Schwur fuer die Ewigkeit

Titel: Schwur fuer die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine

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Ruhe an. Sie stellte sich vor, dass Amelie ihn genauso angeschaut hätte - wie die heruntersausende Klinge einer Guillotine. »lch bin ein ungezogener Rempler«, sagte sie. »Aber ein ungezogener Rempler, den sie nicht herumkommandieren können. Jetzt möchte ich, dass Sie mich in Ruhe lassen und zurück in Ihr Büro gehen. Und machen Sie die Tür zu. Und zwar sofort.«
    Er schaute sie an, als könnte er seinen Ohren nicht trauen. »Wie bitte?«
    »Sie haben mich gehört. Ich kann im Moment nicht brauchen, dass Sie hier Ärger machen. Gehen Sie!«
    Er sah verwirrt aus, aber er nickte widerwillig und machte sich auf den Weg zu einer Tür weiter hinten im Flur, auf der »Verwaltung« stand.
    »Nur kein Neid, Monica«, murmelte Claire. »Und vielen Dank, dass du mir beigebracht hast, ein Miststück zu sein.« Sie rannte los und ließ ihn und sein kleinkariertes Königreich hinter sich zurück.
    Myrnin hatte sie damals durch dunkle Flure geführt, aber sie konnte sich an die Abzweigungen erinnern; ein wenig zu spät fiel ihr auch ein, dass der Weg dunkel war, und sie wünschte, sie hätte daran gedacht, sich unterwegs irgendwo eine Taschenlampe zu schnappen. Auf dem letzten Stückchen fiel ein wenig Licht in den Korridor; Tische und Stühle standen hier willkürlich im Weg herum. Sie musste ihr Tempo drosseln, sonst wäre sie der Länge nach hingefallen.
    Endlich sah sie die verschlossenen Türen am Ende des Korridors, umrundete ein staubiges Lehrerpult und hämmerte an die schwere Holztür.
    »Hey!« Keine Antwort. Sie klopfte noch einmal. »Dr. Mills! Dr. Mills, machen Sie auf! Ich bin es, Claire. Ich brauche Ihre Hilfe!« Keine Antwort. Sie drückte die Türklinke herunter.
    »Dr. Mills?«
    Die Tür ging ohne den geringsten Widerstand auf.
    Das Zimmer war leer. Kein Anzeichen für einen Kampf - eigentlich kein Anzeichen für irgendetwas. Als wäre nie jemand hier gewesen. Die ganze Ausrüstung stand wieder sauber und glänzend in den Regalen; es gab keinen Hinweis auf die Produktion von Serum und Kristallen, die hier stattgefunden hatte. Nur das Fehlen einer Staubschicht wies daraufhin, dass das Labor benutzt worden war.
    Claire eilte in den Raum dahinter, wo sich das Büro des Lehrers und die abgeschlossenen Schränke befanden. Dort hatte die Familie Mills gewohnt.
    Genau dasselbe. Nichts wies darauf hin, dass sie jemals hier gewesen waren, nicht einmal ein Fetzen Papier oder ein verlorenes Spielzeug waren zu sehen. »Oh Gott, sie wurden verlegt«, flüsterte Claire und machte auf dem Absatz kehrt, um zu ihren Freunden zurückzulaufen. Sie hoffte zumindest, dass die Familie Mills verlegt worden war. Die Alternative wäre sehr viel schlimmer, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass Bishop – oder seine Schergen - die Zeit und die Energie aufgebracht hätten, hinter sich aufzuräumen. In Myrnins Labor hatten sie das zumindest nicht getan.
    Claire stieß unwillkürlich einen Schrei aus, denn eine geisterhafte Frau versperrte ihr den Weg. Sie schien komplett aus Schwarz-Weiß- und Grau-Schattierungen zu bestehen und hatte keinerlei Farbe an sich.
    Sie sah aus, als entstammte sie direkt einer Fotografie aus viktorianischer Zeit. Lange aufgebauschte Röcke, das Haar zu einem Dutt aufgesteckt, ein schlanker, anmutiger Körper. Sie starrte Claire an, die Hände vor dem Körper verschränkt. Sie hatte so etwas Gespenstisches und Wissendes an sich, dass Claire abrupt stehen blieb und nicht sicher war, was sie jetzt tun sollte. Sie war sich jedoch absolut sicher, dass sie nicht in die Nähe dieser Erscheinung gelangen wollte.
    Claire konnte durch den Körper der Frau hindurch das dahinterliegende Zimmer sehen. Und während sie noch hinschaute, löste sich der Geist in einen atmosphärischen Nebel auf und erschien dann von Neuem.
    Die Frau legte den Finger auf die Lippen, gab Claire ein Zeichen und glitt davon.
    »Geister«, sagte Claire. »Großartig. Ich werde wohl verrückt, das hat mir gerade noch gefehlt.«
    Aber als sie dann in das andere Zimmer ging, war der Geist immer noch da, er schwebte ein paar Zentimeter über dem Boden. Immerhin war sie wohl dauerhaft verrückt.
    Das Phantom winkte Claire, ihm zu folgen, und wandte sich nach vorne, wobei es dünner und dünner wurde, dann ganz verschwand, bevor es wieder breiter wurde und seine Rückenansicht präsentierte. Ganz und gar nicht wie eine reale Person, eher wie ein flacher, ausgeschnittener Pappkarton, der eine 180-Grad-Drehung macht. Es war bestürzend und