Kichern.
    Natürlich spürte Sutton, ausgestattet mit den scharfen Sinnen eines Meisters des Arkanen, dieses Kichern, einerlei ob es unterdrückt war oder nicht.
    „Sie brauchen nicht nervös sein, junger Mann. Ich bin sicher, Sie werden in guten Händen sein.“
    Er bog ab in eine kleine, enge Seitengasse. Trotz des Regens stank es hier.
    „Hier muss es sein“, schloss Sutton, als sie in einem schmutzigen Hinterhof ankamen. Eine einzelne Buntglaslaterne über einer Tür gab ein wenig Licht.
    Ian wäre am liebsten zurückgegangen. Allerdings wollte er Sutton auch nicht hier alleine lassen. Es war durchaus möglich, dass der Meister nicht so vorsichtig war, wie er hätte sein sollen. Sutton war dem Bier nicht abhold, und im Gasthof, wo sie diniert hatten, hatte man ein ausgezeichnetes Gebräu

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