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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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werde sie für ihn holen.“
Jonas ballte eine Faust, rammte die langen Nägel in den pumpenden Muskel und drehte das Handgelenk. Cira kniff die Lider zusammen, doch aus Angst um Jonas weigerte sich ihr Körper, sich abzuwenden, die Augen, sich ganz zu schließen.
„Wer will sie?“
Der Satyr lachte kehlig. Als Jonas ihm mit einem blitzschnellen Biss das Herz aufschlitzte und ihm ins Gesicht schlug, wandelte sich das Lachen in Kreischen.
„Wer schickt dich?“
Purpurner Sirup lief dem Satan breiig aus dem Mund, mischte sich mit den Regentropfen und floss über die Fetzen seines Leibes, versickerte zwischen den Bruchstücken der Mauer. Sein Lachen ertrank in einem Gurgeln.
„Ich bring dich um! Sag mir …“
Der Brustkorb schloss sich innerhalb eines Blinzelns. Jonas riss seine Hand gerade rechtzeitig zurück. Der Satyr löste sich mit einem Glucksen in Rauch auf.
„Fuck!“, brüllte Jonas immer wieder, wirbelte umher und suchte die Trümmer und das Grundstück mit Blicken ab.
„Scheiße“, bestätigte auch Elassarius.
Das war … unmöglich. Schattenwandler wie die kleine Frau konnten dies, weil sie gleichzeitig in zwei Welten wandelten, sonst aber niemand.
„Er ist weg, ich wittere ihn nicht mehr.“ Jonas wischte sich über das Gesicht. Kein purpurnes Blut klebte mehr an ihm, es war wie der Teufel selbst einfach verschwunden. Jonas sah sich um. „Gentarras?“
Eine schreckgeweitete Sekunde hielten alle im Raum die Luft an.
Jonas nickte; er erhielt eine mentale Nachricht des Gargoyles. Dann sprang Jonas auf und brach vor ihr auf die Knie. Er streckte eine Hand nach ihr aus. Cira zitterte. Sie spürte seine Verlegenheit, seine tief sitzende Wut und seine Furcht. Es stand in seinen jadegrünen Augen: All seine Macht reichte nicht aus, um die Liebe seines Lebens zu beschützen.
Sie ergriff seine Finger, zog ihn unnachgiebig zu sich heran und nahm den nackten, muskulösen Oberkörper in die Arme. Er erwiderte die Umarmung inbrünstig, wie eine Mutter ihr Kind, die geglaubt hatte, ihren Augapfel bereits verloren zu haben.
    ~~
    Timothy stand seit geraumer Zeit reglos vor einigen Bücherstapeln in Josephines ehemaligem Kellerversteck. Ein eigentümlicher, modrig-muffiger Geruch ging von ihnen aus, der sich mit den Jahren im Holz des Bettgestells, den Teppichen und Bilderrahmen eingenistet hatte. Die Details des ehemals luxuriösen Schlafzimmers waren farblich aufeinander abgestimmt, zarte Rosatöne. Alles lag ordentlich an seinem Platz, nur die hohen Büchertürme verunstalteten die Ordnung. Er zählte die Bände nicht, aber hatte beim ersten Blick erfasst, dass es weit mehr als die Jahre sein mussten, die sie hier eingesperrt verbracht hatte. Viel mehr als 92.
    Josephines Tagebücher. Nur eines davon, es bildete den Sockel eines wackeligen, an der Holzvertäfelung angelehnten Turms, glich der Form nach einem Memorial, die anderen dicken, aufgedunsenen, welligen, abgegriffenen und zerschundenen Bücher waren Taschenbücher, Hardcover-Romane, Bibeln und Lexika von antiquarischem Wert, Liederbücher und Atlanten. Timothy hockte sich hin und beugte sich vor. Ein Duft wie vom Meer umstrich seine Nase, das Salz von unzähligen einsamen Tränen.
    Josephines Leben lag nicht im Verborgenen, es lag offen vor ihm, ein Buch über dem anderen, gestapelt, geliebt und gehasst, einziger Trost und bittere Wahrheit. Er hob einen schweren Tierkundefolianten vom Stapel und klappte ihn auf. So winzige Buchstaben, Handschrift über Druckschrift, sogar Worte über Abbildungen, als hätte ihre Hand nicht stoppen können, die Gedanken aus ihrem Kopf niederzuschreiben.
    Verbrenn sie oder rahm sie ein. Ich will sie nimmermehr wiedersehen. Sie erinnern mich an eine Zeit der Einsamkeit, der Hilflosigkeit. Der Suche nach dem Fehler, den ich begangen haben musste, weil man mich vergaß. So möchte ich mich nie, nie wieder fühlen.
Heute, genau vor drei Monaten, hatte Jose das zu ihm gesagt. Ohne Groll in der Stimme. Sie hatte ihre Kleider gerafft, sich auf wackeligen Beinen umgewandt und den Sicherheitskeller verlassen. Niemals kam sie erneut auch nur in die Nähe des Kellers.
Timothy fuhr mit dem Daumen über die krause Seite, klappte den Folianten vorsichtig zu und legte ihn zurück. Er hatte nie einen Satz ihrer Niederschriften gelesen. Er brachte es weder zustande, sie durchzusehen noch sie zu beseitigen. Vielleicht sollte er sich an ihrer statt einsperren?
„Himmel hilf! Nur das nicht!“
Sicher würde Josephine Alexander eines

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