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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Alte.
    »Sie ist am Mehlbach, Wäsche waschen«, erklärte Hanna Nehmenich und senkte den Blick.
    »Ich komme ein anderes Mal wieder«, sagte Peter hastig und wollte umdrehen, doch Nehmenich hielt ihn zurück.
    »Nichts da! Du bleibst!«, befahl er und schrie: »Johannes!« Sogleich kam sein Sohn angelaufen, der Peter neugierig betrachtete.
    Feine, blutverkrustete Schnittwunden verrieten, dass der Schädel des Jungen frisch geschoren war. Trotzdem kratzte er sich unaufhörlich, und Peter glaubte Ungeziefer auf seiner Kopfhaut zu erkennen.
    »Hör auf zu kratzen!«, herrschte der Vater ihn an. »Geh zum Mehlbach und sag deiner Schwester, dass ihr zukünftiger Ehemann hier auf sie wartet.«
    Johannes’ Augen weiteten sich erstaunt. Peter wollte etwas erwidern, doch der Blick des Alten ließ ihn schweigen.
    Nachdem der Junge losgerannt war, um seine Schwester zu rufen, befahl Nehmenich seiner Frau: »Bring uns Bier!« Sofort verschwand Hanna im Haus.
    »Setz dich«, forderte Nehmenich den Burschen auf und wies auf eine verwitterte Holzbank neben dem Eingang. Kaum hatte Peter Platz genommen, kam Hanna und reichte ihm einen Krug Bier. Anschließend stellte sie sich neben ihren Mann und wartete.
    Peter nahm einen Schluck und hatte Mühe, ihn nicht sofort wieder auszuspucken. Das Bier schmeckte verwässert und abgestanden. Er reichte den Krug an Nehmenich weiter, der ihm zuprostete und sagte: »Auf meine hübsche Tochter.« Ohne das Gesicht zu verziehen, trank er den Krug in einem Zug aus.
    Peter fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Ihm wurde flau
im Magen, denn er hatte keine Ahnung, wie er Nehmenich seine wahre Absicht mitteilen sollte, ohne dass der Alte einen Tobsuchtsanfall bekommen würde.
    In dem Augenblick, als Susannas Vater sagte: »Die Hochzeit soll am Erntedankfest stattfinden«, wusste Peter, dass er nicht länger warten durfte. Und als er Susanna den Hügel herunterstolpern sah, hatte er keine Zweifel, dass seine Entscheidung richtig war.

    Susanna stand vor der Hütte und tobte und schrie wie ein abgestochenes Schwein.
    »Halts Maul!«, brüllte der Vater. »Mach, dass du ins Haus kommst, du dummes Schaf! Es muss nicht jeder in Katzweiler mitbekommen, dass du sitzengelassen wurdest.«
    Das Mädchen verschwand heulend in der Kate. Ihre Mutter lief hinterher, um sie zu trösten, doch Susanna stieß sie wütend zur Seite. »Lass mich in Ruhe!«, schrie sie und warf sich auf ihr Lager.
    »Was machen wir?«, fragte Hanna ihren Mann zaghaft. Als er nichts sagte, fügte sie hinzu: »Wenn das bekannt wird, werden die Leute über uns lachen.«
    Nehmenichs Gesichtsfarbe veränderte sich, und er konnte seinen Zorn kaum zügeln. Er sah seine Frau an, und sein Blick verfinsterte sich: »Das wird die Hofmeister-Sippe bereuen! Das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist.«

Kapitel 6
    Veit kniete vor der kleinen Grube und fischte mit einem dicken Ast nach dem Wolfsfell. Es war von der Gärbrühe vollgesogen und so schwer, dass er Mühe hatte, es herauszuziehen.
Mit Schwung klatschte er den nassen Pelz auf einen gefällten Baumstamm, den er zuvor zur Grube geschleppt und von der Rinde befreit hatte.
    Auf dem Stamm dehnte Veit das Fell in alle Richtungen. Die Arbeit war anstrengend, und er ächzte und stöhnte. Seine Finger schmerzten vom Festhalten und Ziehen des Pelzes.
    Plötzlich drang ein Geräusch an Veits Ohr, das ihn aufhorchen und in seinen Bewegungen innehalten ließ. Er lauschte angespannt, konnte aber nur die Stimmen des Waldes vernehmen. Als er nichts Bedrohliches zwischen den Bäumen wahrnahm, widmete sich Veit wieder seiner Arbeit. Dann hörte er das Rascheln von trockenem Laub, das jedoch verstummte, als er sich umschaute.
    Veits Hand griff nach dem Messer, das in seinem Gürtel steckte. Als das Rascheln lauter wurde, konnte er ein Hecheln und Winseln vernehmen. Veit beugte sich leicht nach vorn, um ins Dickicht zu spähen. Sein Herz raste vor Erregung, als er sandfarbenes Fell zwischen den Ästen und Blättern der Büsche ausmachen konnte.
    Langsam steckte Veit das Messer zurück in den Gürtel. Er wagte kaum zu atmen. »Komm zu mir!«, flüsterte er, wobei seine Stimme vor Aufregung zitterte. Das Winseln und das Rascheln wurden lauter. Dann stand ein Wolf vor ihm. Augen, die die Farbe von flüssigem Gold hatten, blickten Veit scheu an.
    Tier und Mensch starrten sich bewegungslos an, als in Veit Erinnerungen hochkamen. Mit geschärftem Blick besah er sich die Farbzeichnung im Gesicht des Tieres

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