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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
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nicht, einer von den wenigen in dieser Gegend. Nur eine Flasche lag unten auf dem Grund. Traurig betrachtete Amelie ihr Spiegelbild. Die Wimperntusche war verschmiert, ihre Wangen waren voller schwarzer Tränen. Obwohl sie gar nicht richtig geweint hatte, waren ihre Augen gerötet und ihre Nase ebenfalls. Im Grunde genommen sah sie aus wie ein kleines, verzweifeltes Kind, das sie tief im Inneren auch tatsächlich war. Leise begann sie ein Lied zu summen, das sie selbst erfunden hatte, es hieß „Bitte lüg mich nicht an, für mich ist es besser, wenn du mich einfach vergisst“. Vielleicht war der Titel etwas zu lang, aber schließlich würde es sowieso niemand außer ihren Fischen zu hören bekommen. In Gedanken vertieft zeichnete sie mit einem langen Stock Bilder in die glatte Wasseroberfläche, immer wieder neue. Vergeblich versuchte sie, Esmeralda zu verdrängen, doch ihre Worte hatten so viel in ihr ausgelöst. Geistesgegenwärtig sprang Amelie auf, sie schaffte es einfach nicht mehr, nur tatenlos herum zu sitzen.
    Mit atemberaubender Geschwindigkeit raste sie in Richtung ihres Hauses, ob ihre Mutter da war oder eben nicht, war ihr egal. Da sie ohnehin nicht vorhatte, Karoline gleich zur Rede zu stellen, aber wenigstens konnte sie in Ruhe in ihrem Zimmer darüber nachdenken, was zu tun war. Leise sperrte sie die Haustür auf und schlich die Stufen hinauf. Gerade jetzt wollte sie nicht von ihrer Mutter wegen Francesca beschimpft werden, schließlich hatte sie ja alles richtig gemacht, außer vielleicht etwas zu unfreundlich und lustlos. Aber sie war ganz bestimmt keine Marionette und würde es auch nie sein. In ihrem Zimmer angekommen, knipste sie alle Lampen aus und setzte sich in der Finsternis in die Nische im Schrank. Es tat gut einmal nichts zu sehen und es half ihr beim Nachdenken. Nicht einmal das Aquarium leuchtete noch. Es blubberte nur noch leise vor sich hin und beruhigte Amelie innerlich noch mehr. Grübelnd berührte sie ihre Haare, die durch den Wind völlig zerzaust wurden, und versuchte Worte zu formen, mit der sie ihre Mutter zum Reden bringen könnte. Alle Varianten waren sinnlos und einfach nur völliger Quatsch, denn jede endete in einer ausweglosen Situation, die sie bestimmt nicht meistern könnte.
    „Ähm, Mum, ich war gerade bei Esmeralda, das ist eine verrückte Wahrsagerin vom Zirkus und ich hab ihr eine Frage gestellt. Natürlich glaube ich dir mehr als ihr, aber sie hat mir einen Traum gedeutet. Der Traum ist nicht wichtig, aber ich wollte dich fragen, ob du wirklich meine Mutter bist, ich meine, könnte ja sein, dass Esmeralda die Wahrheit spricht. Warum ich ihr glaube? Keine Ahnung, aber das ist eine einfache Frage. Hahahaha. Also, ja oder nein?“, murmelte sie leise vor sich hin und tastete ihren Arm ab, nach den Verletzungen, die sie sich selbst zugefügt hatte. Schmerzen hatte sie nie wirklich gehabt, nur das seltsame Gefühl von Genugtuung. In der Dunkelheit tapste sie zu dem Laptop, stolperte beinahe über ihren Schulrucksack, und loggte sich eilig auf „friendsplace“ ein. Auf dieser Seite verbrachte sie eigentlich relativ wenig Zeit, aber Amelie interessierte es, immer wieder vorbei zu schauen, um mitzukriegen, was so ablief. Ein Bild, das in der Neuigkeiten-Liste aufschien, stach ihr besonders ins Auge. Es zeigte sie, doch das Mädchen war sich sicher, dass sie es bestimmt nicht rein gestellt hatte. Nervös blickte sie zuerst auf den Ersteller. Und konnte es nicht fassen. Ihr stockte der Atem und ein Schauer lief über ihren Nacken. Das Bild stammte von Lucy. Sie wurde wohl vom Gefängnis entlassen, nach nur so wenigen Monaten. Amelie wusste ganz genau, was ihr nun wieder bevorstand und dieses Foto war wohl wieder der Anfang. Es trug die Überschrift „Jetzt bin ich wieder zurück und kann es nicht fassen. Die Schlampen werden noch schlampiger!!“. Traurig schluckte sie und scheute sich davor, die 45 Kommentare zu lesen, doch sie drückte trotzdem auf den Link.
    „Der Meinung war ich schon immer. Toll, dass du wieder da bist.“
    „Ohne dich war es hier mehr als nur sch***. Wie war es im Knast?“
    „Ich hasse diese eingebildete Tussi, fühlt sich, als wäre sie etwas Besseres.“ Diese drei Kommentare waren von derselben Person, wer es war, wusste sie nicht, doch es traf sie trotzdem sehr. Dass andere Leute sie als eingebildet empfanden, war wirklich kein sehr tolles Gefühl.
    „Sag ich ja... Im Knast war es natürlich toll, dank meinen Überredungskünsten hatte

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