Schwingen der Lust
oder?“
„Ja, Kleines, das habe ich“, bestätigte Larry. „Das ist ein wirklich ausgezeichneter Deal. Zwei Millionen davon hat er bereits überwiesen, als Zeichen dafür, dass sein Angebot ernst gemeint ist. Du musst da also nicht mehr pokern oder feilschen. Sei einfach nur du selbst, und den Rest erledige ich von hier aus.“
Pokern oder feilschen? Daran dachte Maggie nicht im Traum. Die drei Millionen, die ihren sechzig Prozent entsprachen, waren mehr, als sie jemals zu hoffen gewagt hätte.
„Keine Sorge“, sagte sie daher schnell. „Dann zieh ich mich jetzt mal an, sobald ich meinen weichen Knien wieder trauen kann, und fahre unverzüglich los.“
„Tu das, Kleines“, sagte Larry. „Und genieße es.“
„Larry?“
„Ja?“
„Du bist ein Schatz“, sagte sie lächelnd. „Ich danke dir. So sehr.“
„Schon okay“, erwiderte er, und sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie er gerade auf eine süße, väterliche Art rot wurde. „Du hast es dir redlich verdient.“
Fünfundzwanzig Minuten später hatte Maggie ihren neuen Audi A3 östlich der Battery geparkt und ging zu Fuß zu den Landungsbrücken hinunter. Da erst fiel ihr ein, dass Larry ihr gar nicht gesagt hatte, in welchem Restaurant sie den Filmproduzenten treffen würde. Sie nahm ihr Handy und wählte seine Nummer. Doch es antwortete nur seine Mailbox, die sie darüber informierte, dass er gerade in einem Meeting war. Sie konnte nicht einmal eine Nachricht hinterlassen.
Es machte Maggie immer furchtbar nervös, wenn bei einem wichtigen Termin irgendetwas schiefging - wenn sie sich verspätete oder die angegebene Adresse nicht fand ... oder wie in diesem Fall nicht einmal kannte. Und das hier war ein verdammt wichtiger Termin. Sie merkte, wie ihr Puls sich beschleunigte und ihre Handflächen feucht wurden. Verdammt!
„Pier 6 E“, sagte sie vor sich hin und zählte die Piers ab. Vielleicht gab es ja unter der Adresse selbst ein Restaurant, auch wenn die Piers eigentlich nur Anleger für die Hudson-Fähren waren. Nach ein paar Metern erreichte sie Nummer 6 - und blieb erstaunt stehen.
Hier gab es kein Restaurant.
Pier 6 war auch kein Fähr-Anleger ... sondern ein Hubschrauber-Flughafen. Hier war sie ganz bestimmt falsch.
Sie nahm noch einmal ihr Mobiltelefon zur Hand. Vielleicht wussten die Mitarbeiter in der Telefonzentrale des Verlages, in welcher Besprechung Harry gerade war. Sie mochte den Gedanken nicht, ihn dabei zu unterbrechen. Aber das hier war wichtig.
Doch noch ehe sie wählen konnte, winkte ihr ein Mann zu, der hinter einer der großen Glasscheiben des Terminals stand. Eilig kam er zu ihr nach draußen gelaufen. Er war mittleren Alters und trug die Overall-Montur eines Helikopterpiloten.
„Ms Carey?“
„Ja“, antwortete Maggie - zu gleichen Teilen erleichtert und verwirrt darüber, dass sie hier erwartet wurde.
„Sehr schön“, sagte der Pilot. „Bitte folgen Sie mir.“
„Wohin?“, fragte Maggie skeptisch.
„Zu meinem Hubschrauber.“
Sie zögerte. „Es muss ein Missverständnis vorliegen, da bin ich ganz sicher. Ich bin hier zu einem Frühstück mit einem Filmproduzenten verabredet.“
„Ich weiß“, sagte der Pilot. „Ich bringe Sie dorthin.“
„Mit einem Helikopter?“
„Mit dem Auto wäre unser Ziel schwer erreichbar“, erwiderte er und machte eine Geste, ihm zu folgen.
Aber Maggie tat nichts dergleichen. Sie war sich plötzlich überhaupt nicht mehr sicher, ob ihr der Geschmack von „Großem Geld“ gefiel. Sie war noch nie mit einem Helikopter geflogen. Zum einen hatte sie es sich bisher einfach nicht leisten können, und zum anderen hatte sie furchtbare Höhenangst. Schon wenn sie auf eine Leiter stieg, wurde ihr schwindelig. Das einzige Mal, dass sie in großer Höhe keine Panikattacke hatte, gleich in die Tiefe zu stürzen, war in ihrem Traum von Axel auf dem Empire State Building gewesen.
War das hier ein Spiel, sie zu beeindrucken? Reiche und mächtige Menschen tun so etwas ja gerne.
Wieso konnte man sich nicht irgendwo ganz normal zum Frühstück treffen?
„Na, kommen Sie schon“, sagte der Pilot verständnisvoll. Es war wohl nicht das erste Mal, dass er es mit jemandem mit Flugangst zu tun hatte. „Ihnen wird nichts passieren. Das verspreche ich.“
Es geht um drei Millionen Dollar , hörte Maggie ihre innere Stimme drängeln. Also , stell dich nicht so an!
Sie atmete noch einmal tief durch, straffte die Schultern und folgte dem Piloten dann wummernden Herzens auf
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