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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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das bedeuten?
    „Ich weiß nicht …“ Was war richtig?
    „Ich werde versuchen, dir zu helfen“, flüsterte er. „Ich werde keinen Lohn verlangen, wenn ich dir nicht helfen kann. Aber mit mir spielt man nicht. Nun will ich deinen Treueid.“
    Seine Rechte lag flach auf ihrer Brust. Sie erschrak. Niemand hatte sie dort je angefasst. Sie sollte sich wehren. Doch sie stand nur da und begriff, dass er nicht ihren Busen anfasste, sondern ihr Herz erspürte.
    Sie versuchte, sich von der Wärme und der Stärke freizumachen, von der seltsamen Verlockung. Sie brauchte Hilfe. Er bot sie. Am besten nicht auf seine Hand achten.
    „Helfen Sie mir, Clarissa zu retten – und ich schwöre, Ihre Bedingung zu erfüllen“, sagte sie. Was blieb ihr übrig? Sie würde jede Hilfe brauchen, die sie bekommen konnte.
    „Dein Name“, verlangte er zu wissen.
    „Konstanze Vanholst.“
    „Ich bin dein, Konstanze“, sagte er, „und du bist mein, um dein Wort zu halten. Du wirst zu niemandem über mich sprechen. Nimmer.“
    Im nächsten Moment war er verschwunden. Nur die Erinnerung an seine Berührung blieb wie ein Nachhall von Intimität. Eine Schar Vögel flog auf. Es war inzwischen zu dunkel, um Einzelheiten zu erkennen, doch sie waren groß und schwarzglänzend – Teufelsvögel.
    Sie war allein, und es war denkbar, dass sie nie etwas anderes gewesen war. Die Kälte und die Düsternis sowie der nahe Tod mochten ihren überforderten Sinnen Streiche gespielt haben.
    Allerdings waren ihre Kleider trocken.
    Aus der Ferne hörte sie ein Pferd. Ein Reiter! Schon rannte sie dem Geräusch entgegen und rief um Hilfe.

Kapitel 7

    S ie war nicht auf dem Boot “, sagte der Priester in seiner langen Kutte. Seine hohe, allzu sanfte Stimme klang verärgert.
    „Ich war mir sicher“, antwortete Bruder Anselm. „Es lag nahe. So hätte sie planen müssen. Ihre Entschlusskraft war weithin zu spüren. Den Fluss hoch und dann mit dem Zug nach München; jeder mit nur einem Funken Verstand hätte es so gemacht, und an Verstand mangelt es ihr nicht, nur an Demut.“
    „Das setzt voraus, dass München ihr Ziel war. Vielleicht hat Thernow sich geirrt. Oder Ihre Instinkte haben Sie im Stich gelassen.“
    Die Miene des Mönchs verdunkelte sich kurz. Er holte tief Luft und fuhr dann fort, als hätte er seine eigentliche Antwort mühsam heruntergeschluckt: „Am Bahnhof war sie nicht. Mit der Postkutsche wird sie nicht gefahren sein. Dieser Service ist seit der Einführung der Eisenbahn nicht mehr zuverlässig, und mein Instinkt lässt mich nur äußerst selten im Stich.“
    Der Priester ignorierte den letzten Satz.
    „Vielleicht ist sie flussabwärts gefahren“, schlug der Mönch vor. „Nach Wien.“
    „Wozu?“
    „Um uns zu narren? Vielleicht hat das Weib dort Freunde.“
    „Protestanten wahrscheinlich“, nickte Pater Bonifatius. Seit der österreichische Kaiser die Glaubens- und Gewissensfreiheit im Protestantenpatent festgelegt hatte, hatten fanatische Katholiken eines ihrer letzten Bollwerke in Europa an die religiöse Toleranz verloren. Dennoch war es nicht unbedingt Toleranz, was die Mehrheit der Bewohner der Donaumonarchie Andersgläubigen gegenüber fühlte.
    Die beiden Männer saßen in einer kleinen Schreibstube unter dem Dach der alten Bischofsresidenz, die ihnen die Diözese Passau zur Verfügung gestellt hatte. Meist standen diese Zimmer leer. Doch die Fraternitas Lucis hatte schon seit langem das Recht, über sie zu verfügen. Entscheidungen der Kirche hatten die Tendenz, sich nie mehr zu ändern. Änderungen bedeuteten Entwicklung, und jeder Entwicklung musste man misstrauen. Gottes Kinder – so nannte die Fraternitas Lucis die Christen – waren am sichersten, wenn sie unbeweglich verharrten. Etwas zu ändern bedeutete, vorher war etwas falsch gewesen, und die Kirche hatte noch nie auch nur einen einzigen Fehler eingeräumt.
    So änderte sich hier nichts, wenngleich die Männer wussten, dass ihre eigene Kirche zu großen Teilen lieber nichts mehr mit ihnen zu tun hätte. Dämonen und Hexen waren aus der Mode gekommen, und die unermüdlichen Jäger des Bösen konnte man meist dadurch ignorieren, dass man einfach nicht genau hinsah.
    Tisch und Stühle in diesem Raum standen hier schon über ein Jahrhundert. Sie waren gewienert und rochen nach Möbelpolitur. Eine Skulptur des Heiligen Georg schmückte eine Ecke des Raumes. Der Drachentöter war der Schutzheilige der Bruderschaft. Einige Akten lagen auf Regalen daneben, alle mit

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