Schwingen der Lust
doch“, sagte Tazz frohlockend. „Sie hat nicht die geringste Ahnung.“
„Welche Prophezeiung?“, verlangte Maggie zu erfahren, doch keiner der beiden beachtete sie in diesem Moment. „Sie ist ihre eigene Herrin, T’Azar“, sagte Axel, „und sie wird weder dir noch irgendeiner deiner Prophezeiungen dienen. Auch mit dem Di’Mai kannst du sie nicht zwingen, das weißt du sehr genau. Sie muss es aus freiem Willen heraus tun. Und das wird sie nicht.“
„Was tun?“, fragte Maggie aufgebracht, erhielt jedoch wieder keine Antwort.
„Dessen bist du dir so sicher, dass du dich mir einfach so ergibst?“, fragte Tazz. „Ganz ohne Kampf?“
„Ja, Bruder“, sagte Axel traurig. „Ganz ohne Kampf.“
„Wieso?“
„Du stellst eine Frage, deren Antwort du nur zu genau kennst“, begehrte Axel auf. „Ich habe Legionen sterbender Engel fallen sehen.“
„Dass sie sterben mussten, war allein deine Schuld!“ In Tazz’ Augen funkelte wilder Zorn.
„Mach dir das nur immer wieder vor“, resignierte Axel. „Ich habe den Krieg nicht begonnen. Und erst recht nicht das Töten. Also tu, was immer du zu tun müssen glaubst, aber ich werde weder meine Hand noch mein Schwert gegen dich erheben. Ich habe bereits zu viel unschuldiges Blut vergossen.“
„Sind deine Überzeugungen inzwischen so schwach geworden?“, fragte Tazz voller Ironie in der Stimme.
„Was lässt dich das glauben, T’Azar?“
„Für starke Überzeugungen muss man kämpfen ... und auch bereit sein, für sie zu töten.“
„Siehst du, auch das unterscheidet uns voneinander“, entgegnete Axel. „Der Krieg damals hat mich eines ganz besonders gelehrt: Wenn man für eine Überzeugung erst töten muss, um sie durchzusetzen, ist sie nichts wert. Das ist sie nur, wenn man bereit ist, für sie auch zu sterben. Aber das wirst du nie verstehen.“
„Heb dein Schwert auf“, forderte Tazz, und seine blauen Augen blitzten gefährlich.
Axel schüttelte den Kopf.
„Schwächling!“
Doch noch immer rührte Axel sich nicht.
„Vielleicht hilft es“, meinte Tazz mit einem provozierenden Grinsen, „wenn ich dich ganz lieb von Virginia grüße.“
Maggies ohnehin schon vor Aufregung schnell hämmerndes Herz setzte für einen Schlag lang aus. Was meinte Tazz damit?
Axels Miene wurde hart und verfinsterte sich. „Du hast ihr doch nichts angetan, oder?“
„Zunächst nicht... bis ich gemerkt habe, dass sie mich anlügt und hinhalten will. Aber dann ...“ Tazz schloss die Augen und sog genussvoll die Luft durch die Nase ein. So als würde er an einem ganz besonderen Wein riechen. Ein grausames Zeichen für eine wohl nur für ihn köstliche Erinnerung.
Maggie sah, wie Axel die Zähne zusammenbiss, und seine großen Hände hatten sich unwillkürlich zu Fäusten geballt. „Sie war vollkommen unschuldig, T’Azar.“
Tazz’ unverschämtes Grinsen wurde noch breiter. „Nicht lange. Glaub mir.“ Es war klar, dass er das Ziel verfolgte, Axel wütend zu machen, um ihn zum Kampf gegen ihn zu bewegen. „Na los, komm schon, heb dein Schwert auf. Lass deinem Zorn auf mich freien Lauf. Zeig Maggie deine wahre Natur. Zeig ihr, wer du wirklich bist.“
„Nein“, erwiderte Axel entschieden. „Wenn du mich töten willst, töte mich.“
„Heb es auf!“, schrie Tazz und deutete auf das Schwert. „Ich lasse dich doch jetzt nicht den Märtyrer spielen, nachdem doch du es warst, der alles verdorben hat!“
„Was habe ich denn verdorben, T’Azar?!“, rief Axel. „Was? Komm, sag es mir! Die himmlische Ordnung? Meinst du die? Die war doch bereits in dem Moment verdorben, als sie sich anmaßte, sich über die Freiheit zu erheben.“
„Wie kannst du es wagen, den Herrn zu verhöhnen?“
„Er ist dein Herr“, stellte Axel trocken fest. „Ganz bestimmt nicht der meine.“
„Er ist unser aller Herr.“
„Unsinn!“, herrschte Axel ihn an. „Er hat unrechtmäßig eine Macht ergriffen, die ihm nicht zustand und damit nicht weniger gegen die Elohim rebelliert als Luzifer danach gegen ihn.“
„Und du!“
„Ich?“, fragte Axel. „Nein, Bruder. Ich habe nicht gegen ihn rebelliert. Und wenn ihr das noch in zehntausend Jahren behauptet. Ich habe nur versucht, die Erde und die Menschheit vor ihm zu schützen.“
„Du hast sie die Kriegskunst gelehrt.“
„Natürlich habe ich das. Damit sie sich gegen eure Willkür verteidigen konnten.“
„Das ist dasselbe“, sagte Tazz. „Wer nicht mit ihm ist, ist gegen ihn.“
„Ja ja.
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