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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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seinem Badehaus anbot, habe ich nicht lange überlegen müssen. Er hat viel zu tun, denn bei den Kämpfen sind zahlreiche Menschen verletzt worden, die er nun behandelt. Ich kümmere mich um das Feuerholz und darum, dass stets Wasser vorhanden ist. Außerdem überwache ich die Burschen, damit sie die Badezuber gründlich schrubben.« Hauser stand auf und goss jedem Bier ein. »Florian und ich haben ein Dach über dem Kopf und genügend zu essen. Was wollen wir mehr?«
    »Annabelle sagte mir, dass der Bauernaufstand zerschlagen wurde. Was ist aus Müntzer und Pfeiffer geworden?«, fragte Peter.
    Hausers Stirn kräuselte sich. »Anscheinend ist die Kunde vom Tod der beiden Schwarmgeister nicht bis nach Mehlbach durchgedrungen.«
    »Thomas Müntzer ist tot?«, rief Peter entsetzt und blickte zu Friedrich, dessen Mund ungläubig offen stand.

    In Peters Gedanken tauchte das Gesicht Thomas Müntzers auf. Er sah den Prediger vor sich, wie er, gekleidet in einen Prophetenmantel, auf der Kanzel stand und mit seinen mitreißenden Worten die Menschen begeisterte. Tausende hatten ihm vertraut und waren ihm anschließend aufs Schlachtfeld gefolgt. Dieser Mann, zu dessen Anhängern auch Peter und seine Freunde zählten, war tot?
    »Wie ist das passiert?«, stammelte Peter.
    »Nachdem die Fürsten auf Müntzers Kopf einen Preis ausgesetzt hatten, floh er in die Stadt Frankenhausen und suchte in einem der ersten Häuser am Nordhäuser-Tor Schutz. Er versteckte sich auf dem oberen Boden des Hauses, entkleidete sich und legte sich dort ins Bett. Außerdem verband er sein Haupt mit einem Tuch und hoffte, dass seine Feinde ihn nicht erkennen würden. Nach der Plünderung der Stadt wollte in dem Haus, in dem Müntzer sich versteckte, ein Edelmann mit seinem Knecht übernachten. Dieser durchstöberte das Haus und fand den Fremden, der erzählte, dass ihn das Fieber plagen würde. Der Knecht erspähte Müntzers Tasche, in der sich verräterische Briefe befanden. Sein Herr verriet Müntzer an die Fürsten.«
    Hauser hob den Krug, doch seine Hand zitterte so stark, dass er ihn wieder abstellte, ohne einen Schluck genommen zu haben. Mit belegter Stimme fuhr er fort: »Müntzer wurde in den Turm von Heldrungen gesperrt, der unweit von Frankenhausen gelegen ist. Eingekerkert tief unter der Erde folterte man ihn aufs Übelste, bis er ein Teilgeständnis ablegte. Er verriet jedoch nur Namen von Anhängern, die allesamt in der Schlacht gefallen waren. Trotz der Qualen schrieb Müntzer einen Brief an die Aufständischen in Mühlhausen, in dem er auf ein Ende des Aufstandes drängte. Das war seine letzte Tat.«
    Hausers Stimme wurde leise, als er den Freunden mitteilte: »Unser Held Thomas Müntzer wurde am 27. Tag des Monats
Mai vor den Toren der Stadt Mühlhausen enthauptet. Man spießte seinen Leib auf und steckte seinen Kopf auf einen Pfahl. Das gleiche Schicksal ereilte auch seinen Weggefährten Heinrich Pfeiffer, den man zuvor im Amt Eisenach gefangen genommen hatte.«
    Peter und Friedrich brachten keinen Ton heraus. Hauser blickte ins Leere, als er hinzufügte: »Es geht das Gerücht um, dass in Frankenhausen mehr als sechstausend Bauern gefallen sind, während es im fürstlichen Heer nur sechs Tote gab. Wir drei wissen, dass das Blut der Toten wie in einer Rinne den Berg hinuntergeflossen ist.«
    »Zum Glück haben die fürstlichen Heere die Stadt Mühlhausen verschont«, versuchte Peter sich und seine Freunde zu trösten.
    »So kann man das nicht sagen«, erklärte Hauser bitter. »Nach der Schlacht in Frankenhausen vereinigte sich das Heer des Landgrafen Philip von Hessen mit den Landsknechten des Kurfürsten Johann von Sachsen, um gegen Mühlhausen, die letzte Stadt, die Widerstand leistete, zu ziehen. Das vereinigte Ritterheer umstellte die Stadt von drei Seiten.«
    Hauser blickte Peter und Friedrich an und sagte mit dunkler Stimme: »Wir drei wissen, was es heißt, wenn man von einer solch gewaltigen Armee belagert wird.«
    Friedrich nickte, während Peter flüsterte: »Den Takt der Trommeln werde ich mein Leben lang nicht vergessen.«
    »Sie schossen eine Bresche in die Stadtmauer«, fuhr Hauser fort zu erzählen, »und zwangen die Bürger zu verhandeln. Wie Büßer in Lumpen gekleidet, mit offenem Haar und barfüßig, schickte die Stadt sechshundert Frauen in Begleitung von fünfhundert Jungfrauen mit Wermutskränzen in das Lager des Philip von Hessen. Dort übergaben sie den Fürsten einen Brief, in dem sie baten, Mühlhausen zu

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