Schwur des Blutes
allzeit an die tödliche, unbeherrschbare Kraft erinnern, die ich besaß und nicht kontrollieren konnte.“
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Timothy trug Sam die breite Treppe zum pompösen Eingang des Gebäudekomplexes empor, in dem Amy Evans im Penthouse wohnte. Elassarius hatte ihm die Nachricht mental überbracht, dass sie sich hier einquartiert hatten, um Cira zu verwandeln. Er hatte und würde sich jeglichen Kommentar verkneifen, obwohl ihm angst und bange um die zarte Menschenfrau Cira war. Doch die Reinblüter wussten hoffentlich, was sie da taten. Timothy trat in die außergewöhnliche Lobby.
„Zu Amy, bitte“, sagte Sam an den Concierge gewandt und schenkte ihm ein Lächeln, als ein leises Ping das Öffnen der Fahrstuhltüren ankündigte. „Danke, Mr. Snow.“
Timothy löschte sich und Sam aus Henry Snows Gedächtnis, betrat den Aufzug und überließ ihn wieder seinem freien Willen. Er mochte so etwas nicht, aber momentan konnten sie nicht vorsichtig genug sein.
Vor der zweiflügligen Rundbogentür blieb Timothy stehen und wartete, bis jemand von innen den Schutzbann löste, um sie einzulassen. Seine Schwester öffnete und bat sie hinein. Sie sah milde gesagt grausam aus. Beinahe blutleer. Und todtraurig. Timothys Sorge galt dennoch erst einmal Sam.
„Gibt es ein Gästebett?“
Sam wand sich auf seinen Armen. „Lass mich bitte runter.“ Sie lächelte und er setzte sie seufzend ab. „Geht schon, glaub mir.“ Sam reichte Josephine die Hand. „Ich bin Samantha Wolters. Wie kann ich helfen?“
Jose tauschte einen Blick mit Timothy, der besorgt über seine Stirn glitt, wandte dann ihre Aufmerksamkeit Sam zu. „Ich bin Josephine Baker. Alexanders Frau und Timothys Schwester. Bist du diejenige, die Alex den Hilferuf auf die Mailbox gesprochen hat?“
Sam nickte ein wenig verlegen dreinschauend und Timothy drückte sie kurz an sich.
„Danke, dass du so umsichtig warst.“ Jose senkte den Kopf. „Ich befürchte … also … wir können nichts mehr für Cira tun.“
Timothy ließ die Frauen im Flur stehen und lief in das Zimmer, in dem er Jonas spürte. Die blass und leblos im Doppelbett liegende Cira versetzte ihm einen Stich ins Herz, doch auch Jonas, der kniend vor dem Bett kauerte, ihre Hand hielt und wie der Tod aussah, schockte ihn zutiefst. Jose sprach die Wahrheit. Es stand schlecht um Cira. Und er konnte nicht einmal das geben, was hier benötigt wurde – Blut.
Alexander legte eine Hand auf seine Schulter. Er wirkte ebenfalls wie der Schatten seiner selbst.
„Cira erhielt genug. Jetzt ist es an ihr. Wir vermögen nur noch zu beten.“
Sitara Baker stand aufrecht hinter ihrem Sohn Jonas, wenngleich sie sich kaum auf den Beinen zu halten vermochte. Ihre Lippen formten ein stummes Gebet.
Cira war die vergangenen Stunden mit Sam durch die Hölle gegangen und noch auf der Brücke war sie gestorben. Ihr menschliches Leben gehörte der Vergangenheit an. Leider befand sie sich nun in einer noch viel schrecklicheren Talsohle der Hölle. Niemand konnte ihr jetzt helfen. Obwohl kein einziger Blutfleck im Schlafzimmer davon Zeugnis ablegte, hatten sie Cira rasch ausbluten lassen. Wenn ihre Körperkraft und ihr Wille nicht ausreichten, wenn ihr zarter Leib nicht dafür geschaffen war, sich zu einem robusten Vampir zu wandeln, würde das vampirische Blut in ihrem Kreislauf keine Wirkung zeigen.
Timothy fand Sam in der Küche. Sie trank hastig Wasser aus einem Glas. Ihre Stimme klang kratzig und ein leichter Salzgeruch lag in der Luft. Aber auf ihrem Gesicht verrieten keine Spuren ihre Tränen.
„Sie wird es doch schaffen, oder?“
Timothy legte ihr einen Arm um die Schultern, spürte aber, dass Sam sich versteifte, also ließ er sie in Ruhe und setzte sich auf einen der Barhocker. Er kannte Sam inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie nur die Wahrheit erfahren wollte. Egal, wie schrecklich sie auch sein mochte.
„Ich hoffe es sehr. Normalerweise übersteht kaum ein Mensch die gravierenden und äußerst schmerzhaften Veränderungen. Aber denk an meinen Dad. Er war auch ein Mensch, wurde gebissen und überstand die Verwandlung. Cira ist eine außergewöhnlich starke Frau.“
„Ja“, hauchte Sam, drehte sich zu ihm und lehnte sich an seine Brust, sodass er sie umarmen konnte. „Sie ist etwas Besonderes.“
Das donnernde Aufschlagen der Eingangstür ließ sie abrupt zusammenfahren. Kurz danach stürmte Ny’lane laut fluchtend wegen der sicher qualvollen Bannsprüche wie mit einer Bugwelle herein. Er trug Amy auf den Armen,
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