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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
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Damals hatte er ihr an den Kopf geworfen, dass Amelie depressiv war. Irgendwie schien es auf einmal mehr als denkwürdig, was er gesagt und getan hatte. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass er schon lange nicht mehr auf die Erde gehörte. Und dass er ganz anderes als alle anderen war. Ein paar Mal hatte er das auch gesagt, doch sie hätte nie im Leben daran gedacht, dass er es so ernst meinte.
    „Wir kennen doch alle nichts anderes. Hast du schon vergessen, dass niemand etwas von der Erde weiß? Keiner weiß etwas von Freizeitbeschäftigungen, wir fliegen halt rum und leben. Das ist das einzige, was zählt, wir leben.“
    „So richtig toll ist das ja nicht.“ Kopfschüttelnd ließ sie das Papier los und schloss eine Zeit lang die Augen. Im Grunde genommen war sie sich sicher, dass Damian weiter reden würde.
    „Wir sind vom Thema abgekommen. Ich wollte eigentlich nur wissen, was du schreibst. Über was.“ Da war sie, die Frage, die Amelie unbedingt nicht beantworten wollte. Sie hatte über ihn geschrieben, aber das konnte sie ihm unmöglich unter die Nase reiben.
    „Das geht dich nichts an. Aber hast du schon mal was von Tagebuch gehört?“ Der Dämon starrte eine Weile gerade aus und nickte nachdenklich. Selbst hatte er es wohl nie geschrieben oder er konnte sich einfach nicht mehr daran erinnern.
    „Über was schreibst du?“
    „Über meinen Tag, über mein Leben, über meine Gefühle, über meine Gedanke und so ein Zeug eben.“
    „Das heißt, du bist nicht kreativ.“
    „Was soll die Frage? Ich schreibe nur wahre Dinge hinein, da muss man nicht kreativ sein. Ich schreibe, was ich denke.“ So langsam ging das Gespräch wieder in die sinnlose Richtung, natürlich war sie kreativ. Die Bilder, die sie auf der Erde massenhaft gezeichnet hatte, waren schließlich alle auf irgendeine Art und Weise kreativ angehaucht.
    „Schade, ich dachte, du schreibst Geschichten. Mit Fantasie.“ Ein leises Kichern kam aus dem Mund des Mädchens, die letzten zwei Worte klangen gekünstelt und schon beinahe dichterisch.
    „Du meinst so etwas wie ein 300 Seiten Buch, deines zum Beispiel?“ Damian nickte mit einem sichtlich stolzen Lächeln.
    „Nein, so etwas nicht.“
    „Ich eigentlich auch nicht. Das muss ich dir jetzt unbedingt erklären. Wie gesagt hat keiner in Icasan eine Beschäftigung, im Grunde genommen könnte jeder lesen, doch es tut keiner. Verstehst du, was ich meine?“ Amelie nickte zögernd, so recht wusste sie noch nicht, worauf er wirklich hinaus wollte. „Ich meine, dass es keine Fantasie mehr gibt. Kein einziger Dämon hat Fantasie, niemand.“ Seine Worte klangen mehr als nur lächerlich, sinnlos und völlig unvorstellbar. Amelie fühlte sich traurig, geschockt, verwundert, ungläubig und wütend zugleich. Was redete Damian da? Natürlich musste es Fantasie geben, irgendwer musste doch noch kreativ sein.
    „Das ist Schwachsinn.“
    „Nein, leider nicht. Aber lassen wir das Thema.“
    „Besser, ich glaube dir nicht. Es muss da draußen irgendwen geben, der noch schreibt oder sich einfach kreativ beschäftigt.“ Der Junge schüttelte enttäuscht den Kopf, er meinte es anscheinend doch todernst. „Wenn du es wirklich ernst meinst, dann frage ich dich, warum du mir das erzählst? Daran kann ich auch nichts ändern.“
     
     

4.4 ~*~ Forderungen
    „Doch, wenn du Herrscherin wärst.“
    „Was? Wie kommst du darauf, dass ich Herrscherin werde?“ Was redete er da? Hatte er völlig den Verstand verloren? Seit wann dachte er daran, dass sie Icasan regieren sollte? Von einem Moment zum anderen sprang sie auf und breitete ihre riesigen Flügel aus, da sie ihr Sicherheit brachten, zumindest ein bisschen.
    „Ich hab nicht gesagt, dass ich dich dazu zwinge, Herrscherin zu werden.“
    „Natürlich kannst du mich nicht dazu zwingen, es ist ja mein Leben. Was willst du eigentlich von mir? Ich verstehe es eigentlich nicht. Zuerst bist du nett zu mir, dann verrätst du mich an Lanicel, dann bist du auf einmal wieder mein Kindermädchen und folgst mir überall mit hin. Deswegen frage ich dich nochmal. WAS WILLST DU VON MIR?“ Endlich brach es aus ihr heraus, sie warf ihm die Worte regelrecht ins Gesicht. Mit etwas Pech würden es die Nachbarn hören und die Wachen einschalten, doch im Moment war es ihr egal. Damian konnte sie doch nicht einfach so ausnutzen, ohne ihr nur etwas davon zu sagen. Vielleicht war das von Anfang an sein Plan gewesen: Sie zu verwenden, um selbst an die Weltherrschaft zu

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