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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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die Acht, und Herzog Ulrich wurde aus Württemberg verbannt. Zwar hat er immer wieder versucht, Württemberg zurückzuerobern, aber bis jetzt wurde er jedes Mal zurückgedrängt.«

    Kilian blickte seinen Freund anerkennend an. »Unglaublich, was du alles weißt.«
    Joß lachte laut auf. »Meine Jahre als Bauer habe ich nicht nur mit Ackerbau und Viehzucht verbracht, sondern auch aufmerksam das Reich beobachtet.«
    »Red keinen Unsinn! Ich musste dich aus Mehlbach fortlocken, damit du wieder Joß Fritz wirst und nicht als Bauer stirbst.«
    Joß lachte leise in sich hinein. »Das ist wohl wahr. Trotzdem wird das mein letzter Aufstand sein. Ich bin nicht mehr der Jüngste, Kilian. Meine Knochen schmerzen, die Gicht plagt mich, und das Rheuma macht auch vor mir nicht halt.«
    »Wärst du ein Pferd, würde ich dich zum Abdecker bringen«, lachte Kilian und verstummte, als er den ernsten Gesichtsausdruck seines Anführers erkannte.
    »Ich hoffe, mein Freund, dass ich eines Tages als Bauer friedlich einschlafen werde und nicht auf dem Schlachtfeld sterben muss«, erklärte Joß nachdenklich.
    »Das weiß nur unser Herrgott«, sagte Kilian und trat seinem Pferd in die Flanken.

Kapitel 28
    Anna Maria hielt die Augen fest geschlossen, und endlich ließ der Mann von ihr ab. Wenn ich mich nicht bewege, verschwindet dieses Ungeheuer sicherlich sofort, hoffte sie und blieb stocksteif liegen. Ihr Schoß brannte wie Feuer, und ihr Körper schmerzte, als ob er blau geschlagen wäre. Auch ihre Lippen waren aufgeplatzt, da er sie mit seinen schwarzen Zähnen gebissen hatte, bis Blut kam. Bei der Erinnerung daran wurde Anna Maria speiübel, und sie presste die Augen zusammen, um das Gefühl
zu verdrängen. Ihr Mund war trocken, und die Zunge klebte ihr am Gaumen. Wasser, dachte sie, nur einen kleinen Schluck Wasser, damit dieser furchtbare Durst verschwindet. Aber auch, um diesen widerwärtigen Geschmack des Mannes fortzuspülen.
    Vorsichtig blinzelte Anna Maria unter ihren Lidern hervor. Sie konnte in dem schummrigen Licht der Scheune kaum etwas erkennen und öffnete langsam die Augen. Der Mann war noch da.
    Anna Maria schielte nach dem Wasserschlauch und entdeckte ihn neben ihren Beinen im Heu. Vorsichtig tasteten ihre Finger danach, doch der Schlauch war leer. Enttäuscht schloss sie die Augen. Sie hätte brüllen können, doch sie schwieg und versuchte sich Veits Gesicht vorzustellen.
    Wieder blinzelte sie unter halbgeöffneten Lidern hervor. Der Mann saß mit dem Rücken zu ihr und schien sie nicht zu beachten. Langsam glitt ihre Hand zu der Stelle am Hals, wo Veits Kette auf ihrer Haut lag. Zum Glück hat er sie nicht bemerkt, dachte sie, als ein Geräusch sie aufblicken ließ.
    Anna Maria beobachtete, wie sich der Fremde über ihren Beutel hermachte und die restlichen Lebensmittel hervorkramte. Entrüstet wollte sie ihn zur Rede stellen, doch die Angst, dass er ihr erneut Gewalt antun könnte, ließ sie schweigen. Hungrig beobachtete sie, wie er das Stück Käse verschlang und das letzte Stück Brot schmatzend aß.
    Der Mann schien ihre Blicke zu spüren, denn er wandte sich ihr zu und fauchte mit vollem Mund, wobei ihm Essen herausfiel: »Was glotzt du so liederlich? Willst wohl einen zweiten Ritt haben?« Boshaft lachte er sie mit seinen faulen Zähnen an.
    Anna Maria schloss die Augen und blieb wie tot liegen. Nur die Tränen, die aus ihren Augenwinkeln liefen, verrieten, dass sie noch lebte. Als sie plötzlich spürte, wie der Mann ihr erneut den Rock hochhob, riss sie voller Furcht die Augen auf und sah, wie er sich am Gemächt kratzte. Angsterfüllt begann sie zu
schreien und zu treten, doch der Mann drückte ihre Beine in das Heu. »Halt dein Maul, du Luder. Ich will nachsehen, ob du Geld zwischen deinen Rockfalten versteckt hast.«
    Als er nichts finden konnte, brüllte er: »Elende Hure!«, und boxte Anna Maria in den Leib, sodass sie sich vor Schmerzen krümmte. Wütend blickte der Mann auf sie herab und spuckte auf sie. Dann verließ er fluchend die Scheune.
     
    Anna Maria zog die Beine an und weinte leise vor sich hin. Als der Mann nicht wiederkam, schrie sie ihren Schmerz, ihre Wut, ihre Angst und ihren Kummer hinaus, bis sie keine Kraft mehr hatte. Ermattet lag sie da, unfähig, sich zu rühren oder einen klaren Gedanken zu fassen.
    Als es Mittag war, setzte sie sich auf. Sie dachte nichts, sie fühlte nichts. Mühsam packte sie ihre wenigen Sachen zusammen, die der Mann im Heu verstreut hatte. Dann verließ sie

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