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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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wusste es«, flüsterte er. »Es ist sein Schwert. Und er kam mir gleich bekannt vor. Diese blauen Augen … Die gleichen wie sein Bruder.«
    »Du kennst ihn?«, fragte Nehmenich zweifelnd.
    »Das geht dich nichts an«, sagte Ullein unwirsch. Dann erklärte er feierlich: »Ich werde dir helfen, Bauer, und du besorgst mir sein Schwert.«

Kapitel 16
    Anna Maria trug den mit Milch gefüllten Eimer vorsichtig über den nachtdunklen Hof. Obwohl sie ihre Stiefel mit Stroh umwickelt hatte, rutschte sie mehrmals auf dem vereisten Boden aus. Als die Milch dabei überschwappte, fluchte sie leise vor sich hin. Sie war froh, als sie die Küche erreichte, wo sie den Eimer auf dem Tisch abstellte. Sorgsam füllte sie die Milch in mehrere kleinere Gefäße, die sie anschließend in den Eiskeller brachte. In wenigen Tagen wollte Anna Maria den Rahm von der Milch abschöpfen, der sich dank der Kälte bilden würde. Aus der Sahne wollte sie Butter schlagen. Wenn ich in einer Woche heirate, soll frische Salzbutter gereicht werden, dachte Anna Maria und lachte in Gedanken: Nur das Beste für die Gäste. Sie schloss die schwere Tür zum Keller und ging rasch zurück ins Haus.
    Bibbernd stand sie vor dem Herdfeuer in der Küche und rieb ihre Hände aneinander, als sie spürte, dass jemand hinter sie getreten war. Erschrocken drehte sie sich um und stieß einen Freudenschrei aus. »Veit!«, rief sie und warf sich ihm in die Arme. »Du stinkst!« war das Nächste, was sie zu ihm sagte.
    »Das nenne ich eine liebenswürdige Begrüßung!«, lachte er. »Ich rieche nichts«, behauptete er.
    Sarah kam hinzu und wollte Veit freudig umarmen, als sie stehen blieb und die Nase rümpfte.
    »Verwest hier etwa eine tote Maus?«, rief sie und schnupperte umher, bis sie merkte, dass Veit den Gestank verströmte. »Bist du in Aas gefallen?«, fragte sie und hielt sich die Nase zu.
    »Geh in den Waschraum. Ich werde dir dort ein Bad einlassen«, sagte Anna Maria lachend und schubste Veit liebevoll in Richtung Tür.
    Während Anna Maria Wasser für den Badetrog aufsetzte, wedelte Sarah mit den Armen, um den Gestank zu vertreiben.

    »Hat er seinen Bruder eingeladen?«, fragte sie.
    »Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. Er kam wenige Augenblicke vor dir herein.«
    »Zum Glück! So hat sich der Mief noch nicht festgesetzt«, murmelte Sarah und nahm ein Tuch zur Hilfe, um den Gestank zu vertreiben.
     
    Als der große Holzbottich mit warmem Wasser gefüllt war, fügte Anna Maria wohlriechende Kräuter hinzu und legte ein Stück Seife sowie ein frisches Tuch auf einen Schemel. Dann ging sie hinaus und rief nach Veit.
    Grinsend kam er herein und wollte Anna Maria in seine Arme ziehen, als sie sich lachend aus seinem Griff wand.
    »Erst, wenn du wieder nach Mensch riechst«, sagte sie, woraufhin Veit scheinbar entrüstet den Mund verzog.
    »Sarah wollte wissen, ob du deinen Bruder gesprochen hast«, flüsterte Anna Maria im Hinausgehen. »Was wirst du ihr antworten?«
    »Dass Johann weitergezogen ist und ich nicht weiß, wohin.«
    Veit begann sich auszukleiden. Als er mit freiem Oberkörper vor ihr stand, hätte sich Anna Maria ihm nur zu gerne an den Hals geworfen. Stattdessen senkte sie den Blick und schob den Türbehang zur Seite, um hinauszugehen. Als ein lautes Platschen zu hören war, drehte sie sich um. Veit saß in dem Badezuber und schaute sie begehrlich an.
    »Wenn alle schlafen, komm zu mir auf die Tenne«, murmelte er, sodass nur Anna Maria seine Worte verstehen konnte. Sie nickte, und ihre Wangen überzog eine feine Röte.

    Anna Maria lag wie erstarrt in ihrem Bett und wagte nicht, sich zu bewegen oder laut zu atmen. Sie hatte Angst, dass Annabelle, die neben ihr schlief, erwachen könnte. Angestrengt lauschte
sie den Atemgeräuschen der jungen Frau, um zu erkennen, ob sie gleichmäßig waren und sie tief schlief. Als Anna Maria sicher war, dass Annabelle nicht erwachte, schlüpfte sie aus dem Bett, zog sich an und verließ die Kammer. Auf dem Gang wartete sie einige Augenblicke und stieg dann leise die Treppe hinunter. Da sie wusste, dass die vierte Stufe von unten knarrte, ließ sie diese aus und machte einen großen Schritt darüber. Vor der Haustür zog sie ihre warmen Lammfellstiefel an und band sich frisches Stroh um die Sohle. Trotzdem schlitterte sie über den Hof zum Tor der Scheune, das sie einen Spalt öffnete. Bevor Anna Maria hindurchschlüpfte, schaute sie sich vorsichtig um. Als sie niemanden sehen konnte, betrat sie beruhigt

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