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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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fest auf dem Boden. »Nicht wie mein Tisch, der wie ein Kuhschwanz wackelt, wenn man sich darauf abstützt«, brummte er und versuchte auf dem schweren Stuhl hin und her zu schaukeln, was ihm nicht gelang. Dabei hatte er nicht bemerkt, dass Ullein im Türrahmen stand und ihn beobachtete.
    »Bist du hier, um die Standfestigkeit der Möbel zu prüfen?«, fragte er scharf.
    Erschrocken sprang Nehmenich von seinem Platz hoch.
    Als Ullein den Bauern erkannte, verfinsterte sich sein Gesicht. »Was willst du von mir?«
    Nehmenich wusste, dass der Sohn des Försters wegen der verpatzten Wolfsjagd aufgebracht war.
    »Ihr wart zu früh gekommen«, versuchte er zu erklären. »Ihr habt gesehen, dass sie sich zur Jagd versammelt und bewaffnet hatten.«
    »Red dich nicht heraus, du Wicht! Du hast es vermasselt«, brauste Ullein auf.
    Als Nehmenich ihm Wochen zuvor von der geplanten unerlaubten Jagd auf die Wölfe erzählt hatte, war Ullein begeistert gewesen, dass seine Langeweile unterbrochen wurde. Doch er hatte in Mehlbach die Bauern nicht auf frischer Tat ertappen können. Und darüber war er immer noch verärgert.
    Nehmenich ahnte die Gedanken des Mannes und traute sich kaum aufzublicken, geschweige denn zu erklären, warum er gekommen war. Als er schwieg, kniff Ullein die Augen zusammen und raunzte: »Wenn du nichts zu sagen weißt, dann verschwinde aus dem Haus. Mein Vater liegt im Sterben, und ich muss an seinem Bett Wache halten.«

    »Mein Beileid«, säuselte Nehmenich.
    »Du dummer Mensch! Er ist noch nicht tot«, schimpfte Ullein und wandte sich ab.
    Nehmenich wusste, dass er jetzt sprechen musste, denn eine zweite Gelegenheit würde er nicht erhalten. »In unseren Wäldern treibt ein Werwolf sein Unwesen,« kreischte er mit einer Stimme, die sich zu überschlagen drohte.
    Ullein drehte sich dem Bauern mit einem Ruck zu. »Ein Werwolf?« , fragte er. Als Nehmenich nickte, lachte Ullein laut los. »Du dummer Mensch! Werwölfe gibt es in unseren Wäldern nicht.« Als er jedoch des Bauern Blick gewahr wurde, verstummte er und setzte sich auf einen der Stühle, während Nehmenich stehen bleiben musste. »Erzähl!«, forderte er den Bauern auf.
    Nehmenich berichtete von einem unheimlichen Fremden in einem Wolfspelz und von Wölfen, die mit heidnischen Namen gerufen wurden. Er stammelte etwas von einem Bibelspruch in Kirchensprache, den seine Kinder allerdings nicht wiedergeben konnten.
    »Nur ein Wort hat sich meine Tochter gemerkt«, flüsterte Nehmenich voller Angst. »Lupus«, hauchte er, und Ullein übersetzte ebenso leise:
    »Das heißt Wolf !«
    Nachdem Nehmenich geendet hatte, schüttelte Ullein den Kopf. »Tierverwandlungen gibt es bei uns nicht. Jedenfalls habe ich noch nie gehört, dass im Kurpfälzischen Wald Werwölfe gesichtet wurden. Sicherlich spielt die Fantasie deiner Kinder ihnen einen Streich«, sagte er gelangweilt.
    Nehmenich war über das Verhalten des Mannes verärgert, der anscheinend den Ernst der Lage nicht erkannte. »Meine Kinder lügen nicht!«, begehrte er auf. »Selbst als ich meinem Sohn eine Tracht Prügel verabreichte, blieb er bei dieser Geschichte. Sie haben die Bestie gesehen und gehört, wie er die Wölfe zur Jagd rief.« Nehmenich konnte seine Angst kaum verbergen.

    Ullein ging auf das Gejammer nicht ein, sondern schimpfte gähnend: »Lass mich in Ruhe mit deiner Geschichte, Bauer. Ich verstehe nicht, warum du mich damit belästigst.«
    »Du bist furchtlos und musst uns helfen, damit der Werwolf keinen Schaden anrichtet«, versuchte Nehmenich dem Mann zu schmeicheln. »Wir sind Bauern und keine Kämpfer. Aber du weißt, was zu tun ist, zumal der Mensch, der sich in einen Werwolf verwandelt, ein Landsknecht ist.«
    Schlagartig war Ulleins Teilnahmslosigkeit verflogen, und er richtete sich gerade auf.
    »Wer soll das sein?«
    »Es ist Veit, der zukünftige Schwiegersohn des Daniel Hofmeister. Seine Sippe hat schon immer nichts als Ärger gemacht«, schimpfte Nehmenich.
    Zwischen Ulleins Augen entstand eine tiefe Falte, als er die Augenbrauen misstrauisch zusammenzog.
    »Nicht, dass du mich wieder zum Narren hältst. Bist du dir sicher?«
    Nehmenich nickte heftig. »Als ich hörte, dass der Fremde adliger Herkunft sein soll und eine Bauerntochter heiraten will, war ich sofort misstrauisch geworden.«
    »Adliger Herkunft?«
    »Sein Name ist Veit von Razdorf.«
    Ullein glaubte, dass der Boden unter ihm wankte, und er umfasste die Tischkante, sodass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Ich

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