Schwur fuer die Ewigkeit
hätte - natürlich nicht. Das war Amelies Werk.
Aber jetzt waren alle Zellen leer.
Claire blieb stolpernd stehen und schlang die Arme um ihren Bauch, dort, wo Bishops Willen so an ihr zog, dass es sich anfühlte wie ein glühend heißer Draht, der durch ihre Haut gezogen wurde. Sie stützte sich schwer atmend an der Wand ab.
»Hier bin ich«, sagte sie in die Leere. »Was soll ich tun, Ada?«
Adas Geist glitt vor ihr den Korridor entlang - sie war noch immer zweidimensional, aber sie sah sie jetzt von hinten. Ihre steifen Glockenröcke glitten ein paar Zentimeter über dem Steinboden dahin und sie schaute mit einem unmissverständlich befehlenden Gesichtsausdruck über ihre Schulter zurück zu Claire. Großartig, dachte Claire. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass mich Bishop am Haken hat, jetzt ist es auch noch Myrnins durchgeknallter Computer. Ich habe viel zu viele Chefs.
Eve würde jetzt sagen, dass sie einen besseren Job bräuchte - selbst ein Job in der Abwasseraufbereitung wäre besser als das hier.
»Wohin gehen wir?«, fragte sie Ada. Nicht dass sie eine Antwort erwartet hätte. Sie wurde nicht enttäuscht. Das Gefängnis bestand aus langen Gängen und das letzte Mal, als Claire hier gewesen war, waren die meisten Zellen von Opfern der Seuche belegt gewesen. Sie hatte ihnen Nahrung - nun ja, Blut - gebracht, damit sie nicht verhungerten. Manche von ihnen waren gewalttätig; die meisten hatten nur still dagelegen, unfähig, überhaupt etwas zu tun.
Wo waren sie jetzt?
Am Ende der Reihe befand sich die Zelle, in der Myrnin sein Leben gefristet hatte, hin und wieder zumindest, wenn er zu gefährlich war, als dass er sich in seinem Labor oder in der Gesellschaft von Leuten, selbst von Vampiren, hätte aufhalten können. Sie war mit häuslichem Komfort eingerichtet - zum Beispiel mit einem dicken Orientteppich, einem Stapel weicher Decken und Kissen, einem abgenutzten Lehnstuhl und stapelweise Büchern.
Auch von Myrnin keine Spur.
Ada glitt zum Ende des Korridors, dann drehte sie sich zu Claire um, wobei sie flackernd von Rückansicht zu Frontansicht wechselte, sodass es aussah wie ein abrupter Jump Cut in einem Film.
»Das ist echt gruselig«, sagte Claire. »Aber das weißt du selbst, oder?«
Ihr Handy klingelte. Sie klappte es auf. »Du hast Dr. Mills gesucht«, sagte Ada. »Hier ist er.«
»Wo?«
»Komm mit. Er braucht Hilfe.«
Claire hielt sich das Telefon ans Ohr, während sich Ada wieder umdrehte und wie Nebel durch die Steinwand driftete. Claire hielt an, ihre Nase war noch fünf Zentimeter von der Oberfläche des Hindernisses entfernt. Sie streckte langsam die Hand aus, und obwohl der Stein vollkommen echt aussah - er roch sogar echt, nach Staub und Moder -, fühlte sie unter ihrer Hand nur Luft. Trotzdem befahl ihr Gehirn ihr störrisch, keinen weiteren Schritt vorwärts zu machen, weil sie ansonsten mindestens ein verschrammtes Gesicht davontragen würde. Tatsächlich widersetzte sich ihr ganzer Körper dem Befehl weiterzugehen.
Claire zwang sich, einen Fuß vom Boden zu heben, ihn Zentimeter für Zentimeter zu bewegen und in den Stein zu treten. Dann schob sie den anderen Fuß entsprechend nach vorne. Es wurde überhaupt nicht einfacher, zumindest nicht die nächsten zwölf bis fünfzehn qualvollen Zentimeter, und dann war der Druck plötzlich weg und sie trat hindurch in einen großen, gut beleuchteten Raum.
Einen Raum voller Vampire.
Claire erstarrte, als sich ihr Dutzende bleiche Gesichter zuwandten. Sie hatte die Insassen nie kennengelernt - die meisten von ihnen hatten namenlos im Schatten ihr Leben gefristet -, aber sie erkannte ein paar von ihnen. Was taten sie hier, außerhalb ihrer Zellen?
Die Stimme aus dem Handy an ihrem Ohr fauchte sie ungeduldig an: »Würdest du endlich kommen?«
Claire blinzelte und sah, dass Ada mitten im Raum schwebte und sie rasend vor Wut anstarrte. »Werden sie nicht...«
»Sie werden dir nichts tun«, sagte Ada. »Sei nicht albern.«
So albern fand Claire das gar nicht. Sie hatte schon gesehen, wie einige dieser Vampire mit ihren Fingernägeln Furchen in den Stein gegraben und an ihren eigenen Fingern genagt hatten. Sie war wie ein Hundeleckerli in einem Zimmer voll tollwütiger Rottweiler.
Keiner von ihnen stürzte sich auf sie. Sie starrten sie an, als wäre sie irgendeine Kuriosität, aber sie schienen nicht besonders, nun ja, hungrig zu sein.
Sie folgte Adas Gestalt durch den Raum zu einer Nische, wo sie Dr. Mills sehr still
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