Schwur fuer die Ewigkeit
des Tages verbringen könnte, aber sie hatte bestimmt nicht vor, gegen Michaels Anweisungen zu verstoßen. Auf keinen Fall würde sie heute auch nur in die Nähe der Vampirzentrale kommen. Nach Hause zu gehen, hatte allerdings auch wenig Reiz, auch wenn es das Sicherste war, was sie tun konnte. Beim Gehen wählte sie Richard Morrells Handynummer. Die Mailbox ging dran. Sie versuchte es beim neuen Polizeichef.
»Hannah Moses, ich höre«, sagte eine forsche, ruhige Stimme am anderen Ende.
»Hey, Hannah, hier ist Claire. Sie wissen schon, Claire Danvers?«
Hannah lachte. Sie gehörte zu den wenigen Menschen, die Claire in Morganville kennengelernt hatte, die keine Angst davor hatten, wirklich von Herzen zu lachen. »Ich weiß, wer du bist, Claire. Wie geht es dir?«
»Gut.« Das dehnte die Wahrheit ein wenig, dachte Claire, aber vielleicht nicht nach den Maßstäben von Morganville. »Wie fühlt es sich an, wenn man Verantwortung übernommen hat?«
»Ich würde gern sagen, dass es sich gut anfühlt, aber du weißt ja.« Claire konnte förmlich an ihrer Stimme hören, dass sie die Schultern zuckte. »Manchmal ist es beruhigender, wenn man ein ahnungsloser Speerträger ist. Dann muss man nicht wissen, wie der Krieg läuft, sondern es reicht aus, wenn man sich auf die nächste Schlacht konzentriert.« Wenn man es in normale Worte kleidete, war Hannah schlicht und ergreifend Soldatin - sie war erst vor ein paar Monaten aus Afghanistan zurückgekehrt und war die knallhärteste Kämpferin, die sich Claire außerhalb von »American Fighters vorstellen konnte. Sie machte vielleicht nicht diese schicken hohen Fußtritte und wirbelte auch nicht durch die Luft, aber in einem richtigen Kampf erledigte sie ihren Job.
Selbst gegen Vampire.
Schließlich sagte Hannah: »Du rufst wahrscheinlich nicht nur an, weil du mich vermisst hast?«
»Oh. Nein... ich... Wussten Sie, dass Richard Morrell vermisst wird?«
»Alles im Griff«, sagte Hannah, ohne ihren Tonfall auch nur eine Spur zu ändern. »Kein Grund zur Sorge. Lass mich raten: Monica hat dich darauf angesetzt. Ich habe ihr schon gesagt, dass wir uns darum kümmern.«
»Ich glaube nicht, dass sie Ihnen vertraut.«
Am anderen Ende der Leitung grinste Hannah wahrscheinlich. »Nee, echt? Na ja, sie ist fies, aber sie ist nicht blöd. Aber ihr Bruder ist in Sicherheit. Mach dir keine Sorgen. Richard konnte schon immer auf sich selbst aufpassen.«
»Ist irgendetwas im Busch? Etwas, das ich wissen sollte?« Hannah sagte nichts und in Claire stieg prickelnd heiße Scham auf. »Schon gut. Ich vergaß. Ich trage das falsche Trikot stimmt's?«
»Nicht deine Schuld«, sagte Hannah. »Schließlich wurdest du eingezogen und hast dich nicht freiwillig gemeldet. Aber ich kann mit dir nicht über Strategien sprechen, Claire. Das wirst du verstehen.«
»Ja, natürlich.« Claire seufzte. »Ich wünschte nur... Sie wissen schon.«
»Das weiß ich wirklich. Geh nach Hause und bleib dort. Verstanden?«
»Schon auf dem Weg«, versprach Claire und legte auf.
Auf der anderen Straßenseite schlossen die Läden in der Nähe des College allmählich, obwohl es noch früh war. Niemand wollte gern draußen ertappt werden, wenn die Nacht kam; tagsüber war man schon nicht sicher, aber in der Dämmerung und danach war es noch deutlich schlimmer.
Claire verlangsamte ihre Schritte, als sie am Common Grounds vorbeikam. Die Stahlgitter waren noch immer unten, die Tür war geschlossen, aber da war etwas... etwas...
Sie überquerte die Straße, wobei sie nicht so recht wusste, warum sie das tat; blieb ein paar Sekunden stehen und gaffte wie eine Idiotin auf die verschlossene Tür.
Dann hörte sie das deutliche metallische Geräusch eines Riegels, der zurückgeschoben wurde, und wie in Zeitlupe gab die Tür einen knappen Zentimeter nach. Außer Dunkelheit war nichts zu sehen.
Ich sage jetzt nicht: Hallo, ist da jemand, wie irgendein lebensuntüchtiges Mädel im Film, dachte Claire. Und ich gehe nicht hinein.
Ganz bestimmt nicht.
Die Tür ging noch einen Zentimeter weiter auf. Noch mehr Dunkelheit. »Das soll wohl ein Witz sein«, sagte Claire laut. »Für wie bescheuert halten Sie mich eigentlich?«
Dieses Mal öffnete sich die Lücke auf etwa dreißig Zentimeter. Abseits jeder Spur von Sonnenlicht stand dort jemand, den sie kannte: Theo Goldman, Vampir und Arzt.
»Entschuldige bitte«, sagte er. »Ich konnte nicht zu dir kommen. Würdest du mir die Ehre erweisen...?«
Es gab viele Vampire in
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