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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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er momentan nur einem zu – dem Dämon.
Jonas übersprang ein paar Autowracks. „Nyl?“
„Was?“, ertönte es unwirsch von einem Transporterdach. Es schmeckte Nyl offensichtlich weit mehr als überhaupt nicht, dass er eingesperrt war. Die manipulierte Meute umzingelte sie gnadenlos.
„Wie war’s bei deiner Mutter in Afrika?“
Nyl besah sich seinen dreckigen und aufgeschlitzten Mantel. „Am Telefon sagte sie, sie wäre zu Hause. Aber da fand ich sie nicht. Hab halb Afrika durchkämmen müssen.“
„Und?“
„Sierra Leone.“
„Und wie geht es ihr?“, bohrte Jonas nach.
„Wie immer.“
„Das heißt?“
„Es geht dich nichts an.“ Nyl machte einen enormen Satz auf die Gegner zu, die sofort auf ihn reagierten. Sicher nur, um vor seinen Fragen zu entfliehen.
Jonas richtete den Blick gen Himmel. Eine schwarze Wolke wie der Schlund der Hölle hing über Downtown wie ein Grabtuch. Was geschah hier bloß? Mittlerweile waren sie zwischen den Häuserschluchten bis fast zur Bay Bridge zurückgewichen, die ein schlechtes Gefühl und grauenhafte Erinnerungen hervorrief. Mit Sicherheit warteten andere beeinflusste Wesen am gegenüberliegenden Ende der Brücke.
Timothy stand plötzlich neben ihm. Unversehrt, aber am ganzen Leibe zitternd. Seine Augen leuchteten eisblau. „Wir laufen weg!“
„Was?“
„Wir ergreifen die Flucht! Alle. Jetzt! Ihr zuerst. Lauft auf die Brücke! Los!“
Jonas vertraute Timothy. Sie hatten inzwischen alles versucht, die undurchdringliche Wand aus Körpern zu durchbrechen. Wenn ihnen nicht bald etwas einfiel, starben sie einer nach dem anderen. Sein Herz sagte, dass Cira noch am Leben war. Ihre nicht spürbaren Gefühle verursachten eine qualvolle Leere, doch er wusste, dass sie lebte. Noch. Deshalb mussten sie etwas unternehmen. Innerhalb von Sekunden hatte er alle mental verständigt. Keiner stellte Fragen, obwohl er ihre Verständnislosigkeit fühlte. Gemeinsam walzten sie sich brutal eine Schneise auf die Bay Bridge zu und liefen auf die Brücke.
Jonas blieb stehen und drehte sich um. Erst jetzt bemerkte er, dass Timothy als Einziger zurückgeblieben war. Er stand in einigen Hundert Yards Entfernung der nachdrängenden Masse willenloser Kreaturen gegenüber. Bevor Jonas reagieren konnte, erreichten die ersten Angreifer Timothy. Überrannten ihn, töteten ihn.
„Nein!“, rief Jonas.
Nyl packte ihn an der Schulter, hielt ihn fest. „Das ist Selbstmord. Er stirbt als Held.“
Die Bay Bridge begann zu vibrieren. Zuerst dachte Jonas, es wären Tausende von Füßen und Klauen, die den Stahl in Schwingung versetzten, doch es fühlte sich eher an wie Energie. Ein eisiger Hauch wehte über die Bucht zu ihnen empor. Am Westende, ungefähr dort, wo Timothy gestanden hatte, breitete sich gleißendes Licht aus. Ein blau glühender Laserball pumpte sich auf. Jonas musste seine Augen abschirmen.
Mit einer Wucht, stärker als tonnenschwere Bomben, explodierte die Kugel. Der Knall krachte mörderisch. Die Druckwelle bog die Konstruktion der Brücke wie Gummi. Stahlseile rissen. Eine Welle aus Asphalt schwappte auf sie zu, schleuderte Autos und Körper in die Luft. Jonas schlug mit dem Rücken auf einem Brückengeländer auf und rutschte auf der falschen Seite ab. Mit knapper Not umklammerte er das Gestänge, konnte einen tiefen Fall in das Wasser unter sich verhindern. Sein Kopf dröhnte und er vernahm nur noch dumpfes Getöse.
Eine Hand packte ihn und zog ihn auf die Hängebrücke. Timothy! Jonas glaubte es kaum. Er sah unversehrt aus, aber über die Schwäche, die er ausstrahlte, konnte der Berg von Vampir nicht hinwegtäuschen. Timothys Finger zitterten eiskalt. Jonas legte ihm eine Hand auf die Schulter. Zum Sprechen fand er nicht recht die Worte.
Dichte Rauchschwaden versperrten die Sicht zum Firmament, doch die Nacht war angebrochen. Finster, mondlos, ohne einen Stern. Das Böse schien das Licht zu verbannen. Hubschrauberrotoren kreisten dröhnend über dem Krisengebiet. Das schwere Gewitter mit dem Sturm hatte sich so rasch verzogen, wie es gekommen war. Es hinterließ ein grauenvolles Chaos wie nach einem Krieg.
Ich werde sie für ihn holen , hatte der Satyr im Schloss gesagt. Jemand wollte Cira. Jonas sah erneut empor. Er kämpfte gegen die Mächte des Himmels. Wie konnte er da gewinnen?
Der Staub legte sich und Jonas sah, dass sämtliche Angreifer verschwunden waren. Die letzten rappelten sich dort auf, wo sie gelandet waren, als ein Teil der Brücke zersprengt worden war und flohen.

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