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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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gab.
    Fackeln spendeten Licht, das sich orangerot und geheimnisvoll flackernd auf den feuchten Steinwänden spiegelte. Magie. Er folgte dem Tunnelverlauf, bis nach einer Biegung unverhofft eine Holztür neben ihm aufklappte. Er trat durch den niedrigen Eingang. Der Rat der Wesen wahrte die alten Gesetze und es hieß, sie kannten kein Erbarmen. Niemand wusste, wer sie waren und jüngst zweifelten wohl einige, ob sie überhaupt existierten. Timothy schritt behutsam in die vollumfängliche Finsternis, bis er acht Präsenzen spürte. Acht verschiedene Wesen. Autorität und Weisheit schwappten zu ihm über. Ehrerbietig glitt er auf die Knie und neigte das Haupt.
    „Wir begrüßen dich, Timothy Fontaine.“
    Die liebliche Stimme erfüllte eine unendliche Weite. Freundlich und leise, ein Windhauch, der Timothy auf ehrfurchtsvolle Weise berührte. Er wollte etwas sagen, doch das Gefühl, dass er nichts Würdevolles würde hervorbringen können, ließ ihn stumm nicken.
    „Timothy Fontaine“, der weibliche Sopran wehte zu ihm, hallte gespenstisch, obwohl es keine Wände zu geben schien, „geboren in New Orleans am 02.11. des Jahres 1877 von Elena-Joyce Fontaine, Reinblüterin und Zeemore Fontaine, ehemals Ledoux, verwandelter Vampir, Freitod mit 285 Jahren am 06.06.1918.“
    Timothy richtete sich langsam auf. Schmerzliche Risse übersäten den Eispanzer um sein Herz, sprengten ihn. Sein Vater hatte sich selbst …? Er war nicht … ermordet worden? Timothy taumelte, obwohl er auf Knien hockte, fand in der mysteriösen Finsternis keine Orientierung. Warum? Warum hatte Zeemore ihnen das angetan?
    Sanfte Ruhe senkte sich über ihn, als legte ihm jemand eine beruhigende Decke über die Schultern. Der eisige Schock schmolz dahin, bis das Zittern nachließ und er ruhig dastand. Klare Gedanken durchströmten ihn. Dad hatte sich gerichtet. Außerdem war er kein geborenes Halbblut, sondern ein gebissener Mensch, der durch die Metamorphose, die kaum einer überlebte, zum Vampir geworden war. Beide Erkenntnisse sollten ihn erschüttern, doch er blieb ruhig. Sein Leben und wohl das sämtlicher Wesen lag den Fürsten offen dar. Wundersame Magie, die in die Seelen und Herzen aller blickte. Er schluckte schwer.
    „Bitte stehen Sie auf, Mr. Fontaine.“
Timothy erhob sich. Sein Puls pochte rascher. Jetzt fällten sie ein Urteil über ihn. Weil er gemordet, verletzt und weitere
    Gebote absichtlich übertreten hatte.
„Das Vorgehen gegen das höchste Gesetz der Homo animal, das Einmischen in das Leben eines Homo sapiens, das Ris
kieren des Entdecktwerdens und vor allem das Spenden vampirischen Blutes wird nicht ohne Konsequenz bleiben.“ Timothy blinzelte. Horchte in die Stille hinein. Das war’s? Nur der Mann am Unfallort wurde erwähnt. Was war mit seinem
tödlichen Fluch? Seinen Opfern? Menschen, Vampire, Werwölfe … Die Fürsten hatten doch Kenntnis von allem, ausnahmslos … Woher sollten sie sonst von Dads Suizid wissen und …?
Acht Melodien animalisch und gesittet, fest und flüssig, leicht und heiß, geborgen und hell schwebten durch die Finsternis,
    schienen ihn wie mit Laserstrahlen mit einem feinmaschigen Netz in seine Bestandteile zu zerschneiden, seine Seele zu
    durchdringen. Unerwartet rissen sie ab. Frostiges Stillschweigen. Timothy überliefen eisige Schauder.
„Wir verurteilen Sie zu einer ewiglichen Vereinigung im Blute, worauf der Sie zeichnende Fluch verblassen wird, bis er voll
ends entschwindet. Der Schwur wird vor ihrem Ich vollzogen und durch Sie besiegelt. Timothy Fontaine, nehmen Sie die
Buße an?“
Er sollte was? Sich verbinden? Das war alles? Er sollte für immer mit einer Frau zusammen sein, weil … er gemordet hatte?
Und wieder morden würde, wenn er durchdrehte?
„Genau.“
Timothy fuhr erschreckt herum. Aus der Dunkelheit schwebte eine verhüllte Gestalt heran. Ihn umgab weiterhin völlige
Finsternis. Leuchtete die Erscheinung von innen? Weshalb konnte er sie sehen? Es existierte sonst nichts, nur sie beide. Eine
klauenartige Hand glitt unter dem wabernden Umhang hervor. Timothys Reflex, zurückzuzucken, verlor sich im Nichts. Die
Macht des Ältesten überstieg die jedes Lebewesens. Timothy brach auf die Knie, auf Augenhöhe des schmächtigen Geschöpfes. Der dürre, stoffbehängte Arm streckte sich, ein Fingernagel ritzte über seine Stirn.
„Und, Timothy, nimmst du die Strafe an?“
„Ja.“
„So ist es recht.“
Timothy sah nur Sterne, funkelnde Schwärze unter der weiten Kapuze. Der Älteste

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