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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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Ruhe. Seine Kraft dämmte sich augenblicklich auf die für Sam angenehmste Stärke, ohne dass er sich Gedanken machen müsste, ihr wehzutun. Sein Körper wie sein Verstand, seine Gier und sein Beschützerinstinkt, alles fügte sich zum ersten Mal in seinem Leben zu einer Einheit. Er fühlte sich, als hätte er eine triumphale Schlacht geschlagen. Sie waren wie füreinander geschaffen. Mehr noch! Sie benötigten einander für ein ausgeglichenes Dasein; bildeten eine sonderbare Symbiose.
Timothy lächelte in die Dunkelheit hinein. Er hatte sich in dieses menschliche Geschöpf verliebt, war aus seinem Dämmerzustand nach seiner 92-jährigen Gefangenschaft erwacht, an die er sich nicht erinnerte, erwachte immer wieder, wenn er in ihrer Nähe sein durfte.
Er genoss ihre hingebungsvollen Seufzer und hoffte, dass sie bald ihre bitter nötige Nachtruhe fand. Am liebsten hätte er ihr gesagt, dass er über sie wachte, dass sie schlafen sollte, dass ab sofort niemand ihr mehr wehtun oder über sie herziehen, sie beleidigen oder absägen konnte, dass er für sie da sein würde, solange sie lebte und keiner sein Herz jemals mit solch einer Süße erfüllt hatte wie sie. Doch dann müsste er ihr gleichwohl sagen, dass er ein Vampir war, der sie da gerade im Arm hielt. Und die Panik, die das auslöste, besonders hier am Ende jeglicher Zivilisation, konnte er sich wahrhaftig vorstellen.
„Nicht aufhören, ja?“ Sie nuschelte niedlich vor Müdigkeit und Wohlgefallen.
„Niemals“, hauchte er ihr ins Haar und ließ sie sein Lächeln spüren.
„Höher.“
Seine Finger folgten der Wirbelsäule, massierten sanft und in aller Ruhe auf und ab.
„Bitte unterbrich mich nicht.“
„Was immer du dir wünschst.“
„Chris und ich hatten uns wie immer gut für diesen Trip vorbereitet. Es sollte das zehnte und letzte Mal sein, dass wir die neue Strecke bis zum Half Dome abgingen. Die Sondergenehmigung war vor einigen Tagen ins Hausboot geflattert und wir hatten bereits die Flyer, Zeitungswerbung und sogar einen Kurzspot im Pay-TV im Kasten. Am 17. 3., also vor etwas über einem Monat, erreichten wir den Yosemite-Nationalpark an dem Rastplatz, auf dem meine BMW abgestellt ist. Wir gingen ins Gasthaus und genossen ein zünftiges Abendbrot. Wir kannten die Bedienung von unseren vorherigen Touren, doch dieses Mal machte Maria einen betrübten Eindruck, obwohl sie eindeutig schwanger aussah und rosig und lustig wie sonst hätte sein sollen. Chris munterte sie auf, fragte beim Chef des Hauses, ob Maria sich ein wenig zu uns setzen dürfte und da nichts los war, folgte sie Chris’ Einladung und schüttete uns ihr Herz aus. Sie hätte ihren Verlobten in einer Bibliothek kennengelernt, in der sie vor einer Weile gearbeitet hatte. Sie wären sehr glücklich gewesen. Stolz zeigte sie uns ihren Verlobungsring. Dann kullerten Tränen. Er hätte sich vor Kurzem von ihr abgewendet … Chris schaffte es mit seiner lockeren und natürlichen Art, Maria aufzumuntern, streichelte ihren runden Bauch und richtete Marias Fokus auf die Zukunft. In solchen Momenten wohnte Chris eine unglaubliche Gabe inne. Er filterte stets das Herzensgute heraus und redete mit dem Betroffenen so intensiv und ehrlich darüber, bis auch dieser dem Bösen, Unfassbaren oder Traurigen etwas Gutes abgewinnen konnte. Als Maria unseren Tisch verließ, wirkte sie wie ausgewechselt, lief leichtfüßiger umher und es erfüllte mich mit unendlichem Stolz, einen Bruder wie Chris zu haben.“
Sam schob ihre Hand über seinen Bauch und klammerte sich beinahe an seine Hüfte. Eindeutig kam nun der dramatische Teil ihrer Geschichte. Timothy schwieg, lauschte ihren Worten, ihrem Herzen und den Tränen, die ihre Schläfe hinabrollten und sein Hemd benetzten.
„Zwei Tage später übernachteten wir auf dieser Lichtung. Am nächsten Morgen begannen wir mit dem Anstieg und erreichten zum Sonnenuntergang die senkrechte, dem Tal zugewandte Nordwestflanke. Die Steilwand bei Vollmond zu bezwingen war der Clou des Ganzen. Du musst den Extremsportlern schon etwas Besonderes bieten. Und ist es exklusiv, kann nur einmal im Monat stattfinden, zahlen sie auch gut. Nun ja. Wir bereiteten uns routiniert vor und erklommen die gefährliche halbkugelförmige Felswand. Chris stieg wie immer voraus und sicherte uns doppelt ab. Ich bildete die Nachhut und sammelte seine Sicherungen ein. Wir kletterten stets schweigend, sogen das erhebende Gefühl von Freiheit auf, das durch das fast blaue Vollmondlicht eine ungeheure

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