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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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ein wohlgebautes Exemplar mit etwas zu langen, braunen Haaren, einem Bart und deutlich sichtbarer Körperbehaarung – was Konstanze ziemlich peinlich fand. Er trug einen ärgerlichen und überraschten Gesichtsausdruck zur Schau, und das war auch schon beinahe alles, was er trug.
    Erst jetzt sah sie die Leute, die in einem wilden Haufen übereinander lagen. Eine gewichtige Matrone war dabei sich aufzurappeln und wandte sich der Tür zu. Sie sah die Neuankömmlinge, und ihr Blick wandelte sich von Ärger zu ängstlicher Unruhe.
    Nun erst konnte Konstanze Clarissa ausmachen. Das Mädchen lag auf dem Boden mit von Rosberg und einem eher zierlichen jungen Mann. Sie alle versuchten, sich gleichzeitig zu bewegen. Der junge Mann zog an Clarissa. Von Rosberg versuchte, das zu verhindern. Schließlich erhoben sie sich, ohne die Situation gelöst zu haben, und jeder der Männer hielt einen Mädchenarm fest. Im gleichen Augenblick wandten sich alle drei dem Eingang zu wie Marionetten. Sie hoben ihre Arme – sich immer noch gegenseitig festhaltend – als müssten sie einen Hieb abwehren, der freilich nie kam.
    Konstanze reckte ihren Hals und erspähte nun auch die Männer, denen sie gefolgt war. Der Preuße stand seltsam reglos da, seine Arme hingen seitlich an ihm herunter. Das erschien ihr seltsam, denn eben war er noch so voller Tatendrang gewesen. Die beiden Mönche blockierten den Ausgang. Einer von ihnen gestikulierte unablässig. Der andere sah sich um und sondierte die Lage. Sie wirkten nicht besonders fromm, eher wie Soldaten eines Sonderkommandos. So etwas Ähnliches waren sie schließlich auch – zumindest wenn Konstanze das glauben mochte, was man ihr erzählt hatte.
    Angst jagte ihr durch den Körper. Dass der eine Mönch über bizarre Fertigkeiten zur Manipulation verfügte, bezweifelte sie nun nicht mehr. Das würde das eigentümliche Verhalten des Preußen erklären.
    Magie konnte es freilich nicht sein. Magie gab es nicht. Zauberkünstler waren Zirkusartisten, unterhaltsam und amüsant, aber eben nicht echt.
    Doch immerhin beobachtete sie hier etwas, das sie nicht erklären konnte. Und alles nur, um Clarissa zu bekommen. Warum? Warum war sie so wichtig, dass diese frommen Herren an einen Ort wie diesen kamen, zusammen mit einem Verbrecher? Sie sahen so gar nicht aus, als wollten sie das Mädchen vor einem Schicksal retten, das es weder gewünscht noch verdient hatte, und Clarissa selbst zitterte in ihrem Hemdchen wie ein Blatt im Wind.
    Irgendjemand musste sie entkleidet haben. Konstanzes Herz verkrampfte sich. Das arme Kind. Was war ihr nur geschehen, seit sie getrennt worden waren? Es war Zeit genug gewesen, dass fürchterliche Dinge hatten passieren können.
    Als könnte sie Konstanzes Gedanken hören, wandte Clarissa ihren Blick nun dem Fenster zu. Furcht und Schrecken spiegelten sich in ihrem Antlitz wider. Die beiden Männer hielten sie immer noch zwischen sich fest, doch sie wand sich nun in von Rosbergs Griff und wehrte sich auch gegen den jungen Mann. Konstanze überlegte kurz, wer er wohl sein mochte. Er sah brav aus und wirkte recht entschlossen.
    Er musste ein Kunde sein, begriff Konstanze. Er hatte sich Vergnügungen mit einem jungen Mädchen gekauft und wollte sie jetzt auch haben. Sie hasste ihn mit plötzlicher Inbrunst. So jung und so verdorben. Da verbrachte er seine Zeit an diesem schrecklichen Ort und bezahlte Geld, um sich einem Mädchen aufzuzwingen, das kaum mehr als ein Kind war. Konstanze wünschte sich, sie würde ihn zu fassen kriegen und ihm eine ordentliche Abreibung verpassen können. Ohrfeigen wollte sie ihn und ihn treten, wo es … wie auch immer. Er sah aus wie ein Student. Studenten feierten gern. Offenbar betraf das nicht nur die Trinkerei.
    Der Mönch wandte sich ihm mit einem Mal zu, als hätte er ihn gerade erst bemerkt. Er gestikulierte noch heftiger. Konstanze begriff, dass dies eine Art Angriff war, auch wenn sie nicht verstand, warum mit den Händen fuchteln so ungeheuer aggressiv wirkte. Lautlos murmelte er etwas, doch sie bezweifelte, dass es sich um Gebete handelte. Nein. Er sah so gar nicht fromm aus, eher selbstsicher und selbstgerecht.
    Der junge Mann trat einen Schritt vor, ohne dabei Clarissa loszulassen. Tatsächlich hatte es eher den Anschein, als trete er schützend vor sie. Konstanze beobachtete ihn dankbar, obgleich sie ihn eben noch als Schurken angesehen hatte. Er wurde immer blasser. In seinem Gesicht konnte man Schmerz lesen, sein rotblondes Haar

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