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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Schafe gerissen hätten.«
    Anna Maria blickte ihren Bruder erschrocken an.
    »Wölfe in unserer Gegend?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Aber irgendein wildes Tier muss Steiners Schafe getötet haben. Ich bin gespannt, ob sich der Vorfall wiederholen wird.«
    Anna Maria wurde nachdenklich.
    »Was hat Veit dazu gesagt?«, wollte sie wissen.
    Peter überlegte. »Veit fragte, wo Steiner den Wolf gesehen hätte.«
    Anna Maria wurde von innerer Unruhe ergriffen. Jetzt konnte sie sich Veits sonderbares und abweisendes Verhalten erklären. Nur zu gerne wäre sie umgekehrt, doch da lag die Rauscher-Mühle vor ihnen.
    »Bitte Peter, lass uns so schnell wie möglich wieder zurück auf den Hof fahren«, bat sie ihren Bruder, der sie verständnislos anblickte.
    »Wir sind nicht einmal angekommen, da willst du wieder heimwärts?«, lachte Peter. In dem Augenblick kam Ruth aus dem Haus gelaufen und rief voller Freude nach ihren Söhnen. »Jäcklein, Kasper! Schaut, wer uns besuchen kommt!«

    Ruth konnte ihre Freude kaum zügeln. Immer wieder drückte und herzte sie die Freundin.
    »Du musst mir erzählen, wie es dir ergangen ist«, bat sie.
    Langsam wich Anna Marias Unruhe und machte der Freude über das Wiedersehen Platz. Plötzlich standen die beiden Knaben vor ihr und klammerten sich an ihre Beine.
    »Nein, wie seid ihr groß geworden!«, rief Anna Maria. »Euch scheint es bei meinem Oheim an nichts zu mangeln«, stellte sie mit einem Augenzwinkern fest. Anna Maria war es nicht entgangen, dass auch Ruth wohlgenährt aussah.
    »Ich weiß, was die Leute reden«, sagte Ruth verlegen. »Aber glaube mir, daran ist nichts wahr.«
    »Und selbst wenn«, erwiderte Anna Maria, »dann würde ich es euch von Herzen gönnen.«
    Während Peter mit dem Oheim die Kuh gegen Saatgut tauschte und Geschäftliches besprach, erzählte Anna Maria der Freundin, wie es ihr ergangen war.
    Erst gegen Abend brachen Peter und seine Schwester nach Hause auf. Ruth umarmte Anna Maria zum Abschied und versprach, bald auf dem Hofmeister-Hof vorbeizuschauen.
    Zufrieden setzte sich Anna Maria neben Peter auf den Kutschbock. Doch je näher sie Mehlbach kamen, desto angespannter wurde sie.

Kapitel 4
    Veit hatte es nicht erwarten können, bis das Fuhrwerk mit Anna Maria und Peter um die Ecke gebogen war. Kaum war es außer Sicht, lief er in die Kammer über dem Stall. Dort holte er sein Messer unter dem Strohsack hervor, wickelte es in ein Stück Stoff und versteckte es in seinem Kittel.

    Als er den Hof überquerte, hörte er aus der Werkstatt lautes Fluchen. Neugierig ging er in den Anbau neben dem Wohnhaus und fand Nikolaus, der auf einem Holzklotz saß und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Finger hielt.
    »Was ist geschehen?«, fragte Veit den Knaben.
    »Nichts!«, sagte Nikolaus erschrocken und verbarg rasch die andere Hand hinter seinem Rücken.
    »Zeig her«, forderte Veit ihn auf. Mit niedergeschlagenem Blick zeigte der Junge eine tiefe Schnittwunde am Finger, die heftig blutete. Veit nahm wortlos ein Tuch aus seiner Hosentasche und band es um die Verletzung.
    »Und jetzt die andere Hand!«, forderte er Nikolaus auf. Nur zögerlich folgte der Bursche.
    »Wer hat dir das Schlachtmesser gegeben?«, fragte Veit erstaunt. Dieses Messer war besonders scharf und wurde deshalb von Jakob in einem Schrank verwahrt, da er Angst hatte, dass seine kleine Tochter sich damit verletzen könnte.
    »Ich habe es mir heimlich geholt«, erklärte Nikolaus kleinlaut.
    »Du weißt, dass du das nicht darfst«, rügte Veit ihn.
    Der Junge nickte.
    »Warum hast du das Verbot nicht geachtet?«
    »Weil es so scharf ist und sich deshalb gut zum Schnitzen eignet.«
    Fragend zog Veit die Augenbrauen hoch.
    »Ich will mir einen Speer anfertigen, um damit auf Wolfsjagd zu gehen«, erklärte der Junge eifrig.
    Veit traute seinen Ohren nicht.
    »Du willst was?«, donnerte er los.
    Erschrocken blickte der Elfjährige ihn an. »Jakob hat heute Morgen von den Wölfen erzählt, die Bauer Steiners Schafe gerissen haben. Ich will auch Jagd auf die Bestien machen«, erklärte er, und seine Augen leuchteten dabei.

    »Bestien«, murmelte Veit und schüttelte den Kopf. »Ihr wisst nichts über Wölfe!«, brummte er. »Der Mensch ist die Bestie, nicht das Tier.«
    Nikolaus blickte Veit verständnislos an.
    »Du weißt, dass der Landesherr es verboten hat, im Wald zu jagen.«
    »Das ist uns egal«, sagte der Junge trotzig. »Wir sind freie Bauern, und die Wölfe

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