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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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zu reiten?
    Dass er es auf Befehl eines anderen tat, kam ihm nicht in den Sinn. Dennoch war er sich nicht vollständig sicher, dass seine Entscheidung wirklich gut gewesen war. Freilich, das junge Mädchen zu besitzen war ein Ansporn. Er hatte sie von Anfang an für sich erkoren. Unschuld und Schönheit. So etwas hatte er gern. Unschuld ließ sich gut beobachten in ihrer Entfaltung zum Gegenteil. Da war zunächst der Akt selbst, das rein Körperliche, die Eroberung und Inbesitznahme. Allein der Gedanke, die kleine, schwarzhaarige Schönheit zu nehmen, erregte ihn. Doch sie war nicht greifbar, und er rührte missmutig in seinem Zichorienkaffee.
    Die Wirtin stand abseits und musterte ihn misstrauisch. Landpomeranzen. Immer voller Argwohn gegen alles Auswärtige, und Preußen waren in Bayern seit dem Krieg im vorigen Jahr ohnehin nicht beliebt.
    Er winkte der Wirtin, die ihre Hände an der Schürze abwischte und näher trat, freilich nicht zu nah.
    „Haben Sie eine junge Frau hier vorbeikommen sehen? Auf einem Pferd? Blond?“
    Die Wirtin musterte ihn kritisch.
    „Nein, gnä’ Herr“, sagte sie, und Gütze war sich sicher, dass sie auch Nein gesagt hätte, wenn sie Ja gemeint hätte. Sie sagte Nein, weil sie ihn nicht mochte.
    Er lächelte sie an, freundlich, wie er meinte. Sie trat noch weiter zurück.
    „Ganz sicher, gute Frau? – Und wie steht’s mit Mönchen? Irgendwelche Mönche gesehen?“
    „Mönche?“, fragte sie irritiert.
    „Ja, Herrgott noch mal. Mönche. Kerle in Kutten.“
    Sie blickte ihn missbilligend an.
    „Nein. Heute nicht. Schon eine Weile nicht.“
    Es war auch eine dumme Frage gewesen. Aber er war sich sicher, dass er die beiden Kuttenträger wiedersehen würde. Fast fühlte er sich ihnen seltsam nah. Als würden sie ihm irgendetwas bedeuten.
    Er versuchte sich zu erinnern, doch es war schwierig. Er war mit den Kuttenträgern zum Bordell gegangen. Warum nur? Er hatte mit ihnen über irgendwas gesprochen. Er hatte sich auf einmal wiedergefunden im Chaos der Ereignisse, zu deren Abläufen er nichts sagen konnte. Ein seltsamer Kampf hatte getobt, der ihn nichts anging, aber augenscheinlich nicht mit rechten Dingen zuging.
    Elvira würde nun nicht weiter stören. Der Rausschmeißer hatte schon lange vorher die Seiten gewechselt. Er selbst musste nur noch das Mädchen finden. Darüber nachzudenken, wie sie verschwunden war, versagte er sich. Vermutlich hatte die gestrenge Blondine irgendetwas gemacht. Sie würde ihn zu dem Mädchen führen, wenn nicht freiwillig, dann mit Gewalt.
    Für eine bezahlte Angestellte war sie ohnehin viel zu etepetete. Als Frau stand es ihr gar nicht zu, so eigensinnig zu sein. Er mochte es nicht, von überkandidelten Weibsbildern herablassend behandelt zu werden. Wenn er sie fand, würde er ihr schon beibringen zu gehorchen.
    Dass er sie finden würde, bezweifelte er nicht. Jeder, der sie sah, würde sich an sie erinnern.
    Ihm wurde bewusst, dass er nicht einmal wusste, ob auch noch andere hinter der Frau und dem Mädchen her waren. Es gab keinen Grund, das anzunehmen.
    Doch er war sich sicher. Er hatte schon immer einen guten Riecher gehabt, was Zusammenhänge anging. Wenn er die Sache logisch betrachtete, dann sollte er jetzt heimreiten und sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Doch ein Summen und Surren in seinem Gemüt ließ ihn weitersuchen. So lange, bis er die beiden Mädels gefunden hatte.
    In seinem Sinn erstand das Bild davon, wie er sie den Klerikern übergeben würde. Woher kam das nur? Er fand keinen Grund dafür. Und doch musste er so handeln. Man erwartete es von ihm.
    Er knurrte ärgerlich, und die Wirtin verschwand erschrocken in der Küche.
    „Hiergeblieben!“, rief er ärgerlich. „Was macht das?“
    Sie nannte ihm den Preis für das Frühstück. Viel zu hoch für diese ländliche Gegend.
    „Ich brauch dann auch mein Pferd.“
    Sie nickte. Seine Gedanken kreisten wieder um die Frauen, denen er nachjagte. Das Mädchen war nur mit einem Hemd bekleidet gewesen. Er keuchte fast bei der Erinnerung an ihren schmalen, jungen Körper, der sich durch das dünne Material abgezeichnet hatte.
    Ja. Er würde sie sich nehmen. Genau deshalb war er hierher aufs Land gekommen. Was war sein Geld schon wert, wenn er sich nicht nehmen konnte, was er wollte?
    Und er wollte. Er musste sie haben. Er brauchte genau dieses Mädchen, um … für irgendwas. Jedenfalls würde er sie finden und sie erobern, und die dämliche Lehrerin würde dabei zusehen

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