Schwur fuer die Ewigkeit
unheimlich und Claire war überzeugt: Ich halluziniere nicht, weil ich auf so etwas niemals selbst kommen würde.
Sie folgte dem Geist zurück in das wissenschaftliche Labor, dann hinaus in den Korridor. Dann in ein anderes Klassenzimmer, das abgesehen von Pulten und Tafeln leer war. Staub lag in der Luft und man merkte, dass das alles schon lange nicht mehr benutzt worden war. Es wirkte, als wäre in den letzten Jahren keine Menschenseele hier gewesen.
Der Geist wandte sich der Tafel zu und dort formten sich mit dünnen weißen Strichen Buchstaben.
AMELIE HAT, WAS DU BRAUCHST, schrieb er. FINDE AMELIE, RETTE MYRNIN.
»Wer bist du?«, fragte Claire. Der Geist schenkte ihr ein dünnes Lächeln. Er wirkte verärgert und schien sich mehr als nur ein bisschen überlegen zu fühlen.
Drei Buchstaben erschienen auf der Tafel. ADA.
»Du bist der Computer? « Claire musste unwillkürlich lachen. Nicht genug, dass sie hier mit einem Blut trinkenden Computer sprach, nein, dieser stellte sich auch noch gern als Heldin aus einem Gothic-Roman vor. Miss Plum, die beherzte Gouvernante. »Wie machst du... Oh, ist ja auch egal, ich weiß, dass das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist. Wie kann ich Amelie finden?«
BENUTZE ARMBAND. Adas schwarz-weiße Gestalt flackerte wieder wie ein gestörtes Signal. Als sie sich wieder zusammengesetzt hatte, sah sie angestrengt und unglücklich aus. BEEIL DICH. KEINE ZEIT.
»Ich weiß nicht, wie!«
Ada sah noch verärgerter aus und schrieb etwas an die Tafel - aber es war schwach und schon fast wieder verschwunden, bevor Claire es überhaupt lesen konnte. B-L-U... »Blut?«, fragte Claire.
Ada selbst schwand zwar, aber Claire konnte erkennen, dass ihr Mund ein Ja formte. »Natürlich. Was sonst? Warum könnt ihr Typen nicht mal was erfinden, das mit Schokolade funktioniert?«
Keine Antwort von der Geister-/Computerwelt; Ada löste sich in einem Hauch von weißem Nebel auf. Claire schaute sich um und entdeckte einen Reißnagel, der in eine Pinnwand gedrückt war. Sie zögerte, positionierte den Reißnagel dann über ihrem Finger und murmelte: »Wenn ich Wundstarrkrampf bekomme, bist du schuld, Myrnin.«
Dann stach sie sich die Spitze in den Finger, bis ein paar fette Tropfen Blut herausquollen, die sie auf das Symbol auf Amelies Armband tropfen ließ.
Es glänzte weiß im dämmrigen Licht. Das Blut verschwand in den Rillen und das ganze Armband wurde warm, dann ungemütlich heiß auf ihrer Haut. Claire knirschte mit den Zähnen, bis sie das Gefühl hatte, schreien zu müssen, aber schließlich ließ das Brennen nach und das goldene Metall fühlte sich seltsam kalt an.
Und das war alles. Amelie tauchte nicht auf magische Weise auf. Claire wusste nicht so genau, was sie erwartet hatte, aber das hier war wirklich enttäuschend.
Sie steckte den Reißnagel wieder in die Pinnwand und machte sich auf den Weg zurück zu Hannah und Michael, um ihnen zu sagen, dass sie komplett gescheitert war.
Niedergeschlagen ging sie in Richtung Keller zurück. Die Korridore waren jetzt verlassen, weil der Unterricht wieder begonnen hatte. Als sie an der Tür der Verwaltungsbüros vorbeikam, öffnete sie sich und der Mann, den sie wie ein kleines Kind in dieses Zimmer geschickt hatte, streckte den Kopf heraus. »Miss Danvers?«, fragte er. »Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
Das war der Traum jedes Highschool-Schülers, dachte Claire, und sie war versucht, ihn etwas völlig Verrücktes tun zu lassen, zum Beispiel, sich nackt auszuziehen und in der Aula herumzurennen. Stattdessen schüttelte sie jedoch einfach den Kopf und ging weiter.
Er trat aus der Tür und stellte sich ihr in den Weg.
»Könnten Sie vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen?«, fragte er, und als sie versuchte, an ihm vorbeizugehen, packte er sie am Arm. Er senkte die Stimme zu einem hastigen, rauen Flüstern. »Sagen Sie Mr Bishop, dass ich ihm helfen kann. Ich kann ihm von Nutzen sein. Sagen Sie ihm das!«
Die große Doppeltür, die am Ende des Flurs hinaus ins Sonnenlicht führte, flog krachend auf und ein ganzer Trupp von Leuten strömte herein. Sie trugen alle lange dunkle Umhänge mit Kapuzen und bewegten sich rasch und zielgerichtet.
Schneller als Menschen.
Die beiden Anführer warfen ihre Kapuzen zurück und Claire war erleichtert, als sie sah, dass einer von ihnen Amelie war. Sie war vollkommen gelassen und sah wie immer so aus, als würde sie die volle Verantwortung tragen, auch wenn sie nicht mehr die
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