Schwingen der Lust
richtig gehört? Maggie lauschte angestrengt, um das herauszufinden.
„Dafür wirst du büßen!“, brüllte Tazz plötzlich und riss damit Maggies verwirrte Gedanken sofort wieder von dem unheimlichen Sarkophag weg. Sie hatte sich das Flüstern ganz bestimmt nur eingebildet. Tazz hatte die Kette zwischen seinen Raubtierzähnen glatt durchgebissen. Blut lief ihm über die Lefzen.
„Magdalena!“, rief Axel drängend und streckte die Hand noch weiter nach ihr aus. „Du musst mir nicht vertrauen, aber du musst mit mir kommen. Jetzt!“
Maggies Herz raste.
Alles tat ihr weh. Hinzu kam das schmerzhafte Bewusstsein, dass Axel sie belogen hatte. Nun, zumindest hatte er ihr eine nicht unwesentliche Wahrheit über sie verschwiegen. Aber ihr war auch klar, dass sie unmöglich hierbleiben oder ohne Axels Hilfe vor Tazz fliehen konnte.
Dann sah sie den Schmerz in Axels Augen - sein Flehen, mit ihm zu kommen. Sie griff nach seiner Hand, und er zog sie auf die Füße, um sie sofort in seine Arme zu nehmen und festzuhalten.
Einen Wimpernschlag später peitschten seine Schwingen die Luft, und sie schossen in die Höhe. Nach drei Sekunden waren der Nil und die Tempelanlage unter ihnen kaum noch zu sehen. Aber Axel stieg noch höher, ehe er seinen Flug in Richtung Norden lenkte.
So schwer es ihr auch fiel, Maggie versagte es sich, sich schutzsuchend an seine breite Brust zu schmiegen.
16. KAPITEL
Engel in Ketten
Der General der Seraphim brannte innerlich vor Wut.
Es dauerte unendliche Minuten, bis Ba’Al’T’Azar sich von der glühenden Kette befreit hatte und sich wieder zurückverwandeln konnte. Für den Moment war er blind, aber schon in wenigen Stunden würde er wieder vollständig geheilt sein, und sein Augenlicht würde schon sehr viel früher zurückkehren.
Die schweren Verletzungen an seinen Flügeln dürften ihn noch geraume Zeit hier unten am Boden halten, aber sobald sie wieder einsatzfähig waren, würde er unverzüglich die Verfolgung der Abgal aufnehmen ... und dann endlich seine lange überfällige Rache an Azazel ein für alle Mal vollenden.
Bei allem, was ihm heilig war - er würde dem Verräter jede Art von Schmerz zufügen, die zuzufügen er in der Lage war; und das waren nicht wenige.
Ba’Al’T’Azar richtete sich umständlich auf und tastete umher, um sich trotz seiner Blindheit zu orientieren. Seine Finger berührten den Sarkophag. Die unheimliche Kälte, die von ihm ausging, jagte sogar ihm einen Schauer über den Rücken ... und zauberte ihm zugleich ein zuversichtliches Lächeln auf die Lippen.
Hier ruhte, der vollbringen konnte, was ihm und seinen Brüdern und Schwestern auf ewig verwehrt war.
Der Eine.
Ba’Al’T’Azar ließ seine Fingerkuppen über den Steinsarg wandern und nach dem Siegel suchen, und als er es endlich fand, verharrte er für einige lange Atemzüge, um sich zu sammeln. Er wusste, dass es ihm verboten war. Aber vielleicht würde es dennoch funktionieren. Einen Versuch war es allemal wert. Er nahm all seine Kraft zusammen und dann versuchte er, es herumzudrehen.
Es ging nicht. Es rührte sich nicht einen Millimeter.
Dann nahm er die zweite Hand zu Hilfe - und plötzlich: ein gewaltiger, laut berstender Blitz schoss aus dem seltsam glatten Stein seine beiden Arme hinauf und schleuderte ihn weg und im hohen Bogen weit durch die Luft.
Ba’Al’T’Azar versuchte vergeblich, den Sturz mit seinen verletzten Flügeln abzufangen und fühlte im nächsten Moment, wie er in eine der Säulen krachte und sie polternd mit sich zu Boden riss. Der Schmerz, den der magische Schlag in seiner Brust verursachte, war um noch einiges schlimmer als der, den die Kette Azazels ihm zugefügt hatte.
Dieses dreimal verfluchte Menschenweib!
Hätte sie sich nicht so zimperlich angestellt, hätte alles schon lange begonnen.
Er musste zugeben, er hatte die ganze Sache von Anfang an wirklich nicht besonders geschickt angefasst. Niemals hätte er damit gerechnet, dass sein Kampf gegen Azazel die Abgal so stark gegen ihn einnehmen würde. Er war sogar viel eher davon ausgegangen, dass sie ohne zu zögern und mit fliegenden Fahnen auf seine Seite wechseln würde, sobald sie erst einmal erfuhr, dass der Bastard ihr die Wahrheit über ihre Bestimmung vorenthalten hatte.
Sie hätte schließlich spätestens dann erkennen müssen, dass Azazel, der verräterische Hund, die Verkörperung all dessen war, was auf dieser Erde böse war und dass man ihm nicht trauen durfte.
Den größten Fehler aber
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