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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
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Bestimmt wünschen sie sich, dass es mir gut geht, so lange sie wissen, dass ich tot bin, aber ich möchte sie wiedersehen. Sie in die Arme nehmen und so weiter. Okay, ich schweife ab, zurück zu meinen Erlebnissen…). Ich möchte irgendwas damit anstellen, ich habe keine Ahnung, was ich tun soll, aber ich werde etwas tun. Etwas bewirken. Vielleicht auch ein Buch schreiben, so wie Damian. Das ist kompletter Schwachsinn, aber jetzt egal.
    Ich bin hier, um es zu genießen, ich bin hier, um alles zu nutzen.
    Am seltsamsten ist, was mit mir selbst passiert. (Ich weiß, ich kling wie so ein Psycho, der von einer besseren Welt redet, aber ich fühle mich tatsächlich so.) Mittlerweile könnte ich mir beinahe nicht mehr vorstellen, ohne Damian zu leben, geschweige denn ohne Icasan. Höchstwahrscheinlich wäre Caro sehr enttäuscht über diese Worte, die ich gerade geschrieben hab, aber sie stimmen. Trotzdem liebe ich sie und wenn ich sie irgendwann wieder sehen werde, werde ich ihr das so oft es geht sagen.
    Zumindest ist unser, meiner und der von Damian, Plan, dass wir bis zum Portal vordringen. Wir schätzen, dass es sich dort befindet, wo Lanicel wohnt und ich habe so das Gefühl, dass mich sein Zuhause noch einmal überraschen wird, wir werden sehen. Zuerst einmal müsste ich allerdings dorthin kommen…
    Noch zu guter Letzt zu meinem Traum. Ich habe geträumt, von einem Mann. Er hat mit mir geredet und alles war so wirklich, es war unvorstellbar. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich gedacht, er wäre direkt vor mir gestanden. Auf jeden Fall hat er mir erklärt, dass ich meine Fähigkeiten von ihm geerbt habe, doch er ist wohl nicht freiwillig gestorben. (Wer stirbt schon freiwillig!?) Am Ende redete er von Lanicel, dass er nicht der rechtmäßige Herrscher ist, aber dann hat Damian mich geweckt. Natürlich meinte er es nur gut, aber jetzt muss ich versuchen, nochmal Kontakt zu dem Toten aufzunehmen, da ich mir sicher bin, dass ich seine Infos bestimmt noch brauchen werde. Aber jetzt Schluss!
     
    Seufzend legte sie den Stift zur Seite und verstaute ihn mitsamt dem Zettel in ihrem Kleid. Damian blickte neugierig über ihre Schulter, doch hoffentlich hatte er nichts gelesen. Es ging ihn schließlich auch rein gar nichts an.
    „Schreibst du?“, fragte er leise und lehnte sich an die Hauswand. Sie war rau und vor allem ungemütlich, doch zumindest waren sie hier halbwegs sicher. Lanicel würde nicht die Gefahr auf sich nehmen, ganz Icasan in Panik zu versetzen. Kurz überdachte Amelie seine Frage, etwas seltsam schien sie, sehr sogar.
    „Sieht man doch. Ich schreibe, aber es geht dich nichts an, was ich schreibe.“
    „Schon gut. Eigentlich wollte ich nur wissen, ob du es überhaupt kannst.“
    „Ist das nicht logisch? Können nicht alle hier schreiben?“
    „Nein, eigentlich nicht.“                                                                                                   
    „Das verstehe ich nicht, ich hab schon viele Buchstaben gesehen und gelesen.“
    „Natürlich können wir schreiben, so weit gebildet sind wir auch schon.“
    „Na eben, warum dann die Frage?“ Das Mädchen seufzte verwirrt und berührte kurz das Blatt.
    „In Icasan schreibt keiner, nur Regeln, nicht mehr.“
    „Warum nicht? Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag so?“ Über die Beschäftigungen der Dämonen hatte sie eigentlich noch nie nachgedacht, kein einziges Mal. Was taten sie eigentlich in ihrer Freizeit? Bis jetzt hatte sie keine Freizeitzentren wie Schwimmbäder oder Kinos gesehen. Zwar stellte sie es sich ziemlich bescheuert vor, mit diesen schwarzen Rüstungen am Strand zu liegen, doch trotzdem mussten sie schließlich irgendetwas tun. Bis jetzt hatte Amelie nur Dämonen gesehen, die gelangweilt in der Luft herum flogen oder in kleinen Grüppchen im Untergrund herum irrten. Wie interessant.
    „Gar nichts. Das mag jetzt wahrscheinlich total langweilig für dich klingen, aber es ist nicht mehr. Wir tun gar nichts. Ein paar haben einen Job als Wache, aber sonst gibt es keine.“
    „Aber was tut ihr? Sitzt ihr den ganzen Tag nur in irgendwelchen Höhlen herum? Wie ertragt ihr das nur? Ich würde sofort depressiv werden und verzweifeln. Das ist doch kein Leben!“ Bei dem Wort „depressiv“ kamen ihr die Erinnerungen an den Chat mit Damian wieder hoch. Das war das erste Mal, bei dem sie ihn seltsam gefunden hatte.

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