Schwingen des Vergessens
schlecht sagen, ich hab ja keine Ahnung, wo ich früher gewohnt hab, vielleicht hier, vielleicht auch wo ganz anders) und möchte nicht nach Icasan, wo auch immer dieses Land liegt. Ich brauch unbedingt Hilfe, doch ich hab niemanden. Meine Eltern kann ich nicht einfach so benutzen, sie können auch rein gar nichts für mich tun. Gerade schwirrt mir sogar der Gedanke durch den Kopf, dass ich die Wahrsagerin erneut um Hilfe bitten könnte, doch ihre letzte Hilfe hat mein ganzes Leben verändert. Vielleicht bilde ich mir nur ein, dass wegen ihr mein ganzes Leben kaputt wurde, aber wenigstens wäre es länger normal gewesen. Obwohl ich mir da auch nicht so sicher bin!
2.5 ~*~ Das Leben eines Fantasyhelden
Ein Grinsen schlich sich auf Amelies Gesicht, ihr Leben fühlte sich an wie ein Fantasiefilm. Und sie war wohl oder übel die Hauptperson. Kurz überlegte sie sich, wie fast alle Filme von diesem Genre so ausgingen, ein Happy End. Würde es bei ihr auch ein Happy End geben? Sie hoffte es mit aller Kraft, allerdings existierte einfach ein Unterschied zwischen erfundenen Geschichten und der Wirklichkeit. Und sie befand sich leider in der Wirklichkeit. Beinahe ohne Nachzudenken griff sie nach einem Zettel und legte eine Liste an:
Teil 1: Die Hauptperson lebt normal, merkt aber langsam, dass etwas faul ist.
Teil 2: Die Hauptperson erfährt ein bisschen von dem Faulen.
Teil 3: Die Hauptperson erfährt alles von dem Faulen und muss kämpfen.
Teil 4: Die Hauptperson wehrt sich, weil sie ihr altes Leben nicht verlassen will.
Teil 5: Die Hauptperson geht doch mit, weil ihr nichts anderes übrig bleibt.
Teil 6: Die Hauptperson erfährt mehr und freundet sich mit der Welt an.
Teil 7: Die Hauptperson findet etwas Schlimmes heraus und wehrt sich.
Teil 8: Die Hauptperson muss kämpfen, auch wenn sie nicht will und Angst hat.
Teil 9: Die Hauptperson siegt nach einigen Niederlagen, die spannend sein sollen.
Teil 10: Die Hauptperson kehrt in ihr normales Leben zurück und freut sich wieder.
Seufzend zählte sie den Punkt ab, bei dem sie bereits war, wenn die ganze Geschichte mit den Dämonen wirklich wahr war. Nummer 1 bis Nummer 2 hatte sie bereits hinter sich, nun steckte sie inmitten von dem dritten Punkt. Die Frage war aber wirklich, was faul war. Auf jeden Fall musste es etwas mit Damian zu tun haben. Am meisten Angst hatte sie allerdings ab Nummer 7-9, wahrscheinlich würde das am schwersten werden. Kopfschüttelnd zerknüllte sie den Zettel, warf ihn aber vorerst nur in die Schublade, wo zuvor Damians Bild gelegen hatte. Ob das auch mit ihrer Fähigkeit zu tun hatte? Dass Amelie ohne hinzusehen perfekte Portraits zeichnen konnte? Möglich wäre es, aber vor allem schon wieder unmöglich. Genauso unmöglich wie alles in ihrem Leben, das in letzter Zeit vorgefallen war.
„Warum rede ich so, als würde alles wahr werden? Natürlich wird es nicht wahr, das ist ja unmöglich, ich bin keine Hauptperson. Ich bin nur das kleine Mädchen von nebenan, das aussieht wie ein Gruftie. Und keine Freunde hat“, stellte Amelie mit einem Hauch von Traurigkeit fest. Sie konnte nichts Besonderes sein, warum würde Lucy sie dann so fertig machen? Bei dem Gedanken an die Tussi, spürte sie beinahe Freude. Wenn dieses Mädchen sie noch irgendwann angreifen oder mobben würde, könnte sie sich zum allerersten Mal wehren. Geschlagen hatte sie sie noch nie, doch die Worte saßen auch nicht immer so tief, wie sie es sich wünschte. Meistens überhörte Lucy sogar ihre bissigen Kommentare. Oder sie gab einfach bessere, noch frechere zurück woraufhin Amelie selbst meistens das Weite suchen musste.
Neugierig klappte sie den Laptop auf und suchte im Internet nach weiteren Infos über Dämonen. Bei den Bildern stockte sie, wilde Tiere mit Hörnern und langen Teufelsschwänzen. Die meisten Kreaturen hatten seltsam abgewickelte Beine und rote Haut mitsamt gelben Augen. Ein paar besaßen vor bluttriefende Waffen, die sie wie zum Kampf erhoben hielten. Auf jeden Fall sahen sie nicht wirklich vertrauenserweckend aus. Kurz stellte Amelie sich vor, wie Damian als Dämon aussehen würde. Seine Augen waren allerdings schwarz, nicht gelb oder sonst irgendwas. Auf jeden Fall war ihm kein Schwanz mit einer Zacke hinten gewachsen, das hätte sie oder zumindest die anderen Besucher mitkriegen müssen. Hörner hatte sie auch keine entdeckt. Der Junge hatte zwar eine Kappe getragen, doch solche riesigen Teile hätte man bestimmt darunter hervor
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