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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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beschäftigt.
    Während Anna Maria mit den Frauen Obst und Gemüse erntete, um es für den Winter einzulagern, schafften Veit und die anderen Männer einen großen Vorrat an Feuerholz herbei, reparierten Zäune und Gemäuer und versorgten das Vieh. Wenn am Abend endlich die Arbeit ruhte, saßen Veit und Anna Maria mit dem Gesinde und der Familie zusammen, sodass für Zweisamkeit keine Gelegenheit war.
    Seit dem Tod des Wolfs schien Veit sich verändert zu haben. Da er kaum ihre Nähe suchte, befürchtete Anna Maria, dass er sich von ihr abwenden könnte, und besonders heute verstärkte sich dieses Gefühl. Sie wusste, dass Veit, nur um den Schein zu wahren, mitgehen würde  – aber sicher nicht, um Wölfe zu töten.
    Anna Maria ging hinüber zu Veit, der ihr regungslos entgegenschaute. Zaghaft ergriff sie seine Hand und streichelte ihm über den Handrücken. Ihre Augen blickten ihn ängstlich an. »Pass auf dich auf, Liebster!«, flüsterte sie ihm zu.
    »Was sollte mir geschehen?«, fragte er regungslos, woraufhin sie ihn erstaunt anblickte.

    »Es könnte dir bei der Jagd etwas zustoßen«, wisperte sie.
    »So weit wird es nicht kommen!«, antwortete Veit und entzog ihr seine Hand.
    Anna Maria glaubte einen Stich zu spüren, der ihr durchs Herz zu jagen schien. Ihr Blick flehte Veit an, sie zu umarmen, sie zärtlich zu küssen, ihr zu versichern, dass alles gut werden würde. Doch er blieb stumm und schaute an ihr vorbei.
    Veit hatte Mühe, gelassen zu wirken. Auch wenn er äußerlich ruhig und gesammelt aussah, so tobte in seinem Innern ein Kampf von widersprüchlichen Gefühlen.
    Er wusste, dass er sich falsch verhielt und dass Anna Maria litt. Veit konnte den Schmerz in ihren Augen sehen. Zwar fühlte er sich wie ein Schuft, doch er vermochte nicht aus seiner Haut zu schlüpfen. Stattdessen zwang er sich, Anna Maria nicht anzuschauen. In diesem Augenblick ertrug er weder ihre Nähe noch wäre er zu Zärtlichkeiten fähig gewesen. Seine Gedanken und Sorgen galten einzig und allein den Wölfen. Verzweifelt war er sich bewusst, dass er keinen Plan hatte, wie er die Wolfsjagd verhindern konnte.
    Als das Grölen und Lachen der Bauern lauter wurde, presste Veit die Zähne fest aufeinander, um nicht laut aufzuschreien und sein Schwert gegen die mordlüsternen Männer zu erheben. Der Druck war so stark, dass sein Kiefer schmerzte, aber er ließ sich nichts anmerken.
    Anna Maria spürte, wie Tränen in ihren Augen brannten. Enttäuscht wollte sie sich von Veit abwenden, als Hufgetrampel zu hören war. Sie blickte den Weg entlang und sah in der Ferne mehrere Reiter, deren mächtige Pferde mit den Hufen Staub durch die Luft wirbelten. Als sie näher kamen, erkannte Anna Maria den Sohn des Försters des Grundherrn, der von seinen Treibern begleitet wurde.
    »Jakob, Peter!«, rief Anna Maria die Brüder und zeigte mit einem Kopfnicken auf die herannahenden Reiter.

    »Was wollen die hier, und warum kommen sie ausgerechnet heute?«, murmelte Jakob, der neben Anna Maria getreten war. Er blickte Veit fragend an, der keine Regung zeigte.
    Jakob sah zu den anderen Bauern, die den Besuch noch nicht entdeckt hatten und weiterlärmten.
    »Es ist zu spät, um sie zu warnen«, flüsterte Peter. »Wir müssen abwarten, was sie wollen. Vielleicht ist es Zufall, dass sie uns besuchen.«
    »Jemand hat uns verraten!«, murmelte Jakob.
    Peters Pupillen weiteten sich, doch er konnte nicht antworten, da der Mann sein Pferd neben ihnen zügelte und absaß.
    »Ich grüße dich, Ullein«, sagte Jakob freundlich und versuchte entspannt zu wirken.
    Der Angesprochene musterte die Hofmeister-Geschwister stumm und mit herablassendem Blick, dann schaute er zu den übrigen Bauern. Als diese den Reiter erkannten, versuchten einige, ihre Knüppel, Lanzen und Armbrüste hinter dem Rücken zu verstecken.
    »Wie geht es deinem Vater?«, fragte Anna Maria und hoffte, die Aufmerksamkeit auf sich lenken zu können. Doch der Mann musterte sie nur kurz und sah dann zu Veit, der ihn gleichgültig anblickte.
    Auf das Schwert deutend, sprach er Veit an: »Das ist ein Landsknechtschwert«, sagte er. »Ein prunkvolles noch dazu.«
    »Und?«, fragte Veit und legte die schwere Waffe mit Leichtigkeit auf seine Schulter.
    »Ich habe gehört, dass Anna Maria einen Fremden mitgebracht hat. Dass du ein Landsknecht bist, sehe ich erst jetzt.«
    »Ich war ein Landsknecht und bin jetzt Bauer auf dem Hofmeister-Hof!« , widersprach Veit und blickte den Mann verächtlich

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