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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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glich eher einem Hirngespinst als einem Wesen. Er spürte ihn nicht. Unfassbare Kraft.
„So, so“, kicherte der Älteste auf einmal und entfernte sich schwebend. „Welches ist die stärkste Kraft, Timothy?“ „Die Liebe.“ Timothy schluckte, das war ihm so hinausgerutscht.
„Sehr weise für einen, der glaubt, ein Nichts zu sein.“ Die Worte füllten den unendlichen Raum. „Es gibt für jeden die eine,
die wahre, unendliche Liebe.“
Timothys Lippen zitterten. Jetzt oder nie. Doch er fand seine Kühnheit nicht. Vielleicht war die Angst vor den Antworten
zu groß.
„Du hast ein paar Fragen, hm?“
Er räusperte sich. „Mein … mein Dad, Zeemore, beging tatsächlich Selbstmord?“
„Wie weise, nicht zuerst nach deinen Bedürfnissen zu fragen. Ja, das tat er.“
Timothy vergaß das Atmen, vergaß seine Angst, vergaß, dass er lebte. Er sah nur das Sterneglitzern unter der entfernten
Kapuze. „Warum?“
„Zeemore wohnte die seltenste Gabe inne, die es gibt.“
„Eine Gabe?“, rutschte ihm hinaus. Davon hatte Dad nie erzählt.
„Das hat er mit Bedacht getan. Außerdem hätte er dir nicht viel sagen können. Die Gabe schützt sich mit Unwissenheit des
Trägers davor, missbraucht zu werden.“
Wenn der Älteste ohnehin seine Gedanken las, konnte er sie auch laut aussprechen.
„Sehr richtig“, kicherte die Gestalt, die sich immer weiter zurückzog. Doch die mächtige Stimme blieb klar und nah. „Was für eine Begabung?“
„Dein Vater war ein Krýos.“
„Krýos?“ Timothys Gehirn drehte sich von dem Wissen, das er zu ordnen versuchte. Kryotechnik, Kryogenik, auf Griechisch Eiskälte, Frost … Er erstarrte. „Habe ich diese Gabe, diesen Fluch von meinem Vater vererbt bekommen?“ „Oh ja. Durch deine Adern fließt ebenfalls das seltene und kostbare Blaue Blut . Aber sei gewiss, es ist eine Gabe, kein Fluch.
Zumindest für eine reine Seele. Genauso gut könnte es auch ein Fluch sein. Du wärst in der Lage zu töten, jeden.“ „Jeden“, wiederholte Timothy verstört.
„Sogar die Fürsten wären nicht vor dir sicher.“
Timothy erfasste ein eisiges Frösteln.
„Höre! Die Gabe des Blauen Blutes wächst mit deinen Erfahrungen. Lasse sie zu, vertraue ihr, verinnerliche sie, nur dann
wirst du ihre wahre Stärke erkennen. Aber, wer mit dem Blauen Blut in Berührung kommt, wird über kurz oder lang durchdrehen. Zum einen sucht sich die Gabe ihren Wirt aus. Zum anderen vereinnahmt sie erst die eigene Energie und dann
fremde, um zu existieren. Sie entzieht dem Körper jegliche Kraftreserven. Kaum einer entkommt dieser inneren Todesangst,
die sich des Herzens und des Verstandes bemächtigt.“
Timothy wankte und brach auf dem Boden zusammen, als ihn die Erkenntnis traf. „Mom …“, keuchte er. Er hatte am
6.6.1918, nach dem verzweifelten Versuch, seinem Dad das Leben zu retten, die blutenden Wunden versiegelt. Dort war er
zu einem Krýos geworden. Seitdem hatte er sich oft schwach gefühlt, aber seine Mutter … er hatte Elena-Joyce genährt, nähren müssen, damit sie als Tribor nicht weiter unschuldige Männer tötete. Er hatte sie infiziert. Timothy schlug sich die Hände
vor das Gesicht.
„Deshalb zog ich es vor, dir deinen Schwur ohne den Austausch von Blut abzunehmen.“ Der Älteste lächelte. „Durch das
Mal ist er ebenso gültig.“
Timothys Leid überschwemmte ihn, spülte ihn in ein endloses Schicksal. Er war verdammt, er mordete, er hatte seine Mutter ins Unglück gestürzt und er sollte … „Ich soll mich …?“ Er konnte es nicht einmal aussprechen. Mit einem Satz sprang
er von Wut geprügelt auf.
„Oh ja, dein Gelübde ist vereidet. Du wirst dich ewiglich im Blute vereinen, woraufhin dein Fluch entschwinden wird.“ „Das werde ich niemals tun! Ich werde niemals noch jemanden anstecken!“
„Das liegt ganz bei dir.“
Timothy bemerkte, wie weit sich die schmächtige Gestalt bereits entfernt hatte. Panik packte ihn im Genick. „Warte. Wo
finde ich Lex-Vaun?“ Er musste die Fragen, die ihn seit Dads Tod beschäftigten, beantwortet haben. Dies war vielleicht seine
letzte Chance.
„Die Asche des Gestaltwandlers Lex-Vaun Havelland wurde am 3. März dieses Jahres traditionell verstreut.“ Timothy schluckte. Was nun? „Hinterbliebene?“
„Seine Frau Fay Havelland.“
„Wo finde ich sie?“
„Ihr Aufenthaltsort ist geheim. Du wirst sie aber finden, sobald du nach ihr suchst. Ebenso bürde ich dir auf, noch etwas
gutzumachen. Sowie du erwachst, wirst du deine Aufgabe

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