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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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ein Mal auf der Stirn, eingebrannt als Strafe von einem Ritter, weil dieser Bauer den Frondienst verweigerte, um seinen eigenen Acker zu bestellen. Andere haben nur noch ein Auge, weil ihnen das andere wegen angeblicher Vergehen ausgestochen wurde.«
    Kilian wusste nicht, was er antworten sollte.
    Joß erkannte seine Ratlosigkeit und erklärte: »Bedenke, dass diese Strafen ohne Richterspruch und Urteil vollstreckt wurden. Die Zwingherren dieser schwer misshandelten Männer übten willkürliche Gewalt aus, um mit solch grausamen Strafen jedwedem Ungehorsam vorzubeugen.«
    Kilian nickte zwar zustimmend, sagte jedoch: »Schau nach vorn, Joß, und verfalle nicht in Selbstzweifel oder gar Selbstmitleid. Dieses Elend kannst du nicht ändern. Jedoch ist jetzt die Gelegenheit gekommen, ihnen zu helfen und das Los der Bauern endgültig zu ändern. Wärst du nicht untergetaucht, hätte man dich vielleicht längst aufgeknüpft, sodass du heute niemandem mehr helfen könntest.« Kilian lachte leise und klopfte Joß auf die Schulter. »Nein, nein, mein Alter! Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um dem Adel zu zeigen, dass wir noch da sind. Die Ritterstände brechen auseinander und werden stetig schwächer. Ihre Macht bröckelt, und das ist unser Vorteil.«
    Aus der Dunkelheit trat eine Frau zu ihnen ans Lagerfeuer, die ein blasses Kleinkind auf dem Arm trug. Hinter ihr erschienen weitere Frauen mit weinenden oder hüstelnden Kindern an den Händen und auf den Armen. Die kleinen Geschöpfe fröstelten in der Feuchtigkeit des Nebels und starrten Joß und Kilian stumm aus ihren großen, tief liegenden Augen an.
    »Segne unsere Kinder«, bat eine Frau.
    Erschrocken blickte Joß Fritz die Frauen an und sagte: »Ich bin kein Priester und habe weder die Befugnis noch die Gabe, euch zu segnen.«
    Tränen traten in die Augen der Frau, und sie flüsterte: »Es ist
das letzte Kind, das mir geblieben ist. Elf musste ich beerdigen. Ihr seid der große Joß Fritz, auf den wir alle gewartet haben! Segnet mein Kind, damit ich weiß, dass mir das eine bleiben wird.«
    Joß blickte die Frau ungläubig an, als eine Stimme hinter ihr plötzlich sagte: »Segne die Kinder, Joß, dann werde ich euch unbesiegbar machen.«
    Die unbekannte Frau, die gesprochen hatte, stand mit dem Rücken zu den Flammen des Lagerfeuers, sodass ihr Antlitz im Schatten lag und ihre Augen verborgen blieben. Man konnte nur ihr langes dunkles Haar deutlich erkennen, das im Schein des Feuers glänzte.
    Joß wollte gerade widersprechen, als die Fremde ihm zuvorkam und ihre Forderung wiederholte. Kilian, der neben ihm stand, zuckte mit den Schultern. Joß Fritz zögerte, doch als er die flehenden Blicke der Frauen sah, stellte er sich vor sie und ihre Kinder, breitete seine Hände über den kleinen Köpfen aus und murmelte: »Ich erwünsche Gottes Segen für euch und die euren.«
    Joß wandte sich von ihnen ab und raunte Kilian zu, sodass nur er es hören konnte: »Wage nicht, das weiterzuerzählen.«
    »Kein Wort wird über meine Lippen kommen«, versprach Kilian ernst. Trotzdem glaubte Joß ein verräterisches Glitzern in den Augen seines Freundes zu erkennen und drohte ihm mit der Faust.
    Nachdem die Frauen mit ihren Kindern fortgegangen waren, blickte Joß sich suchend nach der Fremden um. Er fand sie einige Schritte von ihm entfernt an den Stamm eines Apfelbaums gelehnt. Langsam schlenderte er auf sie zu und betrachtete sie dabei. Die Frau war nicht mehr jung, aber immer noch schön. Auch wenn die Jahre ihre Züge um den Mund hatten hart werden lassen, schien sie nicht verbittert zu sein. Joß konnte feine Lachfalten um ihre dunklen Augen erkennen, in deren schwarzen
Pupillen sich die Flammen der Lagerfeuer spiegelten. Feine graue Fäden, die im Schein des Feuers silbrig glänzten, durchzogen ihre langen schwarzen Haare. Joß Fritz spürte, dass diese Frau ihn wie magisch anzog und sein Blut in Wallung brachte.
    Als er dicht vor ihr stand, gurrte sie: »Der große Joß Fritz ist heimgekehrt zu seinen Bauern.« Dabei hatte ihre Stimme einen rauchigen Unterton, der reizvoll auf ihn wirkte.
    »Bist du die, für die ich dich halte?«, fragte Joß und kam einen Schritt näher.
    Leise lachend zuckte sie mit den Schultern. »Wer soll ich sein?«
    Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht mit den vollen Lippen zu ihrem schmalen Hals. Der Stoff ihres hellen Kittels war über die rechte Schulter gerutscht, wodurch der Ansatz ihrer prallen Brüste sichtbar wurde. Die Haut glänzte

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