Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
Vom Netzwerk:
die Schläfe. Der Blutsauger taumelte und jaulte gellend. Jonas und Nyl fletschten die Zähne, stießen ein markerschütterndes Knurren aus. Helles Blut spritzte zwischen den Fingern des Gegners aus der zerfetzten Halsschlagader. Die hellgrünen Augen glühten vor Hass, die vertikal schlitzförmigen Pupillen pumpten im Takt des keuchenden Atems. Der Blickkontakt währte nur eine Sekunde, dann verschwand der Nesuferit wie ein Schatten hinter den Hecken.
Vor Jahrtausenden hatte eine besonders abartige Unterspezies der Vampire ihr Unwesen hauptsächlich in Rumänien getrieben. Sie glichen den von den Menschen für ihre Kinofilme erfundenen Nosferatu, wohl dem rumänischen Nesuferit für verteufelt, unerträglich, widerwärtig entlehnt. Sie tranken mit Vorliebe reines, jungfräuliches Blut, je jünger, desto besser, dessen Krönung das Elixier von Neugeborenen darstellte.
„Alles okay bei d…?“ Jonas blieb der Satz im Halse stecken.
Ny’lane hob das Baby aus dem Wagen und bettete es auf seinen Arm. Rosa auf Schwarz. Winzig auf riesig. Rein auf sündig.
„Scheiße Nyl, was soll …?“
„Schhh“, machte Nyl, ohne den Blick abzuwenden.
„Du kannst doch nicht …“
Nyl blickte auf. „Ich kann alles, was ich will.“
Jonas’ Gehirn überschlug sich vor abstrusen Bildern und Überlegungen. Hatte Nyl Mutter und Kind nur vor dem abstoßenden Nesuferit gerettet, um sich selbst zu bedienen? Jonas streckte die Hände behutsam nach dem Säugling aus. „Gib sie mir. Nyl, hörst du mich?“
Ny’lane knurrte, ohne aufzublicken. Vermaledeite Scheiße. Geschah momentan nicht genug Chaos? Niedere Rassen zeigten sich in wahrer Natur am helllichten Tage auf den Straßen und betrachteten die Menschen als Nahrung. Kein Wunder, dass die Meldungen in den Medien mit jedem Tag zunahmen, eindringlicher, schockierender klangen. Jonas rührte sich nicht. Er spürte, dass Nyl ausrasten würde, wenn er nähertrat. „Bitte leg es zurück.“
Nyl reagierte nicht. Er hob die freie Hand und strich dem Baby über die Pausbacken. Es grinste und griff unbeholfen nach dem Daumen mit der ausgefahrenen Kralle.
„Nyl. Du bist satt. Du hast gerade getrunken. Bitte. Leg es einfach in den Wagen.“
Nyl sah auf. „Du redest mit mir, als wäre ich bekloppt.“
Jonas hob die Brauen. Ny’lane glitt mit zwei Fingern über die Schläfe des Babys. Jonas sog scharf die Luft ein, jede Faser vor Bestürzung gespannt wie ein Drahtseil. Sein Herz hämmerte in der Brust, ein eigentümlicher Schmerz erfüllte es: Unglauben über die Tat, die Nyls glühende Augen hinter der Sonnenbrille offenbarten.
Ny’lane beugte sich vor. Jonas war gewillt, seinen besten Freund anzuspringen, ohne jegliche Chance, wie er wusste. Doch sein Kumpel schob die Decke im Kinderwagen beiseite und bettete das Baby sanft in die Kissen. Er strich mit dem Daumen die Stirn entlang und der rasche Herzschlag des kleinen Mädchens verlangsamte sich, sie schlief ein.
Heilige Scheiße. Jonas löste die Trance der Mutter und eilte Nyl hinterher, der bereits auf dem Weg zurück zum Motorrad war. Als Jonas ihn eingeholt hatte, raunte ein „Arschloch“ zu ihm herüber.
„Mensch, Nyl! Es sah wirklich so aus, als …“
„Halt einfach die Klappe.“
Mann, Mann, Mann, jetzt drehten wohl alle durch. Und wie immer, Gefühle gleich null von Nyl zu empfangen. Dann ging er eben nur auf das andere Problem ein. „Es ist wie eine Seuche. Wie die Pest, die sich langsam aber sicher aus der verdrängten Armut, den niederen Verstecken wühlt und an der Fassade der unbekümmerten Menschen kratzt.“
Nyl erwiderte nichts.
„Je ursprünglicher und wilder die Art der Homo animal, desto mehr drängen sie an die Oberfläche. Es verbreitet sich und dabei ist es völlig hirnverbrannt. Jeder weiß, dass wir uns nur selbst damit ausrotten.“ Jonas strich sich das lange Haar zurück. „Was hattest du eigentlich in dem Gedächtnis des Babys zu suchen?“
Nyl blieb neben seinem modernen Feuerstuhl stehen. „Lies doch meine Gedanken.“
Jonas hielt kurz den Atem an; der Fluch explodierte nur in seinem Inneren. Ruhig Blut. „Wolltest du sonst noch irgendetwas hier, außer Verwirrung stiften?“
Nyl fuhr sich über die Glatze, kratzte sich am Hinterkopf. „Ich habe mir vor acht Tagen in deinem Schlafzimmer Amys Geschmack eingeprägt.“
Aha, er hatte sie also tatsächlich gekostet.
„Nur, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.“
Klar, nun konnte er sie überall rasch aufspüren. Ein Vampir vergaß nie, vor allem

Weitere Kostenlose Bücher