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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Sockel aus Granitsteinen gesetzt.
    „Hier wohnen wir“, sagte das Mädchen.
    Konstanze ritt heran und stieg ab. Sofort traten eine Frau und ein Mann aus der Tür und betrachteten sie misstrauisch.
    „Guten Tag“, wünschte Konstanze mit erheblich mehr Entschlossenheit, als sie besaß. „Das Kind hat mir gesagt, dass ich hier etwas zu essen bekommen könnte? Gegen Bezahlung natürlich.“
    Die beiden Menschen rührten sich nicht. Sie starrten sie nur an, und Konstanze wurde klar, wie merkwürdig sie ihnen erscheinen musste. Eine Frau im Männersattel mit nichts als ein paar Satteltaschen, ohne weibliche Begleitung, dreckig und zerknautscht und mit – vermutlich – aufgelöster Frisur.
    „Das ist ein wirklich gutes Pferd!“, sagte der Mann nach einer Weile. Sein Hemd war schmutzig, und seine ledernen Hosen so speckig vor Alter, dass Konstanze sich des Gedankens nicht erwehren konnte, sie würden – einmal abends ausgezogen – von allein stehen bleiben.
    „Ja. Das ist es. Wirklich. Ein gutes Pferd.“ Sie würden ihr doch nicht das Pferd stehlen? „Es heißt Rosinante“, fügte sie hinzu, in der Hoffnung, dass jedes Detail, das sie den Leuten über sich oder ihr Pferd verriet, die Gefahr, als ausgeraubte Fremde zu enden, vermindern würde. „Aber Sie haben noch nicht meine Frage beantwortet. Kann ich bei Ihnen etwas zu essen bekommen, oder muss ich weiter, bis ich ein Gasthaus finde? Gibt es denn ein Gasthaus hier in der Nähe?“
    Sie starrten sie immer noch an, und das verstörte Konstanze erheblich.
    „Sie sind nicht von hier, nicht wahr, Fräulein?“, fragte der Mann jetzt. Natürlich war sie nicht von hier. Ihr Akzent belegte das deutlich. Vermutlich kannten sich hier ohnehin alle Nachbarn. Es war ja nicht so, als ob die Gegend irgendwie dicht besiedelt wäre.
    „Da haben Sie recht. Ich bin nicht von hier. Ich bin auf der Reise zu …“ Sie hätte sich wohl eine passende Lüge zurechtlegen sollten, aber die ganze Lügerei fiel ihr schwer. „… nach Norden. Osten?“
    Es war wohl am besten, wenn sie gar nicht erst einen Reisegrund angab.
    „Sie sollten vorsichtig sein, Fräulein“, meinte die Frau jetzt. „Hier gibt es Räuber im Wald. Einem Herrn ist erst letzte Nacht sein Pferd gestohlen worden.“
    „Ach?“ Konstanze bemühte sich um ein Lächeln. Es wurde etwas steinern. „Was für ein Pech für den armen Mann. Wo ist er denn jetzt?“
    Sie starrten sie an. Sie hätte nicht fragen dürfen. Wie dumm!
    „Einerlei“, fuhr sie fort. „Ich suche einen Ort, wo ich ein Frühstück bekommen kann. Ich bin heute Morgen sehr früh losgeritten.“ Ohne Frühstück, aber um eine Erfahrung mit einem Gespenst reicher.
    „Wir haben Essen. Wir könnten Ihnen welches verkaufen“, sagte die Frau ein wenig verschämt. „Möchten Sie vielleicht reinkommen, Fräulein?“
    „Gerne.“ Konstanze setzte ihr freundlichstes Lächeln auf. Die Frau scheute sich vielleicht davor, eine Fremde in ihre ärmliche Behausung zu lassen, doch Konstanze hatte eine Nacht in einer Heuhütte hinter sich und war nicht mehr wählerisch.
    „Ich kümmere mich um Ihr Pferd“, sagte der Mann jetzt, und ein wüster Verdacht regte sich in Konstanzes Magengrube, als er nach den Zügeln griff.
    Sie betrachtete das Paar und fand es schwierig, richtiges Vertrauen aufzubringen. Gestern noch hätte sie sie selbstverständlich für ehrliche, hart arbeitende Menschen gehalten. Heute hingegen fand sie es schwer, überhaupt jemandem zu vertrauen. Doch das Leben diktierte einem die Notwendigkeiten. Sie musste etwas essen.
    Sie übergab dem Mann die Zügel, nahm die Satteltaschen ab und behielt sie in der Hand. Sie folgte der Frau ins Haus, setzte sich an einen einfachen, hölzernen Tisch und besah sich das Brot, das man ihr zusammen mit etwas Speck vorsetzte, als kredenzte man ihr einen Schatz.
    „Sie haben gesagt, Sie können zahlen?“, fragte die Frau.
    Konstanze fummelte in der Tasche ihres Gewandes und holte einige Münzen hervor.
    „Ist das genug?“
    Die Frau besah sich das Geld.
    „Ja“, sagte sie schließlich. „Das reicht.“ Dann setzte sie sich gegenüber hin. „Mein Mann hat den Speck für unseren letzten Gast gekauft. Aber der ist schon wieder fort. Wir haben sonst nie Gäste. Auf diesem Pfad reisen nicht viele. Er kam schon letzte Nacht.“
    „Ah.“ Konstanze brannte vor Neugier. „Wie ist er denn von hier weggekommen, wenn man sein Pferd gestohlen hat?“
    „Er hatte Glück. Da kamen drei Mönche, gerade als er

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