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Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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etwa ein Verräter werden wie du?“
    „Du wagst es, mich einen Verräter zu nennen?“, begehrte T’Azar wutentbrannt auf.
    „Und mehr“, sagte sie. „Die Keres hat über viertausend Jahre lang nicht eine einzige Sünde begangen ..."
    „Sie hat dem Bösen gedient!“
    „Du kannst sie nicht einfach richten, nur weil sie Azazels Tochter war“, fuhr Ani’El unbeirrt zornig fort. „Wir können sie doch nicht für die Vergehen ihres Vaters strafen. Außerdem hast du der Abgal Gewalt angetan. Ganz zu schweigen davon, dass du versucht hast, das Siegel mit eigenen Händen zu öffnen.“
    T’Azar hatte genug gehört. Jetzt war er sich vollends sicher, warum sie alle zusammen hierhergekommen waren. Sie waren gekommen, ihn zu holen - und über ihn zu richten. Die Erkenntnis ließ ihn innerlich vor Zorn kochen. Sie hielten ihn für den Übeltäter? Ihn, den Rechtschaffensten von allen? Ihn, dessen einzige Mission es war, das Böse endgültig auszumerzen, die Göttliche Ordnung wiederherzustellen und Ihn dazu zu bewegen, zu ihnen zurückzukehren, damit sie endlich wieder in Seinem Licht erstrahlen durften?
    Diese Ignoranten!
    Er konnte inzwischen wieder halbwegs klar sehen und wusste, dass er nur diese einzige Chance haben würde. Und er musste sie schnell nutzen - solange sie noch alle am Boden waren. Seine Flügel waren noch immer nicht vollständig geheilt, und wenn nur einer der anderen in die Luft kam, war er verloren.
    Mit einem wütenden Schrei stürzte er sich auf die zwei der Sechs, die ihm am nächsten standen und riss seine Schwerter aus den Scheiden.
    Doch Ani’El war schneller.
    Noch ehe T’Azar die beiden Ratsengel mit seinen Klingen erreichen konnte, fühlte er ihr Schwert an seiner Kehle.
    „Keinen Schritt weiter, T’Azar“, sagte sie ernst, und er hielt mitten in der Bewegung inne. „Lass deine Schwerter fallen.“
    Für einen Moment überlegte T’Azar, den Versuch zu wagen. Doch Ani’El hatte den deutlich besseren Stand. Eine einzige Bewegung von ihr, und sein Kopf würde rollen.
    Er ließ seine Waffen zu Boden fallen, und gleich darauf legte man ihm von hinten Ketten an. Sie brannten nicht wie die, mit der Azazel ihn gefesselt hatte, aber sie lähmten ihn, und er wusste, dass es ihm unmöglich sein würde, sie aufzubrechen.
    Sie waren extra für Engel geschmiedet.

 
TEIL 4
    DER ABADDON

 
17. KAPITEL
    Zuflucht
    Ihr war kalt, und alles tat ihr weh.
    Sie waren diesmal wesentlich höher geflogen als auf ihrer Reise von New York nach Mexiko, und Maggie fror deswegen so stark, dass sie am ganzen Leib zitterte. Die Wunden, die ihr von Tazz bei dem Sarkophag in Karnak zugefügt worden waren, schmerzten mörderisch, so als hätten sie sich entzündet.
    Jetzt befanden sie sich im Sinkflug.
    „Wir sind gleich da“, sagte Axel, der ebenfalls erschöpft aussah, und rieb ihr mit seiner großen Hand den nackten Rücken, um sie wenigstens ein kleines bisschen zu wärmen.
    „Dort kann ich mich dann auch endlich um deine Verletzungen kümmern.“ Er nickte mit dem Gesicht nach unten, und Maggie folgte seinem Blick.
    Obwohl ihre Sicht durch die starken Schmerzen verschwommen war, erkannte sie nach einer kleinen Weile einen weiten, kurvigen Gebirgszug mit rauen, schwarzgrauen Klippen, dessen unteres Ende eine fast kreisförmige Schleife bildete. Er sah aus wie eine gespiegelte Sechs. Das Land im Innern der Schleife lag wie in einem Kessel - vom Rest der Welt abgeschnitten.
    Genau darauf steuerte Axel zu.
    „Was ist das?“, fragte sie.
    „Das sind die Karpaten“, antwortete er, und er klang erleichtert. „Genauer gesagt, ist es Transsylvanien. Einer der wenigen Orte auf der Erde, den die Engel nicht einsehen können.“
    „Wie dein Haus?“
    „Wie mein Haus“, bestätigte er. „Hier müssten wir eine Zeit lang sicher sein vor Ba’Al’T’Azar. Nach allem, was ich von diesem Ort weiß, dürfte es ihm hier auch schwerfallen, deiner Witterung zu folgen.“
    „Er kann also wirklich meiner Witterung folgen?“ Sie erinnerte sich an das rätselhafte Gespräch zwischen Axel und Virginia in der Bibliothek, kurz bevor sie erfahren hatte, dass Axel ein Engel war.
    Ein Gefallener Engel.
    Und ganz offenbar auch ein Gejagter Engel.
    „So hat er uns schon in Mexiko gefunden“, erklärte Axel. „Meiner Witterung kann er nicht folgen. Aber deiner. Ich wünschte, du hättest mir von deinem Treffen mit ihm erzählt.“
    „Das sagt genau der Richtige“, entgegnete Maggie trotzig. „Weil du mir ja auch

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