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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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einem Schlag verflogen. Veit stand auf, und Anna Maria richtete ihre Bluse. Als er nichts sagte, warf sie ihm vor: »Warum hast du mit mir nicht darüber gesprochen?«
    »Was soll ich mit dir besprechen?«, fragte er, und seine Stimme klang mürrisch.
    »Wie ich dich kenne, wirst du nach dem verletzten Wolf gesucht haben.«
    »Woher weißt du, dass er verletzt war? Der Bauer wusste nicht, ob er ihn getroffen hat.« Veit blickte Anna Maria grimmig an.
    »Ich kann nichts dafür!«, sagte Anna Maria, der die Tränen in die Augen schossen.
    Veit sah sie verständnislos an. »Warum heulst du?«
    »Eben noch hast du mich geküsst, und im nächsten Augenblick bist du wütend und abweisend. Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Sei nicht albern, Anna Maria! Mich ärgert das Verhalten dieser dummen Bauern.«

    Anna Maria riss die Augen weit auf. »Woher sollen diese dummen Bauern wissen, dass Wölfe besser sind als ihr Ruf? Keiner von ihnen hat als Wolfsbanner unter diesen Tieren gelebt. Erkläre es ihnen, da du es ja besser weißt! Vielleicht verstehen sie es dann.«
    »Blödsinn! Sie werden nichts verstehen, da sie es nicht verstehen wollen. Wölfe sind für diese Menschen Bestien, die getötet werden müssen. Was Bauer Steiner erfolgreich getan hat«, sagte er traurig.
    »O nein!«, flüsterte Anna Maria und ergriff Veits Hand. Ihr Groll war mit einem Mal verflogen.
    Veit setzte sich zurück ins Gras. »Ich habe den Kadaver des Wolfs gefunden.«
    Anna Maria grübelte. »Die Bauern haben auch nach dem Wolf gesucht, aber außer Blutspuren nichts gefunden.«
    »Ich hab ihm das Fell abgezogen und es in eine Gärbrühe gelegt. Die Reste wurden von Dachs, Fuchs und seinen Artgenossen gefressen. Deshalb ist sicher nichts von dem Kadaver übrig.«
    Anna Maria strich Veit über seine Wange und sah ihm tief in die Augen. Dann fragte sie: »Was willst du mit dem Fell machen?«
    »In einigen Monaten kann ich dir daraus einen warmen Umhang anfertigen«, antwortete er und wich ihrem Blick aus.
    Sie wusste, dass er nicht die Wahrheit sprach.

    Peter trödelte auf dem Weg von Mehlbach nach Katzweiler, als ob er alle Zeit der Welt hätte. Dabei wusste er, dass er die Angelegenheit schnell hinter sich bringen musste. Trotzdem blieb er immer wieder stehen und schaute sich um. Er besah sich die Felder und die Blumen am Weg und beobachtete neugierig einen Mistkäfer, der vor ihm im staubigen Weg eine Kugel vor sich herrollte.
    Alles Schlendern half nichts. Katzweiler lag vor ihm. Er verharrte,
und sein Blick erfasste ein kleines Gehöft am rechten Ortsrand. Verschlissene Wäsche hing an einer Leine und bewegte sich im leichten Wind. Gackernd pickten und scharrten einige Hühner auf dem Misthaufen neben dem Haus, während eine Ziege meckernd daneben stand.
    Als ein Mann aus der Tür trat, wollte Peter umkehren, doch es war zu spät. Der Alte hatte ihn gesehen und blickte ihm entgegen.
    Peter hob grüßend die Hand und ging auf die Kate zu. Sein Magen verkrampfte sich, und Unbehagen breitete sich in ihm aus. Um sich Mut zu machen, dachte Peter an die Worte seiner Schwester. »Tu nur das, was du für richtig hältst!«
    Und was er vorhatte, war richtig.
    Peter straffte die Schultern und ging auf Nehmenich zu, der wie immer mürrisch dreinblickte.
    Kaum stand Peter vor ihm, zischte der Alte: »Wird auch Zeit, dass du kommst!« In seinem Mundwinkel klemmte ein dünnes, spitzes Stückchen Holz, das er auch während des Sprechens nicht herausnahm. Sein Hemd war übersät mit Flecken und stank nach Schweiß. Trotzdem blickte er Peter hochnäsig an und stemmte die Hände in die Hüften. Als Peter nichts sagte, spuckte Nehmenich das Holzstückchen auf den Boden und brüllte über seine Schulter: »Hanna, komm her. Der Hofmeister-Spross ist gekommen und will endlich um die Hand unserer Tochter anhalten.« Als Nehmenich Peters Blick sah, überzog ein hämisches Grinsen sein Gesicht.
    Hanna Nehmenich erschien in der Tür. Obwohl sie Peter seit vielen Jahren kannte, da sie während der Erntezeit oft auf dem Hofmeister-Hof aushalf, nickte sie ihm nur flüchtig zu. Peter lächelte sie freundlich an und sagte: »Ich grüße dich, Hanna!«
    Die Frau wirkte abgearbeitet und müde. Silbrige Fäden durchzogen ihre einst dunkelbraunen Haare, und obwohl ihre Haut durch die Arbeit in den Flachsfeldern braungebrannt war,
wirkte sie schlaff und krank. Schüchtern blickte die Frau zuerst Peter und dann ängstlich ihren Mann an.
    »Wo ist Susanna?«, fauchte der

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