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Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
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stürzte von der Höhe von nur ein paar Zentimetern auf den Boden. Klirr! Und dann lagen die Scherben am Boden. Zu Tode erschrocken sprang sie hoch, doch der Rauch hatte sie bereits umhüllt.
     
     

4.5 ~*~ Wiedersehen
    Verwirrt blickte Amelie um sich, die Helligkeit war mal wieder verschwunden, stattdessen befand sie sich auf einer dunklen Straße. Rechts und links standen hübsche Häuser, davor kleine, schön hergerichtete Gärten. Nachdenklich spazierte sie weg von den Autos und über den Gehsteig auf ein Haus zu. Es kam ihr seltsam bekannt vor, beinahe zu bekannt.
    „Wo bin ich hier?“, flüsterte sie leise, doch im Inneren wusste sie es bereits. Vor ihr lag das Haus, in dem sie 4 Jahre gewohnt hatte. Auch wenn diese Zeit nicht allzu lang war, war es sehr schmerzhaft, es zu verlieren. Langsam trat sie die drei Treppen nach oben und öffnete leise die Tür. Damals, als sie noch gelebt hatte, hatte sie Caro immer empfohlen, zumindest in der Nacht zuzusperren, doch anscheinend hatte sie auf sie gewartet. Mit zusammengepressten Lippen bog sie sofort rechts ab, hielt jedoch noch kurz inne. Wahrscheinlich würde das das letzte Mal sein, wo sie hier sein dürfte. Nach einem leisen Seufzer machte sie kehrt und schlich die Stufen zu ihrem Zimmer hinauf. Die Tür war nur angelehnt, aber das Zimmer dahinter sah ganz anders aus. Die Möbel waren verschwunden, das Aquarium, ihre Nischen und das Keyboard. Alles weg. Mondlicht fiel durch die wieder vorhandenen Fenster auf den Boden, in einer Ecke standen ein Wäscheständer und die Waschmaschine, die zuvor im Bad den Platz verschwendet hatte. Amelie verpasste es einen schmerzhaften Stich ins Herz. War sie ihrer Mutter wirklich so wenig wert? Tränen stiegen ihr in die Augen, welche sie allerdings gleich wieder wegwischte. Na und? Caro hatte ihr Zimmer abgerissen, vielleicht hatte sie einfach den Platz gebraucht. Seufzend wendete sie sich wieder dem Schlafzimmer ihrer Eltern zu und hoffte innerlich, dass Steve wie so oft noch nicht zu Hause war. Normalerweise kam er immer erst gegen 1 oder 2, wenn er sich überhaupt von Zuhause wegbewegte. Sein Platz war leer, auf der rechten Seite des Doppelbettes lag Karoline zusammengerollt unter einer geblümten Bettdecke. Ein paar Augenblicke betrachtete sie ihre schlafende Pflegemutter und ließ sich dann neben ihr nieder. Wahrscheinlich musste sie sie wecken, doch die Frage war, ob es gut war, mitten in der Nacht von einer verstorbenen Person geweckt zu werden. Das Mädchen selbst könnte sich von diesem Schrecken jedenfalls bestimmt nicht erholen. Nachdenklich streichelte sie über die blonden Haare ihrer Mutter, die kreuz und quer auf dem plattgedrückten Polster lagen.
    „Wenn ich sie ganz leise wecke, denkt sie vielleicht, es wäre nur ein Traum. Das ist wohl die einzige Lösung“, überlegte sie und rüttelte die Frau ganz sanft wach. Verwirrt blinzelte sie im Raum umher, Schrecken war ihr keiner anzusehen.
    „Amelie, mein Mädchen“, begrüßte sie Amelie leise ohne einen Hauch von Verwirrung. Schließlich war es auch möglich, dass sie öfters von ihrer verstorbenen Tochter träumte. Amelie selbst war allerdings völlig überfordert, was sollte sie bitteschön sagen? So lange hatte sie ihrer Mutter nicht in die Augen gesehen, so lange hatte sie ihre weiche Stimme nicht mehr gehört.
    „Hallo Mama.“
    „Warum bist du hier?“
    „Ich wollte dir sagen, dass es mir gut geht.“ In Gedanken versunken setzte Caro sich in ihrem Bett auf und nickte langsam.
    „Das weiß ich doch, mein Schatz.“
    „Bist du traurig, dass ich weg bin?“ Ihr Zimmer kam ihr wieder in den Sinn. Karoline hatte es einfach weggeräumt und somit die letzte Erinnerung ausgelöscht.
    „Natürlich bin ich traurig, aber ich kann nichts daran ändern. Und ich weiß schließlich, dass es dir dort oben gut geht.“ Die Mutter redete mit so einer Selbstverständlichkeit, so dass es schon fast unheimlich erschien. Anscheinend hatte sie sogar auf den Besuch ihrer Tochter gewartet.
    „Es geht mir gut, aber es hat sich so viel verändert. Ich möchte dir das unbedingt alles erzählen, aber du würdest es mir sowieso nicht glauben.“
    „Schon gut. Du musst mir nicht alles erzählen, irgendwann werde ich ebenfalls für immer einschlafen und dann werde ich dich ohnehin wieder sehen.“
    „Das hoffe ich.“ Diese drei kleinen Wörtchen kamen Amelie schwerer als gedacht über die Lippen, denn nur sie alleine wusste, was nach dem Tod kommen würde, auch für

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