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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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mit, wenn er sich in seinem eigenen Schädel mit jemandem unterhielt.
„Ethos, wann genau war das?“
„Zur Weihnachtszeit vergangenes Jahr. Am 22.12.2010.“
Er erinnerte sich vage. Ein Waldrand. Das Meer. Klirrende Kälte. Pure Erschöpfung und eisblaues Glitzern. Am meisten schockte ihn das Entsetzen, das ihm jetzt noch frostig den Rücken hinablief. Entsetzen vor sich selbst. Nur weshalb? Er hatte etwas Schlimmes getan. Timothy räusperte sich, um sich zu beruhigen. Es war der kürzeste Tag des Jahres im Norden, Wintersonnenwende, Dezember.
„Stimmt.“
„War da sonst noch etwas Besonderes an dem Tag?“
„Scherzkeks. Ich weiß nur das, was du weißt. Alles andere darf ich nicht wissen. Deshalb sollst du dich ja erinnern. Warum stecke ich in dir fest?“
„Was soll das denn nun wieder heißen? Alles andere darfst du nicht wissen? Rede, wenn du mir helfen kannst.“
Ethos stieß einen Seufzer aus. „ Ich weiß mehr, viel mehr. Aber ich kann es dir nicht sagen.“
„Kannst oder willst nicht?“
„Ich kann nicht!“, jammerte sie. „ Andernfalls hätte ich das schon längst getan, anstatt mich ständig von dir anmachen oder ignorieren zu lassen. An sich ist das völlig unter meiner Würde.“
Es mutete gruselig an, eine schwarze Lücke in seiner Erinnerung zu haben. Ein kalter Schauder überlief ihn. Er wusste genau, was er im vergangenen Jahr nach Weihnachten getan hatte. Einige Tage hatte er verzweifelt in New Orleans nach seiner Mutter gesucht, nur um festzustellen, dass sie sich während seiner ungeplant langen Abwesenheit zu einem männermordenden Tribor gewandelt hatte. Alles drehte sich nur um ihre Sucht, Trauer und Wut, die sie in sich trug. Er erkannte sie kaum wieder.
Wie er später von Jonas erfuhr, hatte Elena-Joyce 1919 auch den jungen Menschen mit vier Löchern im Hals verbluten lassen, der sich in den Schattenwandler namens Byzzarus wandelte und sich auf die Suche nach seiner Mörderin machte. Jonas und Alexander war es zu verdanken, dass der Schattenwandler auf seine Rache verzichtete, solange Elena-Joyce auf ewig in Gewahrsam blieb. Um seine Mutter zu besänftigen und unter Kontrolle zu bekommen, ließ er Elena-Joyce ständig von sich trinken und schaffte es, sie ohne Zwischenfälle durch halb Amerika von New Orleans nach San Francisco zu bringen. In ihrem Landhaus im Wald befreite er nach 92 Jahren seine Schwester Josephine aus dem Sicherheitskeller. Es glich einem Wunder, dass sie überlebt hatte, dem Tiefschlaf und einigen Blutreserven sei Dank. Hilflos sperrte er seine Mutter in den Keller, ernährte sie und versuchte, für Josephine einen normalen Alltag herzustellen. Nicht eine Sekunde lang hatte er daran gedacht, dass er Hilfe benötigen könnte. Er hatte instinktiv die Rolle des Oberhauptes eingenommen, nachdem sein Vater ermordet worden war.
Als kauerte er gerade jetzt über Zeemores fahlem, ausgezehrtem Gesicht auf der staubigen Straße in Storyville, hörte er seines Dads sterbende Stimme.
„Fürsten … Fluch auf mir … Geh zu Lex-Vaun. Mettre sur le tapis.“
„Klingt französisch.“
„Er hat oft mit uns abends im Kaminzimmer beim Schach Französisch gesprochen. Er ist Franzose, Zeemore Ledoux“, antwortete Timothy unsinnigerweise laut und lief nun so rasch er es vermochte. Mettre sur le tapis, wiederholte er immerzu. Er sollte etwas zur Sprache bringen, auf die Matte setzen, etwas auf den Verhandlungstisch legen … wenn er korrekt übersetzte. Aber er wusste nicht, was geschehen war, nicht, warum jemand seinen Vater getötet, nicht, was Zeemore getan hatte. Verachtenswertes womöglich.
Timothy riss die Augen auf. Litt Zeemore unter demselben Fluch wie er jetzt?
Er erreichte die Schotterzufahrt zu seinem Landhaus. Es gab nur einen Einzigen, der ihm bei alldem weiterhelfen konnte. Er musste ihn suchen.
Mit einem Ruck blieb er wie angewurzelt stehen. Zwei Vampire lauerten ihm auf.
    ~~
    Samantha hielt den Reißverschluss mit zwei Fingern und zögerte. Gedanklich ging sie die Liste durch, dann zog sie den Wanderrucksack zu. Sie reagierte stets spontan, doch bei der Zusammenstellung der benötigten Ausrüstung für eine Unternehmung ließ sie äußerste Sorgfalt walten. Es war ihr mit zwölf eine Lehre gewesen, als sie an einer Steilwand hing und ihr die Haken ausgegangen waren, weil sie nicht, wie Chris ihr mehrfach geraten hatte, für diese Kletterwand die Menge aufgestockt hatte. Hätte ihr Bruder sie dort nicht vom Himmel gepflückt …
    Sie streckte den

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