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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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über den Hof. In der Küche stellte sie hastig den Eimer ab und rieb sich die Hände trocken. Annabelle, die am Tisch saß und ein Huhn rupfte, während ihr Kind im Korb schlief, blickte sie fragend an.

    »Anna Maria ist auf dem Weg zurück nach Mehlbach  – mit dem Vater!«, wisperte Sarah ihr zu und stürmte wieder hinaus. »Peter! Jakob«, rief sie über den Hof und lief hinunter zur Schmiede.
     
    Die Familie saß in der Küche beim Abendbrot zusammen. Während Peter seinen Ziehsohn auf dem Arm hielt und ihm zärtlich das Köpfchen streichelte, starrte Jakob auf den Becher mit Würzwein und blickte immer wieder zu seinem Bruder. Er ahnte, dass auch Peter sich über die Rückkehr des Vaters Gedanken machte. Jakob überlegte, wie er dem Alten entgegentreten sollte. Der Groll, dass der Vater nicht ehrlich zu seiner Familie gewesen war, dass er die Mutter mit einer anderen Frau betrogen hatte, saß tief und ließ sich nicht verdrängen.
    »Ich hoffe, dass sie nicht zu spät kommen und Veit noch am Leben ist«, sagte Sarah leise und schöpfte Suppe in die Schale.
    Plötzlich flog die Küchentür auf, und die Magd Lena kam mit hochroten Wangen hereingestolpert. »Stellt euch vor«, sagte sie aufgeregt, »unser Knecht Mathis hat erzählt, dass der alte Nehmenich verschwunden ist. Seit über einer Woche hat ihn niemand mehr gesehen. Ganz Katzweiler haben sie nach ihm abgesucht  – nichts! Morgen wollen sie in Mehlbach und Schallodenbach nachsehen.«
    Peter wagte nicht, seinen Bruder anzuschauen. Auch Jakob mied es, Peter anzusehen, und versenkte den Blick in seinem Weinkrug.
    »Sicher ist er betrunken hingefallen und erfroren«, überlegte Sarah laut. »Der Herrgott wird über ihn gerichtet haben.«
    »Sarah, sei still! Wie kannst du so über einen Menschen sprechen?« , rügte Jakob seine Frau.
    »Er war ein böser Mensch, daran gibt es keine Zweifel! Unser Herrgott ist gerecht und wird das richtige Schicksal für ihn ersonnen haben«, erwiderte sie.

    In diesem Augenblick hämmerte jemand an die Haustür.
    Jakob schloss für einen Herzschlag die Augen. Sie werden uns verhaften, dachte er und hörte das Blut in seinen Ohren rauschen. Als erneut gegen das Holz gehämmert wurde, blickte Jakob zu Peter, der kreidebleich Annabelle das schreiende Kind reichte.
    Lena schaute fragend in die Runde, und als niemand sich regte, ging sie hinaus, um zu öffnen. Kurz darauf kam sie mit großen Augen zurück, gefolgt von einem unbekannten Mann.
    Der Fremde musterte die Menschen in der Küche ebenso, wie sie ihn betrachteten. Er war von stattlicher Gestalt und in der eigentümlichen Tracht der Landsknechte gekleidet. Sein Haar fiel leicht gewellt bis auf die Schultern und war dunkel wie Kinnbart und Schnauzer.
    Der Mann stand in der Küche und kniff die Augen leicht zusammen, sodass sein Gesicht finster wirkte. Doch seine Augenfarbe, die so blau wie der Himmel war, milderte den strengen Blick.
    »Johann von Ratzburg?«, fragte Peter zweifelnd. Er hatte als Erster seine Stimme wiedergefunden und sprang auf, um den Mann zu begrüßen.
    »Johann?«, fragte nun auch Jakob erstaunt.
    Sarah blickte den Fremden kritisch an. »Wir wissen von Jacob Hauser, dass Veits Bruder mit einem Tross unterwegs ist«, erklärte sie und forderte den Fremden auf, sich zu setzen.
    »Dann war es dieser Hauser, der in Landstuhl nach mir gefragt hat?«, wollte Johann mit tiefer Stimme wissen. »Wo ist er?«
    »Auf dem Weg hierher. Allerdings wissen wir nicht, wann er eintreffen wird«, erklärte Jakob.
    Sarah wies Lena an, Essen für den Gast zu richten. »Du bist sicherlich hungrig und durstig.«
    »Wo ist Veit?«, fragte der Mann energisch, ohne auf Sarahs
Freundlichkeit einzugehen. »Dieser Hauser sagte, dass mein Bruder in Schwierigkeiten steckt.«
    »Setz dich«, bat Jakob. »Wir werden dir alles erzählen.«
    Und sie berichteten Johann, was seinem Bruder widerfahren war.
     
    »Ullein!«, presste Johann zwischen den Zähnen hervor. »Dieser elende Mistkerl. Ich habe ihm einiges zugetraut, aber nicht diese Hinterhältigkeit. Wisst ihr, wo sie Veit gefangen halten?«
    »Er wurde nach Kaiserslautern gebracht. Wir konnten allerdings nicht herausbekommen, wo er dort im Kerker sitzt.«
    »Das macht nichts. Ullein wird mich führen. Ich kenne die Stadt aus meinem Feldzug mit Franz von Sickingen.«
    »Bist du allein?«, wiederholte Peter seine Frage, die Johann noch nicht beantwortet hatte.
    Johann nickte. »Meine Männer sind jedoch in der Nähe und

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