Schwur des Blutes
mehr wild um sich schlagen. Sie würde versuchen, ihr Verhalten, das in letzter Zeit tatsächlich allzu oft ins Teeniealter abgerutscht war, anzupassen. Sam setzte ein Lächeln auf. „Bitte, sei so nett und trag mich bis zu meinen Sachen. Einfach dem Pfad folgen. Und jetzt sag, was ist passiert?“
Er nickte, ging weiter. Die entspannte Mimik verschwand. „Du hast dein Handy vergessen.“
Deshalb fuhr er ihr unzählige Meilen hinterher? Suchte im …? „Woher wusstest du, wo ich bin?“ Sie wandte den Kopf und sah zu ihm auf. Die Kratzer im Gesicht hätte er sich hier im Tal zuziehen können. Aber verdammt noch mal, die Narben, die hatte er gestern nicht gehabt. Ihre Augen begannen mit einer Inspektion, entdeckten immer mehr Schnitte, verblassende Blutergüsse und … Brandverletzungen. Sie kannte sich damit aus. Viele Extremsportarten gestaltete man durch den Einsatz von Feuer noch extremer, noch interessanter. Sorge brandete auf, eine Gänsehaut jagte die nächste. Was war bloß passiert?
Er durchbrach ihre unfertigen Gedanken, indem er sie unverhofft auf die Füße stellte, die sonnengewärmten Sand unter sich fühlten. Er hielt sie an den Schultern fest, ging auf Abstand und sah auf sie herab. Ernst. Besorgt.
„In deiner Gürteltasche war Sprengstoff versteckt. Dein Handy diente als Zünder. Du befindest dich in Gefahr. Wir müssen rausfinden, wer es präpariert hat. Ich habe dich gefunden, weil dein Rucksack einen Peilsender hat. Und ich habe dich gesucht, weil …“
Noch zu verwirrt, um über das Gesagte nachzudenken, wartete sie nervös auf das, was er weiter preisgeben würde. Doch er schwieg. „… weil ich dich sitzen ließ?“
Er verzog das Gesicht. Schmerzlich. Irgendwie spürte sie seine Verletzlichkeit. Was würde geschehen, wenn sie ihm erzählte, dass sie seine Fänge gesehen hatte? Würde er verschwinden? Oder sie angreifen? Sie räusperte sich leise. „Oder weil du diese Verbindung zwischen uns ebenso fühlst?“
Er ließ sie los, machte einen Schritt rückwärts.
„Was?“
„Nichts!“
Das kam heftig rüber, von einem animalischen Knurren untermalt, das ihr unter die Haut fuhr wie eine waghalsige Verführung. „Ja oder nein?“
Seine Kiefer mahlten, Röte stieg ihm ins Gesicht und er sah weg, als suchte er Rat bei den umstehenden Sträuchern. Und weil er bei ihr ebensolche Gefühle auslöste, schaute sie auf seine Jeans, ob auch er erregt war.
Er war. Ein geiler Vampir. Die Erotik in dieser Zusammenstellung, mit dem unübersehbaren Lustobjekt, schickte all ihre Sehnsucht nach ihm in ihre empfindsame Mitte. Die Luft enthielt kaum noch Sauerstoff, ihre Knie waren weich. Sam straffte den Rücken. Sie zwang sich, auf Abstand zu gehen, sonst ging sie mitsamt ihrer Zurückhaltung sang- und klanglos unter. „Keine Bange, ich kann damit umgehen. Damit, dass du auf mich stehst, meine ich. Es wird keinerlei Annäherungen geben. Du kannst dich also wieder einkriegen. Jetzt erzähl mir endlich, was mit meinem Handy passiert ist. Und mit dir.“ Sie wandte sich ab und pflückte ihre Sachen von den Ästen. Sie musste sich sammeln, sich und das lästige Zittern in ihrer Stimme unter Kontrolle bringen. Eigentlich würde sie ihm gern die Kleidung vom Leib reißen, um sich die Verletzungen anzusehen, sie liebevoll zu versorgen, ihm dabei näherzukommen. „Deine Wunden, sind die von der Explosion?“
„Hm.“
„Also ja. Du brauchst sie nicht vor mir zu verbergen. Ich bin froh, dass es nicht so schlimm war.“ Sie drehte sich zu ihm.
Er nickte nur.
„Du bist okay?“
„Ja.“
„Gut. Ich gehe mal davon aus, dass du mich begleiten wirst. So ganz ohne Gepäck loszuziehen. Du bist echt wahnsinnig. Also los, lass uns gehen und sprich endlich.“
„Den kann ich nehmen.“
„Quatsch. Nur, weil deine Muskeln stärker sind als meine. Vergiss es. Und wenn du zurückbleibst, ist das dein Problem.“ Sam schulterte den schweren Rucksack. Die ungewisse Angst, die seine Andeutungen schürte, schenkte ihr Kraft und die unangenehm tief gehenden Gefühle für diesen attraktiven Mann verliehen ihr Flügel. Noch nie hatte jemand sie so extrem angezogen, dabei kannte sie Timothy doch gar nicht. Und sie hatte keinen Schimmer, worauf sie sich mit einem Vampir einließ.
~~
„Ist das wirklich nötig?“ Ny’lane schob sich die Ärmel des weißen Leinenhemdes bis über die Bizepse. „Ich finde, es steht dir sehr gut.“ Jonas grinste und lehnte sich auf dem bequemen Beifahrersitz von Nyls Silverado zurück.
Hinter
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