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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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Tages beichten, dass er es gewesen war, der sie eingesperrt hatte. Erst 92 Jahre später befreite er sie aus ihrem Martyrium, aus ihrem Grab, in das er sie eingeschlossen hatte – lebendig und jung. Einzig durch ihre langen Tiefschlafphasen hatte sie überlebt. Womöglich erzählte sie es Alex bereits jetzt auf der Hochzeitsreise, wo sie fern von all den schrecklichen Dingen die Luft fand, frei durchzuatmen, einen liebenden, fürsorglichen Mann an ihrer Seite.
Timothy richtete sich auf und ging mit hängenden Schultern aus dem Schlafzimmer, durch einen altbackenen Salon, ein Lesezimmer, in dessen Regalen kaum noch Bücher standen, in den Flur. Der Marmor unter seinen nackten Füßen schien gefroren, er lief wie auf einer Eisfläche. Der matt gewordene Kalkstein musste glatt sein, doch er stach ihm in die Sohlen, injizierte ein schlechtes Gewissen, das durch seine Venen zum Herzen kroch. Er spürte es nicht, Eis auf Eis … er durfte, wollte es nicht spüren, es würde ihn umbringen.
Wie in Trance zog er sich Socken an und eine alte Jeans über die Stiefel. Er durchquerte den Verbindungsgang, schlüpfte durch das Loch der offenen Tresortür und blieb wie erstarrt am oberen Absatz der Kellertreppe stehen. Das Bild des Chaos holte ihn mit dem Handyklingeln in die Wirklichkeit zurück. Er blinzelte, als erwachte er. Sein Puls hämmerte los. Er griff erwartungsvoll zum Handy und ließ es ohne einen Blick auf das Display zu werfen wieder sinken.
„Nun mach schon, sieh hin!“
Er durfte nicht. Seine Hand zuckte. Er wollte wissen, wer ihn anrief, wer sich für ihn interessierte. Vielleicht Jose mit der Nachricht, dass es ihr fantastisch ging. Oder die Anstalt, dass es seiner Mutter nicht fantastisch ging. Oder Jonas, der meinte, es wäre Zeit, die Kosten zu übernehmen. Oder Samantha …
„Na los. Ich will’s auch wissen.“
Gott, wenn Josephine etwas passiert war. Wenn sie ihn um Hilfe bat … Seine Finger krampften sich um das Mobiltelefon. Der Geschmack von Amys Blut lag ihm auf der Zunge, es brodelte in ihm, machte ihn reizbar. Zusätzlich. Dennoch, sie war seine einzige Schwester, das Einzige, das ihm geblieben war. Er durfte sie nicht in Gefahr bringen.
Ohne Kraftanstrengung zerquetschte er das Handy in der Faust und ließ es auf die Glassplitter zu Boden fallen. Es war an der Zeit zu entscheiden, was er mit seinem Leben machen sollte.
„Dann erinnere dich!“
    ~~
„Knie nieder“, befahl Veyt Constantin.
    Die Jeans des Mädchens berührte den modrigen Holzfußboden, ihr rehbraunes Haar bedeckte ihr Gesicht. Sie beeindruckte nicht so sehr wie die Damen, die er von früher gewohnt war, mit wallenden Gewändern und üppigen Kurven, doch hübsch sah sie dennoch aus. Und das Wichtigste war, ihr Blut würde ihn wiederbeleben – endlich!
    Die Fänge vibrierten in seinem Oberkiefer. Der Stuhl unter ihm knatschte, als er versuchte, sich bequemer hinzusetzen. Hoffentlich hielt das Teil noch einen weiteren Tag. Dann würde er wieder sicher auf seinen eigenen Beinen stehen können. Wie er es hasste, ein Krüppel zu sein.
Seit Simon oder Petri oder wie der ehemalige Eigentümer der Bretterhütte auch geheißen haben mochte, auf dem Holzboden seine Körperflüssigkeiten verteilt hatte, waren die Termiten über den Anglerschuppen hergefallen. Vielleicht lebten die Insekten aber auch schon vor seinem lebensnotwendigen Schmaus in diesem Loch. Der Fischer hatte ihm bei seinen Versuchen, an Land zu krabbeln, geholfen und Veyt hatte ihn dafür leer getrunken. Er hatte sich nicht zurückhalten können. Zumindest stank es nun nicht mehr. Veyt rümpfte die Nase, doch die Mischung aus dem frischen Duft ihres Blutes, der Meeresluft und verwittertem Holz mutete gefällig an.
    Veyt fuhr sich über die Glatze, aus der nur ein paar lange Haare hervorsprossen. Wie es ihn anwiderte, so auszusehen. Unter dem wulstig hängenden Augenlid betrachtete er das Mädchen. Es war eine Schande, dass man dem Opfer sagen musste, was es tun sollte. Ansonsten passierte hier wohl rein gar nichts. Nicht wie früher, als er nur ein charmantes Lächeln aufzusetzen und aus dem Augenwinkel … Er streckte den linken Arm aus, griff ihr ins Nackenhaar und zog sie zwischen seine Beine.
    „Neig den Kopf zur Seite.“
    Ihr „Ja, Mylord“ ging in einem schrillen Laut auf, der sich in ein gedehntes Seufzen verwandelte, während er gierig trank. Sie schmeckte wie fünfzehn, obwohl sie beinahe erwachsen aussah. Die Welt hatte sich geändert. New Orleans hatte

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