Schwur fuer die Ewigkeit
unbarmherzig daran zog. Zuerst war es nervig. Dann tat es weh. Schließlich befreite sie sich aus Shanes Umarmung und ging auf der offenen Fläche der Lagerhalle, die als Busdepot gedient hatte, im Kreis herum, wobei sie immer weitere und größere Bögen beschrieb. Shane stellte sich ihr in den Weg, sobald sie der Tür zu nahe kam, und sie schaute ihn in stummer Verzweiflung an. »Ich hasse das!«, platzte sie heraus. »Ich will, dass dieses Ding verschwindet! « Und sie brach in Tränen aus, weil sie von dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und der Angst überwältigt wurde, dem Gefühl, nicht dort zu sein, wo sie eigentlich sein sollte. Dieses Mal half nicht einmal Shanes Anwesenheit. Der Kummer überkam sie in Wellen, die sie erdrückten. Sie hörte, wie Shane nach Richard Morrell rief, und dann war Hannah da und sagte etwas von helfen.
Claire spürte ein heißes Stechen im Arm und Ruhe breitete sich wie Eis in ihren Venen aus. Das war eine Erleichterung, aber die Ruhe erstreckte sich nicht auf das Brennen an ihrem Arm oder die Angst, die ihr im Bauch brodelte. Ihr Körper gehörte noch immer nicht ihr.
»Sie wird eine Weile schlafen«, sagte Hannah wie aus weiter Entfernung. »Shane, ich brauche dich.«
Claire konnte die Augen nicht öffnen und ihnen sagen, dass sie eigentlich gar nicht schlief. Es sah zwar so aus - das hatte sie erkannt -, aber eigentlich war sie hoffnungslos wach. Schmerzhaft wach.
Shane küsste sie warm und zärtlich und sie fühlte, wie er ihr über das Haar und über die Wangen strich. Bleib bei mir , wollte sie zu ihm sagen, aber sie konnte sich weder rühren noch sprechen.
Ihr Herz schlug langsam und ruhig, obwohl sie die Panik in sich aufsteigen spürte.
Sie fühlte, wie sie weggetragen, mein warmes Bett gesteckt und mit Decken zugedeckt wurde.
Danach Stille.
Ihre Augen öffneten sich, als würden sie von jemand anderem gesteuert, und als sie sich umschaute, sah sie jemanden in der Ecke des abgedunkelten Zimmers stehen, in dem sie sie zurückgelassen hatten.
Ada.
Der Geist legte einen bleichen, flackernden Finger an die Lippen und bedeutete Claire, sich aufzusetzen. Das tat sie, aber sie hatte keine Ahnung, warum.
Ada kam zu ihr geschwebt. Wieder war sie überhaupt nicht dreidimensional, sondern nur eine flache Projektion in der Luft, die aussah wie eine Fernsehfigur ohne Bildschirm. Sie wirkte nicht richtig menschlich; eigentlich eher wie eine Figur aus einem Videospiel, so glatt und voller künstlicher Details.
Irgendwo in der Dunkelheit klingelte ein Handy. Claire ging hinüber zu einem Stapel Schachteln, auf dem »Kommunikationsausrüstung für den Notfall« stand, und riss das Klebeband auf, um das Handy herauszuholen. Dem Batteriesymbol auf dem Display nach zu schließen, war es voll aufgeladen. Sie hielt es sich ans Ohr.
»Bishop versucht, dich zu sich zu holen«, sagte Ada mit ihrer blechernen, künstlichen Stimme. »Aber ich brauche dich woanders.«
» Du brauchst mich?«
»Natürlich. Jetzt wo Myrnin außer Gefecht ist, brauche ich jemanden, der mir hilft. Nimm das Portal, um zu mir zu gelangen.«
»Es gibt dort ein Portal?« Claire fühlte sich langsam und dumm und sie glaubte nicht, dass das an der Medizin lag, die Hannah ihr verabreicht hatte. Adas geisterhafte Erscheinung warf ihr einen glühend verächtlichen Blick zu.
»Ich habe ein Portal errichtet «, sagte sie. »Das ist mein Job, du dummes Ding. Benutze es, jetzt sofort. Sechs Schritte vorwärts, vier nach rechts. Los!«
Die Verbindung an Claires ausgeliehenem Handy riss mit einem Piepsen ab. Sie klappte es zu und ließ es in ihre Tasche gleiten; sie merkte, dass ihr jemand - sie nahm an, Shane - die Schuhe ausgezogen hatte. Sie zog sie an und ging sechs Schritte vorwärts in die Dunkelheit, dann vier Schritte nach rechts.
Beim vierten Schritt fiel sie durch eiskalte Finsternis. Als ihre Füße den Boden berührten, erkannte sie den Ort wieder, an dem sie gelandet war.
Es waren die Zellen, in die Myrnin und Amelie die Vampire eingesperrt hatten, die zu krank waren, um allein zu leben. Es war ein altes Gefängnis, das dunkel und feucht war und aus solidem Stein und Stahl bestand. Der Tornado, der vor ein paar Monaten in Morganville gewütet hatte, hatte einen Teil des Gebäudes beschädigt; Claire war nicht dabei gewesen, als die entflohenen Patienten wieder eingefangen wurden, aber sie wusste, dass das nötig gewesen und dass das Gebäude renoviert worden war. Nicht dass sich Bishop darum gekümmert
Weitere Kostenlose Bücher