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Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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einzusetzen. Wenn sie nicht einmal Kleidung erscheinen lassen konnte, würde auch das nicht funktionieren. Es war ein furchtbares Gefühl, so hilflos an einen Ort gefesselt zu sein. Etwas, das sie in all den Jahrtausenden ihrer Existenz noch nicht erlebt hatte. Flucht war unmöglich.
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu fügen und abzuwarten, bis ihre Kräfte zurückkehrten. Das könnte noch einige Stunden dauern. Wertvolle Stunden, in denen alles Mögliche passieren konnte, ohne dass sie dazu in der Lage war, Einfluss darauf zu nehmen.
    Sie hoffte nur, dass T’Azar keinen Fehler machen würde - und erkannte, wie klein diese Hoffnung war.
    Das Herz tat ihr weh vor Trauer - und jetzt, da sie Mensch war, spürte sie es nur umso stärker. Es war beinahe noch unerträglicher als das Bewusstsein, nicht von hier fort zu können. Eine Empfindung, so stark, dass sie sie von innen zu zerreißen drohte. Ein Teil von ihr war froh, jetzt nicht im Besitz ihrer Kräfte zu sein. Die Jacht und ihre Besatzung wären dem Ausbruch dieser verzweifelten Wut nicht gewachsen.
    Ihr fiel nur ein Weg ein, mit diesem Ansturm unangenehmer Gefühle fertig zu werden, um nicht den Verstand zu verlieren: wenn sie die Probleme nicht lösen konnte, musste sie ein Mittel finden, sie zu verdrängen. Für gerade so lange, wie sie hilflos war.
    „Ich gehe wieder unter Deck“, sagte sie zu dem Kapitän. „Schickt mir zwei eurer Männer.“
    „Aye“, sagte er.
    Sie drehte sich noch einmal zu ihm herum. „Schickt besser gleich vier. Die wildesten unter ihnen.“
    Das würde sie hoffentlich lange genug ablenken, bis sie ihre Kräfte zurückgewonnen hatte.

 
TEIL 3
    DER ARIEL

 
11. KAPITEL
    Sein wahres Gesicht
    „Ja, ich bin ... Azazel.“
    Die Worte hallten noch immer durch die Bibliothek wie das Echo eines Donners. Der riesige Raum war plötzlich vom Boden bis zur beinahe zehn Meter hohen Decke in einen seltsam finsteren Glanz gehüllt. So als hätte alles Schwarze darin und jeder tiefe Schatten in sich dunkel zu glühen begonnen. Am dunkelsten aber glühten Axels gewaltige Flügel ... und seine Augen.
    Maggie machte instinktiv drei Schritte zurück. Sie hatte das Gefühl, als würde sich alles in ihr verkrampfen. Schlagartig begriff sie, dass sie überhaupt nicht gewusst hatte, was sie in Verbindung mit den Zeichnungen auf seiner Brust erwartet hatte. Aber das ganz gewiss nicht. Kein Mensch erwartet so etwas. Nach allem, was wir wissen, gibt es keine Engel, hat es nie welche gegeben, und doch stand jetzt einer leibhaftig vor Maggie. Und nicht irgendeiner.
    Alles, was sie über ihn im Buch der Wächter gelesen hatte, brach über sie herein, und es erfüllte sie eine schreckliche Furcht. Azazel, der „Herr der Erde“, einstmals General der Arielim.
    Hundertmal schlimmer als Luzifer , hallten ihr Larrys Worte durch den Kopf.
    „Der Anführer der Angu’Gal, der Gefallenen Wächter, der die Menschheit verderbt hat“, hauchte sie tonlos.
    „Das ist ihre Version der Ereignisse“, sagte Virginia mit Verachtung in der Stimme.
    „Wessen Version?“, fragte Maggie herausfordernd. Sie wusste nicht, wie sie anders mit dieser Angst umgehen sollte, die ihr bis ins Mark hineinzukriechen drohte. Fest schaute sie die ihr gegenüberstehende Kreatur an und blinzelte nur zwischendurch kurz: in der vagen Hoffnung, dass das, was sie sah, sich schließlich doch noch als Halluzination entpuppte ... oder die Situation, in der sie sich befand, als Traum.
    Bitte lass es ein Traum sein! Sie schalt sich dafür, dass sie nach dem Schlag auf den Kopf immer noch nicht im Krankenhaus gewesen war, um sich untersuchen zu lassen.
    „Die Version derer, die glauben und predigen, sie seien die ,Guten‘“, erwiderte Virginia. „Derer, die ihren Herrschaftsanspruch daraus beziehen, die Wahrheit zu vertuschen.“
    „Und wer bist du?“, fragte Maggie, die kein Wort von dem verstand, was Virginia ihr sagte, voller Zorn. „Eine Hexe? Seine Anbeterin? Seine Dienerin?“
    Die Traurigkeit von vorhin kehrte in den Blick der großen Blondine zurück, und sie senkte schmerzerfüllt den Blick.
    „Lass uns bitte allein, Virginia“, sagte Axel sanft, und obwohl er so leise sprach, echote seine volle Stimme durch den riesigen Raum. Virginia verneigte sich und zog sich zurück. Am Ausgang drehte sie sich noch einmal um. Der Blick, den sie auf den dunklen Engel richtete, war tränenverschleiert.
    „Ich hoffe von ganzem Herzen, du kannst mir irgendwann

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