Schwingen des Vergessens
dran.“
„Das stimmt, eben, ich denke gerade nach… Ich glaube, da gibt es eine eigene Methode, mit der man Lanicel die Kraft entziehen könnte. Das hatte er auch mit dir vor.“ Sofort begann Amelies Herz wieder lauter zu pochen, ihre Finger verkrampften sich während Damian scheinbar sorglos seinen Weg dem Boden entgegen fortsetzte. „Das ist sozusagen ein seelischer Kampf, den der Gefangene mit dem Angreifer führt. Da geht es um die Magie. Das Problem ist, dass dabei auch ein Risiko für dich besteht. Ein sehr großes sogar. Diesen Kampf hättest du genauso geführt, wenn du der Gefangene wärst, die Chancen des Gewinnens wären dann gleich. Zwar hätte Lanicel dir bestimmt noch verschiedene andere Mittel eingeflößt, die dich wehrlos gemacht hätten, doch trotzdem wäre das Siegen über dich sehr anstrengend für ihn gewesen.“
„Und was heißt das jetzt genau?“
„Dass du diesen Kampf führen musst, anders geht es nicht.“ Angst kroch in ihr hoch, Lanicel war mächtig, auch wenn sie im Grunde genommen noch viel stärker war.
„Hab ich eine Chance, gegen ihn zu gewinnen.“ Damian nickte nachdenklich und vollführte eine kurze Bewegung in Richtung der Kuppeln. „Jetzt schon?“ Das ging Amelie viel zu schnell, sie musste noch trainieren und ein anständiger Plan wäre bestimmt auch kein Fehler.
„Das bringt dir nichts, wenn sie uns entdecken, wirst du Lanicel gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. Wir müssen jetzt die Chance nutzen und ihn gleich überraschen.“
„Und was wäre dann der Plan? Willst du einfach da hinein marschieren und sagen: ‚Hey du. Warte mal kurz. Stell dich brav dorthin und kämpfe gegen mich. Aber natürlich darfst du nicht gewinnen, verlier einfach freiwillig. Dann haben wir das hinter uns. Okay?‘ Wir brauchen einen Plan.“ Damian lachte leise, ihre Worte klangen auch zu lächerlich.
„Nein, brauchen wir nicht. Wir gehen dahin und schaffen das, du kannst nicht trainieren. In diesem Fall gilt, dass du nur so stark bist, wie deine Fähigkeiten und die kannst du nicht weiter entwickeln.“
„Das heißt, es geht gleich los?“
„Ja, aber zuvor musst du noch mit deiner Mutter reden, das bringt dir Kraft und Stärke. Ich finde das jetzt vorerst mal am Wichtigsten.“
„Und wie?“ Der Dämon legte nur die Stirn in Falten und korrigierte seinen Kurs ein wenig nach links, woraufhin sie nun wieder geradewegs auf die Kuppeln zusteuerten. Amelie brachte kein Wort hervor, denn ihre Kehle schnürte sich von einem Moment auf den anderen wieder zu.
Die Kuppeln streckten sich wie riesige Seifenblasen in der Luft, zu groß, um eine einzige überhaupt ganz betrachten zu können. Welche die von Lanicel war, war nicht schwer zu entscheiden, doch Damian steuerte auf eine andere zu, kleiner, unscheinbarer und eher am Rand des Stadtteils. Ohne weitere Worte oder Erklärungen warf er einen Blick über seine Schulter auf Amelie und formte mit den Lippen zwei Worte: Viel Glück! Das Mädchen nickte nervös, denn so wirklich bekam sie es gar nicht mehr mit. Ihre Füße oder besser gesagt ihre Flügel trugen sie wie ferngesteuert in das Innere der Kuppel, das man von außen nicht sehen konnte. Damian blieb draußen, anscheinend wollte er auf sie aufpassen. Zitternd schlich das Mädchen weiter, Licht existierte keines, doch wahrscheinlich war es eh besser so, denn sonst würde man sie von draußen aus sofort entdecken.
„Nach was suche ich eigentlich?“, fragte sie sich leise und blieb stehen, diese Kuppel schien wie das Zelt einer Wahrsagerin, genauso wie das von der, die ihr gesamtes Leben verändert hatte. Ein Seufzen kam zwischen ihren zusammengepressten Lippen hervor, nur ganz leise. In der Mitte der Kuppel stand eine Art Kugel, wie eine kleine Kuppel. Langsam strich sie mit dem Zeigefinger über das himmelblaue Glas und holte tief Luft. So richtig wusste sie zwar nicht, was zu tun war, doch zumindest musste sie in der Kugel etwas sehen können.
Es geschah nichts.
Mit einem Anflug von Sorge umrundete sie das Ding und legte nun ihre ganze Hand auf die kühle Oberfläche. Nichts. Kurz warf Amelie einen Blick über ihre Schulter, um Damian nach Hilfe zu fragen, doch da war nur Dunkelheit. Behutsam hob sie die Kugel aus ihrem eisernen Sockel und ließ sich damit am Boden nieder. Das Teil war schwerer als es aussah, viel schwerer. Nachdenklich drehte das Mädchen sie hin und her während ein seltsames Schimmern den Rauch darin erleuchtete. Plötzlich entglitt ihr die Kuppel und
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