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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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schonen. Die Fürsten verlangten daraufhin, dass die Männer ebenfalls barfuß, barhäuptig und
mit weißen Stäben sowie dem symbolischen Schlüssel zur Stadt in der Hand vor den Fürsten erscheinen mussten. Danach ritten die Truppen des Philip von Hessen in die Stadt, wo ihnen die Bürger kampflos ihre Waffen übergaben. Der ewige Rat wurde abgesetzt, und der Bürgermeister und eine große Anzahl von Bürgern wurden hingerichtet.«
    »Mühlhausen hat Glück gehabt, dass die Bürger einsichtig waren«, schlussfolgerte Friedrich.
    Hauser zuckte mit den Schultern. »Seit Monaten wird die äußere Stadtmauer geschleift. Die ehemals stolze Reichsstadt wird zu einer Fürstenschutzstadt. Jährlich müssen hohe Geldsummen an jeden der Fürsten gezahlt werden. Auch alle Adligen auf dem Eichsfeld und der Grafschaft Schwarzburg sollen entschädigt werden. Mühlhausen muss außerdem eine hohe Schutzzahlung entrichten, um eine Brandschatzung der Stadt zu verhindern.«
    »Dass Müntzer tot ist, kann ich nicht fassen«, sagte Peter kopfschüttelnd.
    Hauser zögerte, dann sagte er mit Abscheu in der Stimme: »Es ist gut so. So hat er nicht erfahren, wie ein Ritter seine schwangere Frau in aller Öffentlichkeit anrüchig bedrängte.«
    »Das ist barbarisch«, stöhnte Peter, und Friedrich rief erbost: »Wie kann man so Anstößiges machen?«
    »Der Sieger, mein lieber Freund, glaubt, dass das sein Recht ist, und er nimmt es sich einfach«, erklärte Hauser mit bitterem Blick in den Augen.

Kapitel 9
    Ein Jahr zuvor: im Herbst 1524
     
    Der Landsknecht Kilian starrte in seinen leeren Bierkrug und grübelte. Was sollte er jetzt machen? Wohin sollte er gehen?
Sein Blick schweifte durch den Gastraum des »Goldenen Ochsen«. Angetrunkene und gut gelaunte Gestalten saßen beisammen, grölten und schienen sich ihres Daseins zu erfreuen. Kilian wusste jedoch: Wenn sie ihren Rausch ausgeschlafen hatten, würde es ihnen wie ihm ergehen  – Trostlosigkeit würde sie umgeben. Um Leere und Langeweile zu vergessen, blieb seinen Männern nichts übrig, als sie erneut im Bier zu ertränken.
    Menschen wie sie waren nicht zum Stillsitzen geschaffen. Sie mussten hinaus und kämpfen. Doch wofür? Für wen? Niemand war da, der sie führte. Verdammt, dachte Kilian, ich hatte gehofft, dass Joß Fritz meinem Rat folgen und nach Neustadt kommen würde. Doch die Frist, die ich ihm genannt habe, ist bereits vor mehreren Tagen verstrichen.
    Kilian suchte den Blickkontakt zum Wirt und zeigte ihm seinen leeren Krug. Melchior Spindler verstand und brachte ihm ein neues Bier.
    »Du scheinst heute Trübsal zu blasen«, höhnte der Wirt leise, als er den Krug auf den Tisch stellte.
    Mit einem gequälten Lächeln blickte Kilian auf. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Vielleicht werde ich alt!«
    Der Wirt lachte auf. »Ich denke eher, dass du es leid bist, nichts zu tun. Such dir ein rassiges Weib für die Nacht, dann wird es dir besser gehen.«
    Kilian schüttelte den Kopf. »Wenn das so einfach wäre!«
    »Du bist anscheinend zum Jammerweib geworden!«, spottete der Wirt und setzte sich zu ihm an den Tisch. Melchior Spindler besah sich seine beiden Fingerstummel an der rechten Hand. »Was willst du länger auf ihn warten? Er wird nicht kommen!«
    »Es ist unfassbar, dass Joß das Leben eines Bauern führt!«, schimpfte der Landsknecht leise. »Er, der unser Held war, dem die Männer blind vertraut haben, für den sie gekämpft und sich geopfert haben, nennt sich jetzt Daniel Hofmeister. Kannst du dir das vorstellen, Melchior?«

    »Ich dachte, er hat dir erklärt, warum er sich für dieses Leben entschieden hat? Sagtest du nicht, dass er die vielen Misserfolge und die vielen Toten nicht mehr ertragen konnte? Das ist zu verstehen, Kilian, schließlich sind all seine Aufstände blutig im Keim erstickt worden. Viele seiner treuen Gefolgsleute wurden hingerichtet oder verstümmelt. Joß kann von Glück sagen, dass man ihn nicht gefangen genommen hat.«
    Kilian nickte. »Natürlich kann auch ich seine Gründe nachvollziehen, Melchior. Aber dennoch geht es mir nicht in den Schädel, denn auch unsere Brüder, Verwandten und Freunde sind unter den Toten. Nenn mir einen einzigen Mann hier im Raum, dem es anders ergangen ist. Trotzdem sind wir zum Kampf bereit. Keiner würde sang- und klanglos verschwinden und unter Fremden ein munteres Leben führen. Wir alle waren der Ansicht, dass der große Joß Fritz tot sei, und das würde ich heute noch glauben, hätte ich ihm

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