Schwur des Blutes
wahrnehmen.“ Der Älteste löste sich in Nichts auf. Die Präsenzen
der acht Fürsten entschwanden.
„Nein, halt, wartet … bitte.“ Vollkommene Schwärze hüllte ihn ein, trug ihn schwerelos davon, bis Besinnungslosigkeit ihn
ereilte.
~~
Veyt stieg in das hinterste Taxi der langen Wartereihe und schlang seine hypnotische Macht um das Hirn des Afroamerikaners am Steuer. „Folge dem Taxi dort! Unauffällig.“
Er lehnte sich in das Polster der Rückbank zurück und wickelte eine grau melierte Strähne um einen Finger, während sie stumm aus der Stadt kurvten. Die Morgensonne schälte sich durch die dichte Wolkendecke. Immer wieder begann es zu regnen. Windböen klatschten dicke Tropfen auf die Scheiben. Ein grausames Frühjahr. Nicht nur wegen des Wetters. Es konnte nur besser werden. Vor einem unscheinbaren Gebäudekomplex hielt das verfolgte Fahrzeug.
„Halte hier am Randstreifen.“
Veyt sah gelassen aus der Frontscheibe. In einiger Entfernung stieg Timothy Fontaine aus dem Taxi. Er sah blass aus, der Ärmste. Was ihm wohl die vergangenen Tage vermiest hatte? Nach dem Feuerchen in seinem Hof musste er die Stadt für eine Weile verlassen haben. Egal, nun war er ihm auf der Spur.
Turnschuhe, Blue-Jeans-Hose und -hemd über einem weißen T-Shirt. Wie konnte man nur so abgewrackt herumlaufen? Timothy bezahlte den Fahrer. Wie erbärmlich! Aber wo zum Teufel versteckte der Kerl seinen Ring? Er trug ihn nicht an einem Finger. Wie leichtsinnig!
Ruckartig wandte sich Timothy in seine Richtung. Seine gewellten schulterlangen Haare schwangen herum, verteilten den Regen. Innerlich grinste Veyt, während er still verharrte. Der Abstand war genau bemessen. Timothy würde ihn nicht spüren, nicht als schwaches Halbblut. Timothy drehte sich wie erwartet zum grauen Gebäude um und machte sich auf den Weg zum Haupteingang. Veyt schärfte seinen Blick, um das weit entfernte Schild zu lesen, das am Portal hing. Betreutes Wohnen. Ein Heim? Was wollte er hier? Timothys Familie war doch lange abgekratzt, weshalb er auch vorhatte, Haus und Grundstück zu verkaufen. Zumindest hatte der Immobilienmakler dies behauptet.
Timothy erreichte den Eingang. Sein Antlitz spiegelte sich in der großen Scheibe des Eingangsportals. Veyt zuckte überrascht zurück. „Du heiliger Tod!“, zischte er.
~~
Cira schlenderte vor sich hinmurmelnd und mit gesenktem Kopf auf dem Krankenhausflur auf und ab. „Was passiert hier? Was ist nicht richtig …?“
Jonas schloss die Augen und ging in sich. Suchte nach seinen Gefühlen zwischen dem Wirrwarr von anderen, die er ständig und immer empfing und die er, so oft es ihm möglich war, versuchte, von sich zu stoßen, abzuschalten. In der universalen Leere seines Gefühlsmusters fand er tatsächlich, was Cira suchte. Jonas stellte sich Cira in den Weg. Erschrocken blickte sie auf.
„Sag mir, was hier nicht stimmt.“
Cira runzelte die Stirn. Sah sich um und ihm wieder ins Gesicht. Ihr Blick drückte Ratlosigkeit aus. „Ne Menge.“ „Du hast es sogar selbst gesagt. Vor zwei Wochen, auf der Waldlichtung im Yosemite Park. Haben wir einen Engel erzürnt? Das Wetter! Es spielt verrückt. Du fühlst das doch auch, oder etwa nicht?“
Ein gestresst wirkender Arzt eilte auf sie zu. „Jonas Baker?“
„Ja.“
„Sie dürfen. Aber nur einer zurzeit, bitte. Ihr Freund benötigt noch viel Ruhe.“
Der Doktor trabte davon und verschwand im nächsten Krankenzimmer. Jonas sah Cira an und lächelte. „Na geh schon.“ Doch Cira druckste herum. „Geh du lieber erst.“
Ihre Gefühle verrieten, dass sie unsicher war, nicht wusste, wie Greg die Geschichte verkraftet hatte. Jonas spürte nicht
nur, was sie fühlte, sondern konnte es auch nachempfinden. Vor Kurzem hatte er selbst wie ein Trottel hier gestanden und überlegt, wie er Greg alles erklären sollte. „Elassarius und Gentarras sind auf dem Dach.“ Er begleitete Cira in einen gut besuchten Warteraum, küsste sie auf die Nasenspitze, und fuhr ihr kurz über das weiche Haar.
Leise öffnete er die Tür zu Gregs Krankenzimmer.
„Jonas!“ Gregs Stimme klang kräftiger, als er erwartet hatte.
„Hey, Greg.“
Jonas schloss die Tür. Stille breitete sich aus, legte sich auf Jonas’ Gemüt. Er sollte anfangen zu reden, schließlich hatte er geübt. Als er aufsah, bemerkte er Gregs Grinsen.
„Weißt du, Jonas, jetzt fällt es mir wesentlich leichter, dich zu duzen.“
Greg sprach in Rätseln. „Warum?“, fragte er skeptisch.
„Nun ja …
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