Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
Vom Netzwerk:
eigenem Wappen auf dem Schild, aber ohne Grund und Boden«, erklärte Veit leise.
    »Kein Wunder, dass du nicht zum Bauern taugst!«, lachte Peter und prostete Veit zu.
    »Von Razdorf«, murmelte Jakob. »Woher stammt deine Familie?«
    »Wir haben einst im Voigtland gelebt. Mein Vater starb, als er die Kugel abbekam, die eigentlich für den Reichsritter Götz von Berlichingen bestimmt gewesen war. Ihm hat sie nur die Hand zerfetzt. Meinen Vater hat sie getötet. Ich war noch sehr jung und kann mich kaum an ihn erinnern. Meine Mutter konnte das Gut nur mit Mühe halten, doch als sie krank wurde, mussten wir es verkaufen. Nachdem meine Mutter gestorben war, zog ich mit meinem älteren Bruder umher, der wie unser Vater
ein großer Landsknechtführer wurde. Johann diente viele Jahre unter Franz von Sickingen, bis der Ritter von seinen Leuten verraten und getötet wurde. Seitdem sucht Johann einen neuen Herrn, dem er dienen kann.«
    »Erzähl uns von deinen Heldentaten!«, forderte einer der Bauern Veit mit glänzenden Augen auf.
    »Da gibt es nichts Rühmliches zu berichten. Wir Landsknechte gehen dorthin, wo Unruhe herrscht und man uns braucht«, erklärte Veit nüchtern.
    »Das Leben eines Landsknechts muss aufregend sein«, sagte einer der Knechte verträumt.
    Veit sah den Jungen nachdenklich an. »Glaube mir, Bursche, das ist es nicht. Man erliegt einem Irrtum, wenn man denkt, dass das, was fremd ist, reizvoller ist als das, was man kennt. Ein Landsknecht muss töten, um selbst zu überleben.«
    Veit spürte, dass die fröhliche Stimmung am Kippen war, und sagte deshalb schnell: »Alles im Leben hat seine Zeit, und jetzt ist anscheinend meine Zeit als Bauer gekommen.«
    »Das würde ich mir an deiner Stelle überlegen. Oder sind die Schwielen an deinen Händen schon abgeheilt?«, lachte Peter und steckte die anderen Gäste mit seinem Gelächter an. »Bevor du unsere Schwester heiratest, geben wir dir ein kleines Stück Land zum Üben. Nicht dass Anna Maria an deiner Seite verhungert«, frotzelte Peter vergnügt.
    »Dann gibt es wohl bald ein großes Fest auf dem Hofmeister-Hof? Darauf müssen wir einen heben!«, sagte ein Bauer und zeigte auf seinen leeren Krug.
    Jakobs Gesichtsausdruck hatte sich verfinstert. Trotzdem nickte er dem Wirt zu und bestellte für alle eine neue Runde.
    »Mich hat er nicht gefragt!«, schimpfte Jakob leise, als er einen Schluck nahm.
    »Dich will er nicht heiraten«, versuchte Peter seinen Bruder aufzuziehen.

    »Woher weißt du davon? Als ältester Sohn habe ich Vaters Stellung auf dem Hof eingenommen …«
    »Du hast Angst, dass man dich übergeht«, spottete Peter und zwinkerte seinem Bruder zu. »Mach dir keine Sorgen. Wir sind uns deiner Stellung auf dem Hof wohlbewusst, Bruderherz!«
    Veit hatte das Gespräch zwischen den Brüdern verfolgt und wandte sich direkt an Jakob: »Ich hätte dich gefragt, ob ich deine Schwester heiraten darf, Jakob. Aber Anna Maria wollte, dass ich warte.«
    »Das fängt ja gut an! Noch nicht verheiratet, und schon macht er, was das Weib sagt«, lästerte Nehmenich, dessen Ohren nichts entging. Doch keiner der übrigen Gäste schenkte ihm Beachtung.
     
    Plötzlich wurde die Wirtshaustür aufgerissen, und ein Bauer aus der Umgebung betrat den Schankraum. Seine Kleidung war mit Blut verschmiert, das auch an seinen Händen klebte.
    Entsetzt blickten die Männer den Bauern an, und einer rief: »Um Himmels willen, Steiner! Was ist los? Bist du überfallen worden?«
    Der Mann mit den dichten Augenbrauen und dem struppigem Bart leerte mit einem Zug einen großen Krug Bier, bevor er atemlos erklärte: »Eine Bestie hat zwei meiner Schafe gerissen. Zwei anderen, die noch lebten, musste ich ins Herz stechen, da sie bei lebendigem Leib angefressen wurden.«
    Entsetztes Gemurmel war zu hören.
    »Wovon sprichst du?«, fragte einer der Männer.
    »Wölfe! So groß, wie ich sie noch nie gesehen habe.«
    »Das kann nicht sein!«, rief ein anderer. »Seit vielen Jahren hat es hier in der Gegend keine Wölfe gegeben.«
    »Willst du behaupten, dass ich lüge?«, begehrte der Mann auf.
    »Nein! Natürlich nicht!«, entschuldigte sich der Bauer. »Es könnte aber sein, dass du dich geirrt hast.«

    »Ich irre mich nicht. Ich kann von Glück sagen, dass ich hier vor euch stehe!«, erklärte Steiner und wischte sich mit der blutverschmierten Hand über den Bart. »Während ich die Schafe von ihrem Leid erlöste, konnte ich spüren, wie der Wolf mich beobachtet hat. Er hat

Weitere Kostenlose Bücher