Schwur des Blutes
bewusstlos.
„Jonas?“, brüllte er und rauschte ins Schlafzimmer. Timothy und Sam hinterher.
Jonas blickte benommen auf, war kaum in der Lage, die Hand auszustrecken, um die Ringe von Nyl entgegenzunehmen. Die Diamantfassungen glitzerten, der Zitrin und der Feueropal schienen von innen heraus zu leuchten. Timothy schluckte vor Ergriffenheit. Sein Traum von Veyt fiel ihm ein. Der Rubinring hatte Veyt das Leben gerettet, als er so gut wie tot dahinsiechte. Diese Magieringe würden Cira helfen, zu überleben. Er drückte Sam an sich. Sie erwiderte den Druck, dachte das gleiche wie er.
„Dads Siegelring“, raunte Alexander und tauschte einen Blick mit seiner Mutter.
Jonas hob Ciras Rechte an und steckte ihr den Ring mit der orangenen Kugel über den Mittelfinger. Dann stülpte er sich den zweiten über seinen Finger. Erschöpft sackte sein Kopf auf die gefalteten Hände.
„Ich spüre eine unendliche Macht …“, flüsterte Jonas. Seine Stimme zitterte. „Kraft und Sehnsucht durchfluten mich …“ Jonas’ Blick glitt zu Ciras Gesicht, das keinerlei Veränderungen zeigte.
Timothy ballte vor Anspannung die Fäuste. Los, Cira, wach auf! Das musste doch funktionieren.
Plötzlich sprang Jonas auf, starrte sie alle ungläubig an, taumelte und brach zurück auf die Knie. „Was …?“
Sitara stürzte zu ihm, nahm ihn in die Arme. „Was ist, mein Sohn?“
„Es ist weg“, keuchte Jonas, rieb über seinen Ring, schien der Verzweiflung nahe. „Es … ich spür’s nicht mehr. Die Magie … weg. Oh Gott … Cira.“ Er vergrub sein Gesicht in ihrer schlaffen Hand.
„Verfluchte Scheiße!“, knurrte Nyl und verließ mit der bewusstlosen Amy das Schlafzimmer.
„Wo kommt Dads Siegelring auf einmal her? Und was hat das alles zu bedeuten?“, verlangte Alexander leise von Jonas zu wissen.
„Bitte, Alex, nicht jetzt.“
Timothy löste sich von Sam und ging an der anderen Seite des Bettes ebenfalls auf die Knie. Mit einem Finger berührte er Ciras eiskalte Handfläche. Er schloss die Augen, schenkte Cira mental seine Energie, ließ seine Kraft und Stärke zu ihr fließen. Wenn kein Zauber mehr half, konnten vielleicht noch Liebe und Zuneigung zum Licht zurückführen, doch nach einer Weile fühlte er, dass seine Bemühung umsonst war. Ciras Herz stand schon zu lange still. Sie war tot und jeder im Raum wusste das.
~~
Samantha lehnte stumm an der Wand neben der Tür zum Schlafzimmer und betete für Cira. Sie hätte nach der Explosion der Gasleitung schneller auf die Beine kommen müssen, um mit Cira vor dem Dämon zu fliehen, um Jonas und seine Freunde zu erreichen. Im ersten Moment hatte sie sich überhaupt nicht orientieren können. Ihr Körper brannte vor Schmerz, ihr Gehör schrie dumpf. Dennoch, nur ein paar Minuten mehr und sie wären im Schutze der Vampire gewesen. Sam wischte sich eine Träne fort. Alles wäre dann anders verlaufen. Schließlich hatte Cira noch gelebt, nachdem sie mit dem Motorrad durch die Luft geschleudert worden waren. Cira hatte sie sogar noch gebeten, sie zu Jonas zu bringen, bevor sie ohnmächtig wurde. Und sie hatte es Cira versprochen.
All das, was sie in den vergangenen vier Tagen gemeinsam erlebt hatten, schweißte sie mit Cira zusammen. Sie fühlte sich mit der zarten Frau verbunden, obwohl sie so verschieden waren. Nachdenklich ließ sie ihren Hinterkopf an die Wand sinken. Eigentlich verhielten sie sich nur auf den ersten Blick unterschiedlich. Cira gab sich zurückhaltend und leise, während sie das krasse Gegenteil darstellte. Aber die Betrachtung war rein oberflächlich. In Kampfgeist, Sturheit und Durchhaltevermögen glichen sie sich hingegen sehr. Was würde sie dafür geben, Cira näher kennenzulernen.
„Kämpfe, Cira“, flüsterte sie, „kämpfe. Du schaffst das.“
Timothy hob den Kopf. Seine Stirn hatte eine Weile auf der Bettkante geruht, sein Zeigefinger berührte Ciras Hand. Sam erkannte die Resignation in seinen blauen Augen, ihr Blick wurde jedoch von etwas anderem angezogen. Etwas äußerst Seltsames, wenn nicht gar Beängstigendes, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Zuerst wehrte sie sich gegen die gruselige Fremdführung, schließlich versuchten hier alle, Cira zu unterstützen oder trauerten bereits um sie, aber als sie sich wie durch eine fremde Hand geführt auf Timothy zubewegte, fing ihr Herz mit einem Mal heftig an zu schlagen. Irgendetwas zerrte an ihr. Sie durfte nicht länger zögern.
Sam setzte sich sacht auf die Matratze. Mit zittrigen Fingern
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