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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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sich schlecht zu fühlen begann. Die haben ihn mitgenommen. Da ist er in guten Händen.“ Die Frau bekreuzigte sich.
    Konstanze verschluckte sich fast an dem Brot, doch es gelang ihr weiterzuessen.
    „Wie sah der Mann denn aus? Ein Preuße?“, fragte sie, obgleich sie es am liebsten gar nicht gewusst hätte.
    „Nein. Das war kein Preuße. Das war der Herr von Rosberg, der kommt von hier. Der hat sein Anwesen weiter im Norden. Das ist ein frommer und mildtätiger Mann, sagt man. Dem gehört hier ganz viel Wald. Manchmal arbeitet mein Mann für sein Gut.“
    Die Frau stand auf und ging zur anderen Seite des Raumes, wo ein Eimer Wasser stand. Sie nahm einen Becher, füllte ihn und gab ihn Konstanze. Die Mönche waren gekommen und hatten Herrn von Rosberg gefangen genommen. Er war irgendwie krank.
    „Wo haben sie ihn denn hingebracht?“, fragte sie. „Gibt es hier ein Kloster in der Nähe? Oder ein Hospital?“
    Die Frau zuckte mit den Achseln.
    „Das haben sie nicht gesagt. Sie haben ihn nur in ihren Wagen geladen und sind davongefahren.“
    Was würden sie nur mit ihm anstellen? Er hatte doch gar nichts getan, außer einer Frau in Not zu helfen. Konstanze konnte sich kaum vorstellen, dass diese frommen Männer einen reichen Landbesitzer verschleppen würden, nur um für die Ereignisse des Vorabends Rache zu nehmen. Doch das Verhalten Rosbergs war immerhin sehr merkwürdig gewesen.
    „Ich danke Ihnen für das Frühstück.“ Sie erhob sich, während sie noch einen letzten sehnsuchtsvollen Blick auf den warmen Herd warf. „Ich sollte mich besser sputen. Ich habe noch einen weiten Weg.“
    Da sie nicht wusste, wie weit ihr Ziel entfernt war, war diese Aussage eher metaphorisch zu deuten.
    Sie zog sich ihre Handschuhe wieder an und warf sich den zerknautschten Mantel über. Sie blickte sich nach einem Spiegel um, doch es gab keinen. Der Raum war äußerst karg eingerichtet. Das einzige Ornament war ein Kruzifix in der Ecke, in der auch der Tisch stand.
    Die Frau öffnete ihr die Tür.
    „Der heilige Christophorus beschütze Sie auf Ihrem Weg“, wünschte sie.
    „Und Sie auch!“
    Sie trat aus dem Haus und stellte fest, dass es aufgehört hatte zu regnen. Der Himmel hing grau über ihr, doch zum ersten Mal seit Beginn ihrer Reise unterließ er es, sie mit Flüssigkeit von oben zu bedenken.
    „Ich hole Ihr Pferd“, sagte der Mann, der gerade ums Haus herumkam.
    „Danke!“
    Er half ihr aufsteigen, und Konstanze nickte ihren Gastgebern noch einmal zum Abschied zu. Das kleine Mädchen war nirgends zu sehen.
    Sie war noch keine drei Minuten durch den Wald unterwegs, als das Mädchen hinter einem Busch hervorkam und ihr zuwinkte.
    „Wir können schon rausfinden, wo die hingefahren sind“, sagte es, und Konstanze brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass das Kind über die Mönche sprach. „Komm mit!“
    Konstanze war sich nicht sicher, ob das wirklich eine gute Idee war, doch die Intensität des Kindes war ansteckend. Die Kleine mochte vielleicht auf den ersten Blick etwa neun Jahre alt sein, doch ihre entschlossene Art deutete darauf hin, dass sie doch etwas älter war. Vielleicht war sie ja nur klein für ihr Alter?
    „Warte mal!“, sagte Konstanze. „Willst du mir nicht wenigstens sagen, wie du heißt?“
    „Bonadea. Und du?“
    Konstanze hätte die Frage wohl voraussehen sollen. Sie versuchte, schnell auf einen anderen Namen zu kommen, doch ihr Geist war wieder einmal völlig leer.
    „Vanholst“, sagte sie also. „Ich heiße Konstanze Vanholst.“
    Die Wahrheit zu sagen war irgendwie beruhigend.
    Nach einer Weile erreichten sie eine Lichtung. Ein kleines, hölzernes Kruzifix stand am Wegesrand. Man hatte es eingezäunt , wie um den Wald draußen zu halten. An diesem Zaun lehnte ein halbes Dutzend langer Holzbretter. Auf ihnen konnte man Schrift erkennen.
    Konstanze stieg ab und trat näher heran, während sie die Zügel in der Hand hielt. Die Bretter waren in grobes Relief geschnitzt, trugen als Verzierung Kreuze, Rosen, heilige Ornamente, Gebete und Namen. War dies ein Totenacker? Doch diese Dinger sahen nicht wie Grabsteine aus.
    „Weißt du nicht, was das ist?“, fragte Bonadea. „Das sind Totenbretter. Gibt’s die nicht, wo du herkommst?“
    Konstanze schüttelte den Kopf.
    „Nein, tut mir leid. Ist das ein Friedhof?“ Es sah wirklich nicht danach aus.
    „Oh, nein. Der Friedhof ist bei der Kirche. Das hier ist nur der Ort für die Totenbretter. Da legt man die Toten drauf beim

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