Schwur der Sünderin
unterbrach. »Ich kenne diesen Unruhestifter. Er hatte sich in Heilbronn in unseren Haufen gemogelt und versucht, die Männer gegen meine Pläne aufzuwiegeln.«
»Er sagt, dass deine Geliebte, die Schwarze Hofmännin, die Bauern verflucht hätte.«
»Margarethe sitzt in Heilbronn im Kerker. Wie soll sie da die Pfeddersheimer Bauern verfluchen?«, fragte Joß kopfschüttelnd.
»Die Schwarze Hofmännin wurde von ihrem Leibherrn Jörn von Hirschhorn nicht nur aus dem Gefängnis entlassen, er hat sie sogar aus der Leibeigenschaft freigegeben. Er war der Meinung, dass Margarethes einziges Vergehen darin bestanden hätte, dass sie ihren ›unbehüteten Mund‹ hatte sprechen lassen.«
Die Gesichtszüge von Joß Fritz wurden sanft und verrieten seine Gedanken. »Das freut mich für Margarethe«, murmelte er. »Weiß man, wohin sie gegangen ist?«
Eckbert schüttelte den Kopf. »Es gibt unterschiedliche Gerüchte, aber niemand weiß Genaues.«
Zurück im Versteck berichtete Joß Fritz seinen Männern, was der Freund ihm erzählt hatte. Je mehr er darüber sprach, desto wütender wurde er. Ungehalten ging er in der Hütte auf und ab. »Wenn ich diesen Hurenbock erwische, schlitze ich ihm die Kehle auf«, schwor er und blickte Kilian zornig an. »Falls ich ihn nicht fasse, werdet ihr das übernehmen«, verlangte Joß und schaute seine Männer drohend an, bis sie zustimmten.
»Wie kommt dieser dreckige Hund dazu, so etwas zu behaupten?« , fragte einer der Männer entrüstet.
»Die Schwarze Hofmännin hat uns und unsere Waffen gesegnet, damit wir gewinnen«, meinte ein anderer. »Wie können die Bauern solch einer Lüge Glauben schenken?«
»Menschen glauben, was sie glauben wollen«, sagte Joß und schlug unbeherrscht mit der Faust gegen die Wand.
»Kein Mensch kann die Hofmännin oder dich bei den Bauernhaufen gesehen haben. Also kann niemand bestätigen, dass du etwas mit der Niederlage zu tun hast«, versuchte Kilian Joß Fritz zu besänftigen, doch der lachte bitter auf und brüllte:
»Du weißt, dass ich nie bei einem meiner Bundschuh-Aufstände in Erscheinung getreten bin! Ich habe aus der Ferne die Fäden gesponnen und gehalten, weshalb man mich nie ergreifen konnte. Genauso könnte ich auch diese Schlacht ins Verderben geführt haben. Und Margarethe – sie hätte ebenso gut aus dem Kerker heraus die Männer verflucht haben können. Wer will uns das Gegenteil beweisen? Blitz und Donnerschlag sollen diesen Nichtsnutz treffen!«
»Was hast du jetzt vor?«, fragte Kilian, der den Zorn in den Augen seines Freundes erkannte.
Joß zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht – noch nicht! Aber mir wird eine Lösung einfallen, dessen bin ich mir sicher!«, zischte er und stopfte sich im Hinausgehen seine Pfeife.
Nachdem Joß Fritz Erkundigungen eingezogen hatte, rief er in der zweiten Woche im August seine Männer zusammen. Die Luft war schwül, und es war heiß und stickig in der Hütte, sodass sie sich draußen versammelten. Einige seiner Getreuen lehnten sich gegen Baumstämme, andere setzten sich auf den Waldboden. Doch alle blickten gespannt ihren Anführer an, der mit ernster Miene zu ihnen sprach: »Viele von euch haben ihre Familien seit mehreren Monaten nicht mehr gesehen. Es wird Zeit, dass ihr heim zu euren Frauen und Kindern geht.«
Die Männer schauten überrascht auf, und Gemurmel wurde laut. »Warum schickst du uns nach Hause, jetzt, da es für dich gefährlich ist und du uns brauchen könntest?«, fragte einer, der verständnislos den Kopf schüttelte.
»Du hast es erfasst! Es ist zu gefährlich, mit mir zusammen zu sein. Sicherlich wird diese Rotte schwachköpfiger Kerle mich bereits suchen. Wir können uns nicht länger hier im Wald verstecken, sondern müssen weiterziehen. Allein oder zu zweit fallen wir nicht auf, aber wenn zwanzig Männer umherstreichen, erregen sie Aufmerksamkeit, und deshalb werdet ihr alle nach Hause gehen. Ich werde euch eine Nachricht zukommen lassen, sobald ich wieder zurück bin.«
Daraufhin schauten seine Männer ihn fragend an.
»Von wo willst du zurückkehren?«, wollte Kilian wissen und kräuselte seine Stirn.
»Ich werde mich auf den Weg ins Elsass machen und versuchen, Ulrich von Württemberg auf meine Seite zu ziehen.«
»Du bist verrückt geworden«, flüsterte Kilian entsetzt, doch Joß lächelte ihn an und sagte:
»Und du, mein Freund, wirst mich begleiten.«
Am frühen Morgen des nächsten Tages sollten sich die Männer auf den Weg
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