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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
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alle im 2-Minuten-Takt pünktlich weg geschickt. Das erinnerte sie schon wieder an ihre Mutter, mit der das Mädchen eigentlich noch reden wollte, aber gerade jetzt hatte sie um Gottes Willen keine Lust dazu.
    „Hallo Unknown. Mal zur Info, manche Leute haben auch noch ein anderes Leben, als jede 2 Minuten eine Nachricht loszuschicken, kapiert? Nein, ich hab nichts gegen dich, so lange du es schaffst, mich nicht 10 000 Mal am Tag anzuschreiben. Und zweitens musst du nicht immer ‚Hallo Wolfsmädchen’ schreiben. Ich weiß, wie ich hier heiße. Außerdem brauchst du dir ganz bestimmt keine Sorgen machen, du bist ja nicht mein Kindermädchen. Hast du das jetzt alles verstanden? Und hör auf, tut mir leid, wenn ich das jetzt so böse sage, aber ich bin mir sicher, du kannst das anders. Hör auf, ständig so strebermäßig zu schreiben. Wenn du jetzt nicht mehr mit mir schreiben willst, ist das okay, aber du kannst nichts dagegen ausrichten, dass ich sage, was ich denke. Außerdem brauchst du dich beim Schreiben nicht so zu stressen. Schließlich kann ich genauso warten, wie du auch auf meine Antwort warten musst, auch wenn du noch so schnell schreiben kannst.“ Senden. Amelie hatte sofort ein schlechtes Gewissen, vielleicht hätte sie seine Schreibart anders beschreiben soll, am Peinlichsten wäre es bestimmt, wenn es irgendein cooler Typ war, den sie nun verschreckt hatte. Doch wenn dieser coole Typ etwas an ihr gefunden hätte, dann hätte er auch verstehen müssen, was sie über ihn dachte und Punkt. Das Mädchen hatte es ihrer Meinung nach nicht nötig, irgendwelchen Jungs hinterher zu laufen, so wie es die anderen machten. Nun kam keine Antwort mehr, leicht enttäuscht klappte sie den Laptop zu und setzte sich in ihren Sitzsack. Ein paar kleine Kügelchen, die eigentlich in das Innere des Dings gehörten, lagen am Boden verstreut, die Meisten klebten auf dem violetten Teppich als wären sie daran mit Kleber befestigt.
    So viel wie heute geschehen war, musste sie erstmals darüber nachdenken. Amelie hatte einfach die Angewohnheit alles durchzudenken, bis es in ihren Augen endlich einen Sinn ergab, was manchmal erheblich länger dauerte, als sie es eigentlich vorhatte. Das Problem mit der Wahrsagerin und ihrer Mutter schob sie kurz zur Seite, um sich Unknown zu widmen, was im Grunde genommen kein wirkliches Problem war. Genau deswegen wollte sie auch darüber nachdenken, den Problemen aus dem Weg zu gehen, war aber leider auch kein richtiger Ausweg. Vor ihrem inneren Auge stellte sie sich vor, wie er wohl tatsächlich aussah, laut seiner Beschreibung ähnelte er seinem Profilbild sehr, doch sie selbst konnte sich nicht vorstellen, dass er dermaßen gut aussah. Amelie hatte, laut ihrer Mutter und ihren nicht mehr vorhandenen Freunden, einen außergewöhnlichen Jungs-Geschmack. Wenn es so war, sollte es natürlich auch so bleiben. Braungebräunte, blonde, blauäugige und muskelbepackte Jungen interessierten sie einfach nicht, sie sahen schließlich alle komplett gleich aus. Ausnahmen wie dieser Unknown gefielen ihr da schon viel besser. Grinsend blickte sie auf ihre langen, schwarzen Fingernägel, eigentlich wollte sie gar nicht nachdenken.
    „Handeln, nicht immer nur denken“, redete sie sich ein, sprang auf und begann wieder zu chatten.
    Erst als ihre Mutter genervt an der Tür klopfte, verabschiedete sie sich und verließ ihr Zimmer um endlich wieder zu Essen. Die dampfenden Germknödeln warteten bereits auf ihrem Platz auf sie, Francesca war anscheinend gerade erst gegangen, denn normalerweise machte Caro dieses Essen immer selbst. Diese waren eindeutig aus der Tiefkühltruhe.
    „Wo warst du heute?“, fragte sie, bevor Amelie schon wieder verschwinden wollte. Gerade als sie den Teller zur Seite geschoben hatte, war ihr ein Stein vom Herzen gefallen, doch nun wollte Karoline wohl doch reden. Verdammt.
    „Ich war beim Zirkus“, antwortete sie, setzte sich wieder hin und entschied sich kurzerhand, ihre Mutter auf ihre Vermutungen anzureden. Den Gesprächsverlauf, den sie sich zuvor überlegt hatte, verwarf sie allerdings gleich wieder, denn dieser klang ohnehin bescheuert.
    „Zirkus, was machst du beim Zirkus und warum sagst du mir nichts?“, erwiderte sie verständnislos. Ohne noch weiter auf die zweite Frage einzugehen, begann sie zu erzählen. Jedes einzelne Detail, nur eines ließ sie weg, nämlich, dass sie der Wahrsagerin mehr als nur ein bisschen Glauben schenkte. Lange Zeit danach war es immer noch

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