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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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war verwundet. Sein Taschentuch hielt er sich unablässig vor die Nase, denn bisweilen tröpfelte etwas Blut aus seinem linken Nasenloch. Dies war jedoch kein Zeichen einer schlimmeren Kopfverletzung, sondern vielmehr ein Symptom physisch-mentaler Überforderung.
    Trotz seiner Erschöpfung fuhr Bruder Anselm emsig fort.
    „Also: Fakten und Beobachtungen. Da ist einmal dieser Mann. Bruder Marcus berichtet, dass er sich sehr eigentümlich benahm, nachdem ich ihm auf den Zahn gefühlt hatte. Selbst gesehen habe ich es nicht. Ich kann aber bestätigen, dass irgendetwas sehr Seltsames an ihm war. Er schien gleichermaßen von besonderer Festigkeit und doch auch von besonderer Flexibilität zu sein.“
    „War er vielleicht doch ein Feyon?“, fragte Pater Bonifatius.
    „Ich denke … nein. Er schien durchaus menschlich zu sein.“
    „Ein Mischling vielleicht? Ein Nachfahre einer sodomitischen Verbindung zwischen einem Kind Gottes und einem Dämon?“
    „Das ist immerhin möglich, theoretisch. Aber es ließ sich keinerlei feyon-artige Erbmasse feststellen.“
    „Sie meinen, Sie jedenfalls konnten keine feststellen“, meinte Pater Bonifatius.
    „Nicht unter den gegebenen Umständen“, gab Bruder Anselm zurück. „Meine Konzentration wurde zur Gänze für das heilige Duell gebraucht.“
    „Offenbar ein Logenmagier.“
    „Das scheint zumindest plausibel. Er wurde von einem jungen Mann unterstützt. Ein Akolyth? Noch unausgebildet. Doch nicht ohne eine gewisse inhärente Macht. Eine fast greifbare Kraft, die tief in den Energielinien der Welt verwoben war. Sein Können war gleich null, sein Potenzial allerdings überragend. Wenn er erst fertig ausgebildet ist, wird er eine große Gefahr darstellen.“
    „Oder ein großer Segen sein – wenn wir die sein könnten, die ihn ausbilden.“
    „Er schien mir nicht der Typ zu sein, der sich leicht beeinflussen lässt.“
    „Sie sagen das so, Bruder, als wäre unser Einfluss etwas, vor dem er sich in Acht nehmen müsste. Dabei würden wir ihm doch nur helfen, seine Seele zu retten. Das ist schließlich unsere Aufgabe. Die Rettung von Seelen, wenn es sein muss unter Dreingabe der physischen Existenz. – Wenn man ihm die richtige Motivation gibt, mag es doch sein, dass er schließlich doch lieber das Werk Gottes tut als das des Teufels.“
    Bruder Anselm zuckte nicht mit den Schultern, doch seine Stimme klang so, als täte er es.
    „Selbstverständlich“, sagte er in neutralem Ton. Pater Bonifatius’ Augenbrauen zuckten erneut.
    „Also über den Schädel haben Sie eins bekommen – mit einem Stuhl“, meinte er nur und ließ dabei inhärent anklingen, dass der Hochmut des arkanen Bruders nicht angemessen war.
    Stille hing im Raum wie giftiger Nebel.
    „Das … ist wohl so.“
    Nun wandten sich beide Bruder Marcus zu und blickten ihn anklagend an. Am liebsten hätte er seine Hände in gallischer Frustration gen Himmel gehoben, doch er unterließ es. Seine Hände blieben gefaltet vor ihm und bedeckt durch seine weiten Ärmel. Er senkte seinen Blick und akzeptierte die Schuld. Er hatte seinen Magier-Bruder nicht beschützt. Wieso war unerheblich. Niemand interessierte sich dafür, dass er nach dem Überraschungsangriff dieser Dame selbst halb bewusstlos war.
    „Sie führen doch ein Bußbuch, Bruder Marcus“, sagte Pater Bonifatius. Buße der zeit- und körperintensiveren Art musste warten, bis diese Mission erfüllt war. Das mochte dem Dogma gemäß eher unüblich sein, doch es war eine praktische Lösung, wenn andere Erwägungen von größerer Dringlichkeit waren.
    „Selbstverständlich, Hochwürden“, antwortete Bruder Marcus. „Ich weiß um meine Schuld.“ „Mea Culpa“, betete er still, „mea culpa, mea maxima culpa.“
    Der Priester nickte freundlich und wandte sich wieder an den anderen Mann.
    „Um noch einmal zusammenzufassen: Wir haben einen Meister des Arkanen, der unser Feind ist, wir haben einen Jungspund mit arkaner Begabung, der ebenfalls unser Feind ist, einen besseren Herren, der möglicherweise etwas ist, was näherer Untersuchung bedarf, auch der ein Feind. Dann ist da noch ein junges Mädchen, das ganz offensichtlich vom Bösen berührt ist, geradeso, wie ihr Onkel es vermutet hat. Und schließlich haben wir auch noch eine Dame, die nicht ertrinken kann, und die auch unsere Feindin ist.“
    „Eine Hexe“, murmelte Bruder Marcus. Viele Jahrhunderte lang es war eine anerkannte Methode, um eine Hexe zu überführen, zu beweisen, dass sie nicht

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