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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Niedertracht im Meer versinken“, schimpfte ich.
    „Wirklich“, sagte Lalmi, „ich kann deinen Ärger verst e hen. Du bist viel zu schön und einzigartig, um so ein Leben auf dich zu nehmen.“
    Ich antwortete ihr, daß ich da nicht allein stünde.
    „Oh nein, ich bin nicht viel wert. Auf unserem Haus liegt ein Fluch, wonach zu einer bestimmten Zeit unser Palast zusammenstürzen würde und nur ein Haufen Trümmer d a von übrigbliebe, wenn nicht die einzige Tochter einem Gott gegeben würde. Als die ersten Risse in den Mauern erschi e nen, hat man es für ratsam gehalten, mich wegzugeben; da kein bestimmter Gott gefordert worden war und dieser Te m pel nur einen Tagesritt entfernt lag, haben sie mich hierhe r gebracht.“
    „Arme Lalmi. Es scheint, als wäre es unser Schicksal, in diesem unwürdigen Loch zu verkümmern.“
    So sprach ich und legte ihr dabei den Arm um die Schu l ter, um sie zu trösten. Diese Handlung legte sie glückliche r weise falsch aus.
    Alle Vorsicht war von mir gewichen, und Lalmi dachte in ihrer prächtigen Geistesabwesenheit nie daran. Kurz vor T a gesanbruch wurden wir von dem schrillen Geschrei der Schwestern gestört, die mit ihren rituellen Fackeln zu uns gekommen waren, und sahen wie wir in einer Umarmung dalagen, die kaum schwesterlich, dafür aber um so leide n schaftlicher war.
    Was soll ich über das gräßliche Drama, das darauf folgte, noch viele Worte verlieren? Wir wurden beide in den Lage r raum gebracht und dort zwischen den geräucherten Fischen angekettet. Einige Schwestern, die meine Zelle untersuchten, fanden Gedichte, die ich in meinem Schreibpult versteckt hatte. Einige von ihnen bezogen sich in phantasievoller Weise auf Donsar.
    Als sie das entfernte Heulen und Wehklagen hörte, fragte Lalmi ohne sonderliche Neugier: „Ich möchte wissen, wie wir bestraft werden?“
    „Da sie Strafe für wonnevoll und Not für das größte Ve r gnügen halten, wird es ihnen schwerfallen, eine Methode zu finden“, sagte ich bitter. „Vielleicht geben sie uns genießb a res Essen und ein weiches Bett und erwarten dann, daß wir an dieser Qual zugrunde gehen.“
    Die Schwesternschaft jedoch erwies sich letzten Endes doch als praktisch. Wir hatten es gewagt, Fleischeslust zu genießen, was die schwerste von den neunhundertdreiun d dreißig Sünden war, die in den Schriften des Eifers ve r zeichnet waren, und, was noch weit schlimmer war, wir ha t ten das Heiligtum entweiht. Unser Los konnte nichts anderes sein, als weit vom Busen Donsars entfernt einen ungewei h ten Tod zu erleiden.
    Nach einem Tag in dem Lagerraum kam die Oberbraut zu uns, um uns unser Schicksal zu verkünden. Nach dem Alter der mitgeführten Schrift zu urteilen, sollte es ein traditione l les Verhängnis werden. Wir würden ein paar Meilen an der Küste entlang zu einer bestimmten ruchlosen Bucht gebracht und dort an einen Felsen geschmiedet werden. Dann würde man uns dem Seeungeheuer überlassen, das regelmäßig au f tauchte und diesen Strand heimsuchte.
    Diese Nachricht entmutigte mich stark.
    „Nehmt doch mal an“, so argumentierte ich, „daß das Ungeheuer nicht erscheint. Dann sterben wir einfach an den Unbilden der Witterung und an Nahrungsmangel – was n a türlich beides für uns ein Hochgenuß sein wird.“
    „Ihr könnt versichert sein, daß das Wesen kommen wird“, versicherte uns die Oberbraut, „und daß ihr beide in Sünde zugrunde gehen werdet.“
    So sprach sie, drehte uns den Rücken zu, stieß einen g e heimnisvollen Fluch aus und ließ uns allein. Um Mitternacht führten uns schweigende Schwestern in den Außenhof, wo sechs mit Kapuzen verhüllte Männer uns die Hände fesse l ten und uns auf magere Skorm-Pferde hoben. Dann ritten sie mit uns in die Nacht hinaus. So war ich doch endlich aus dem Tempel entkommen, allerdings nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
    Mir kam der Gedanke, daß Donsar vielleicht doch bei meinem Schicksal die Hände im Spiel gehabt hatte. Dieser Gedanke rief in mir jedoch eher Unbeugsamkeit als Angst hervor.
     
    Nachdem unser mühseliger Ritt ungefähr eine Stunde g e dauert hatte, ging ein Halbmond auf und verbreitete fahle Lichtflecken auf dem Meer unter uns. Wir suchten unseren Weg zwischen trostlosen Felsen, das Wasser zu unserer Li n ken, riesige Berge und Schluchten zu unserer Rechten. Was dahinter im Inland lag, das wußte ich nicht, und es intere s sierte mich auch nicht.
    Unsere Eskorte war nicht zu durchschauen. Sie trugen schwarze Umhänge,

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